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Wetzlas


Der kleine Ort sowie das hier befindliche Gut gehörten ursprünglich zur Herrschaft Waldreichs und bildeten ein eigenes Amt. 1657 wurde es von Balthasar Freiherr von Walderode, dem das benachbarte Dobra gehörte, erworben und mit ihm vereinigt. Freiherr Ignaz Philipp von Ehrmanns ließ ab 1720 den hier stehenden Meierhof aus dem 16. Jh. in ein Schloss umbauen. Ihm war vermutlich die alte Burg Dobra zu unbequem geworden. Fünf Jahre später übersiedelte er und sein Gefolge in einer feierlichen Prozession in das neues Schloss. Dobra wurde dem Verfall überlassen. Unter seinem Sohn Johann Felix Freiherr von Ehrmann entstand neben dem Schloss, das er ausbauen ließ, 1729 ein quadratischer turmartiger Bau für astronomische Beobachtungen. 1814 erwarb Heinrich Freiherr von Pereira-Arnstein die Herrschaft und vereinigte sie mit Waldreichs und Allentsteig. 1842 veräußerte Adolf von Pereira-Arnstein diese Güter an Franz von Andreae. Dieser ließ das Haupthaus aufstocken. 1876 kam Wetzlas an die Freiherren von Spillmann, die es 1925 an Prinz Friedrich von Schönburg-Waldenburg verkauften. Es gelang ihm aber nicht, den Gutsbetrieb wirtschaftlich zu führen. Im Wege einer Zwangsversteigerung kam dieser 1932 in den Besitz der Pressburger Ersten Sparbank. Als das Deutsche Reich 1940 den Truppenübungsplatz Döllersheim anlegte, wurde auch Wetzlas einbezogen. Nach 1945 wurde es von diesem wieder abgetrennt und als öffentliches Eigentum vom Land Niederösterreich verwaltet. Das seit dem Zweiten Weltkrieg stark herabgekommene Schloss ist heute in Privatbesitz und wird als Erholungsheim für Jugendliche genutzt. Die ansehnliche Kunstsammlung sowie die zahlreichen Biedermeiermöbel, die noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Ausstattung gehörten, sind natürlich längst verschwunden.

Das klassizistische Herrenhaus sowie die Wirtschaftsgebäude sind von einer Mauer umgeben, die auch den stattlichen Park einschließt. Das Erdgeschoß des lang gestreckten Hauptgebäudes stammt noch aus dem 18. Jahrhundert. Das Obergeschoß wurde 1842 aufgesetzt. Schauseite des Schlosses ist seine Nordfront. Sie weist 15 Fensterachsen auf. Der fünfachsige Mittelrisalit wird durch flache Pilaster gegliedert. Der darüber befindliche Dreiecksgiebel enthält eine Uhr. Sein Scheitel ist mit dem steinernen Familienwappen der Ritter von Andreae geschmückt. Die Seitentrakte sind lediglich durch die durchgehende Nutung des Erdgeschosses und ein Sims, das die beiden Geschosse trennt, dekoriert. Die flache Wagenauffahrt vor dem Erdgeschoß wird von einem Eisengeländer begrenzt. An der Parkseite springt im Westen die ehemalige Schlosskapelle vor. Ihr hoher Dachreiter trägt einen Zwiebelhelm. Das quadratische Schiff und die halbrunde Apsis sind klassizistisch gestaltet. Der ebenfalls klassizistische Marmoraltar wurde um 1842 aufgestellt. Von den sonstigen Innenräumen ist lediglich der restaurierte Festsaal erwähnenswert. Die übrigen Zimmer sind auf den heutigen Verwendungszweck ausgerichtet. Gelegentlich haben sich noch einfache Stuckdecken aus dem 19. Jh. erhalten. Neben der Einfahrt in den großen Hof ragt der sog. Astronomische Turm empor. Während seine Erdgeschoßmauern heute glatt verputzt sind, zeigt das Obergeschoß eine hübsche spätbarocke Pilastergliederung sowie vier hohe Rundbogenfenster. Ein geschweiftes Pyramidendach schließt den Bau ab. Dem Schloss gegenüber liegen im unteren Teil des Hofes ausgedehnte Wirtschaftstrakte. Das Kreuzgratgewölbe der ehemaligen Stallungen wird von toskanischen Säulen gestützt (Ende 18./Anfang 19. Jh.). Der Park zeichnet sich durch etliche seltene und alte Bäume aus. Eine einst hier stehende überlebensgroße Steinplastik der Flora, die Josef Klieber 1845 geschaffen hatte, ist nicht mehr vorhanden. Erhalten, wenn auch verfallen, ist am Parkrand ein ehemaliges Lusthaus mit hübschem vieleckigem Pyramidendach.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 25 km östlich von Zwettl

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


05.05.2005