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Neu-Wartenburg


Der kaiserliche Erblandfalkenmeister, Graf Johann Albert von Guyard de Saint Julien-Wallsee, lud Kaiser Karl VI zu einer Falkenjagd auf seinem Herrschaftsgebiet ein. Um ihm eine standesgemäße Unterkunft bieten zu können, ließ er 1730 - 1732 unterhalb seines Burgschlosses, dem heutigen Alt-Wartenburg, innerhalb von kaum drei Jahren ein prächtiges spätbarockes Landschloss errichten. Vorbild für Neu-Wartenburg war das einstige Gartenpalais Althan in Wien, das kurz zuvor nach Plänen von Josef Emanuel Fischer von Erlach errichtet wurde. Baumeister war Anton Erhard Martinelli, ein Schüler Fischer von Erlachs, der auch an der Wiener Karlskirche gearbeitet hat. Graf Johann Albert dürfte mit dem Bau seine finanziellen Verhältnisse wohl zu stark strapaziert haben. Aufgrund seiner hohen Schulden war er gezwungen, das Schloss 1754 an Johann Ignaz von Ghelen zu verkaufen. Von der Familie Ghelen erwarb 1766 der Feldproviant-Oberkommissär Johann Georg Edler von Grechtler die Herrschaft Wartenburg samt den Gütern Ainwalding und Thalheim. 1785 veräußerte sein Sohn, der General-Feldwachtmeister Georg Adam Freiherr von Grechtler Alt- und Neu-Wartenburg an Thaddäus von Reischach. Von dessen Söhnen gelangte der Besitz 1847 an Ludwig Ratzesberg. Graf Albert von Saint-Julien gelang es 1869 Alt- und Neu-Wartenburg wieder in Familienbesitz zu bekommen. Bei einem Brand im Jahre 1940 stürzte ein Teil der Kuppel ein. Erst 1968 konnte das Gebäude völlig wiederhergestellt werden. 1973 fielen Schloss und Burg im Erbweg an die Grafen Strachwitz, die sie auch heute noch besitzen. Eine Zeitlang war das Schloss als Museum der Öffentlichkeit zugänglich, doch wurde dieses bald wieder geschlossen, so dass Neu-Wartenburg derzeit im Inneren nicht besichtigt werden kann.

Eine Kastanienallee verbindet die Landstraße mit der von zwei Torpavillons flankierten Einfahrt. Die Torpfosten sind mit Putti und Steinvasen geschmückt. Dahinter erstreckt sich der geräumige Ehrenhof. Der als „maison de plaisance“ geplante Landsitz liegt an der gegenüberliegenden Seite des Hofes. An ihn schließen rechts und links eingeschossige Kavalierstrakte an, die das kaiserliche Gefolge aufnehmen sollten und später als Wirtschaftsbauten dienten. Das zweigeschossige Haupthaus wird durch einen überhöhten, eingeschossigen, achteckigen Mittelpavillon, der senkrecht zur Gebäudeachse steht, in zwei fünfachsige Flügel geteilt. Er beherbergt den Prunksaal. Hofseitig ist ihm eine Einfahrtshalle vorgelagert, die mit einem Giebel und einem Uhrtürmchen geschmückt ist. Die beim Brand von 1940 weitgehend zerstörte barocke Balustrade an der Gartenseite des Mittelbaues wurde 1968 erneuert. Die Ausstattung des Prunksaales ist von bemerkenswerter Qualität. Das Deckenfresko wurde 1737 von Bartholomäus Altomonte geschaffen. Es zeigt die vier Jahreszeiten. Beim Brand wurde es teilweise ruiniert, 1960 aber restauriert. Die Längswände sind mit Putten, die die vier Elemente repräsentieren, bemalt. Auch die anderen Räume des Erdgeschosses sind mit vorzüglichen Stuckdecken aus der Bauzeit und prächtigen Kaminen ausgestattet. Die beiden äußeren Zimmer der Flügel sind vertäfelt. Der mit Rosenholz verkleidete Raum war für die Dame des Hauses bestimmt. Die Bibliothek des Hausherrn ist mit Kupferstichen geschmückt, die in die Vertäfelungen eingelassen sind. Die Bilder des Speisezimmers zeigen verschiedene Tiere beim Verschlingen ihrer Beute, was wohl die Speisenden an die Einhaltung gewisser Tischsitten erinnern sollte. Für die Barockzeit typisch ist auch das Spiegelzimmer. In der kleinen Schlosskapelle hat sich ein Stuckmarmoraltar mit zwei Nischenfiguren, die die Heiligen Peter und Paul darstellen, erhalten. Hinter dem Schloss dehnt sich ein einst sehr gepflegter Park bis zum Ufer der Vöckla aus. Eine Marmortafel am Falkenhaus im hinteren Teil des Geländes erinnert an den Besuch Kaiser Karls VI.

Lage: Oberösterreich/Salzkammergut – ca. 2 km nördlich von Timelkam

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


03.05.2005