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Linz - Schloss


Auf dem Platz des heutigen Schlosses befanden sich bereits in der Spätantike militärische Anlagen, die wohl zur Sicherung des Donauüberganges errichtet wurden. In einer Passauer Urkunde von 799 erklärt Graf Gerold, der Schwager und Stellvertreter Karls des Großen, dass ihm Bischof Waltrich von Passau die Martinskirche mit allem was zu ihr oder zur Burg gehörte, zur Nutzung auf Lebenszeit übertragen habe. Die Kirche lag etwas außerhalb der Befestigung, die vermutlich aus mit Palisaden verstärkten Erdwerken und hölzernen Gebäuden bestand. Der Kaiser soll angeblich persönlich die Errichtung der Kapelle und der Burg anlässlich seines Feldzuges gegen die Awaren 790/91 veranlasst haben. 1210 verkaufte Gottschalk II von Haunsperg, als letzter seiner Familie, Burg und Stadt Linz sowie Urfahr an den Babenbergerherzog Leopold VI. Damit wurde die Burg landesfürstlich. 1236 konnte sie eine Belagerung durch Herzog Otto II von Bayern und Bischof Rüdiger von Passau, die die Ächtung Herzog Friedrichs II vollstrecken wollten, erfolgreich überstehen. Als König Przemysl Ottokar II 1260 seine oberösterreichischen Länder zusammenfasste, richtete er hier seine Landesverwaltung ein. Linz war für ihn besonders bedeutend, da es die Straßenverbindung von der Donau nach Böhmen kontrollierte. Ab 1288 stellten die Wallseer, ein im Gefolge Rudolfs von Habsburg aus Schwaben nach Österreich gekommenen Geschlecht, mit kurzen Unterbrechungen fast zwei Jahrhunderte lang die Landeshauptmänner von Oberösterreich und wohnten in der Burg. Von hier aus verwalteten sie ihren riesigen Besitz, der bis zur Adria reichte. 1391 wird erstmals ein Gefängnis in der Feste erwähnt. Albrecht VI residierte als erster Landesfürst ab 1458 in Linz, wohnte aber vorerst im Hofhaus in der Altstadt. Zu seiner Zeit diente die Dürnitz der Burg als Versammlungsort der oberösterreichischen Landstände. 1460 trat Wolfgang von Wallsee die Burg an Albrecht ab. Der Herzog ließ sie nun instand setzen und bewohnte sie bis 1463.

Sein Bruder Friedrich III hielt sich 1467 erstmals in der Burg auf, als er hier einen Landtag abhielt. Im Zuge einer Fehde, die Christoph und Heinrich von Liechtenstein 1476/77 gegen ihn führten, musste die Festung rasch ausgebessert und verstärkt werden. Durch die Einbeziehung des Friedhofgeländes und der Anlage des zweiten großen Burghofes erfolgte eine wesentliche Vergrößerung und Verstärkung der Anlage. Grund dafür war die Bedrohung durch die Ungarn. Gegen das Martinsfeld zu entstand eine Hauptmauer mit Wehrgang und Graben, Eckbastionen und das stark befestigte Friedrichstor. Auch eine Wasserleitung wurde in die Burg gelegt. Damals wurde auch die Linzer Stadtmauer errichtet, in die die Burg einbezogen wurde. Als Baumeister waren in dieser Zeit vor allem Michael Prandis, Wolfgang Mitterhofer und Hans Hochstrasser tätig. 1484 wählte Friedrich III die Linzer Burg als seine Residenz, da ein Großteil seines Landes von den Ungarn besetzt war und sich die Einfälle der Türken bereits häuften. 1489 kam es in der Burg zu einem Treffen zwischen Kaiser Friedrich III und König Matthias Corvinus. Bei dieser Gelegenheit fand auch das erste in Linz nachweisbare Turnier statt. Zeitgenössischen Berichten zufolge, war der eigentliche Wohnbereich äußerst bescheiden und durch Brände so desolat, dass der Kaiser schließlich in ein Stadthaus übersiedeln musste. Er lebte hier bis zu seinem 1493 erfolgten Tod. Er starb im Alter von 78 Jahren an den Folgen einer Fußamputation. Nach der öffentlichen Aufbahrung im Linzer Schloss wurde er nach Wien gebracht und – entgegen seinem Wunsch - im Stephansdom beigesetzt. 1500 befahl Kaiser Maximilian I das Schloss wieder herrichten zu lassen. Hans Geyer leitete die Arbeiten. Maximilian ließ auch einen Tiergarten anlegen. Auch im 16. Jahrhundert wurde die Burg häufig als zeitweilige Residenz des Wiener Hofes benützt. Erzherzog Ferdinand hielt sich gerne hier auf. 1521 hatte er dem Landeshauptmann Cyriak von Pollheim die Burg übergeben und ihn mit der Instandhaltung betraut. 1526 zog Ferdinands Gattin, Erzherzogin Anna, ein, wofür etliche Räume des neuen Wohntraktes entsprechend ausgestattet wurden.

Während der Belagerung Wiens durch die Türken zog sich Ferdinand I mit seinem Hofstaat in die Linzer Burg zurück. Unter ihm wurden die Burgmauern verstärkt und 1551 die Burgkapelle neu erbaut. Maximilian II hielt sich hier auf, als er wegen der Pest aus Wien flüchtete. Seine Schwester Katharina, deren Ehe mit dem polnischen König Sigismund August II aufgelöst worden war, wohnte von 1567 bis 1572 in der Burg. Auch Elisabeth, die Witwe Karls IX von Frankreich, verlebte ihre letzten Jahre in der Wohnung Katharinas. Kaiser Rudolf II gilt als Erbauer des heutigen Schlosses. Als er 1576 die Regierung antrat, setzte eine umfangreiche Planungstätigkeit ein, die aber vorerst nur zu Teillösungen führte. Sein Bruder Matthias zog sich nach der missglückten Statthalterschaft in den Niederlanden 1582 in die Linzer Burg zurück und brachte seine flämischen Hofkünstler mit. Da das Schloss 1599 bereits wieder in einem sehr schlechten Zustand war, musste Kaiser Rudolf II in einem Bürgerhaus Quartier nehmen, als er sich wegen der in Prag grassierenden Pest nach Linz zurückzog. Trotz des Widerstandes der Stände wurde im nächsten Jahr mit dem Neubau begonnen. Planverfasser der neuen Anlage war Anton de Moys aus Antwerpen, Bauführer der Maurermeister Christoph Martin Maier. Die bestehenden Burggebäude samt der Gangolfkapelle wurden abgebrochen und die Gräben zugeschüttet. Um die Wasserversorgung auf Dauer zu sichern wurde 1602/06 ein begehbarer Stollen in den Freinberg getrieben. 1607 war der drei Jahre zuvor begonnene Südtrakt bereits bewohnbar. Das Innere des Nordtraktes wurde aber erst nach 1613 ausgebaut. Im Schloss waren nun die Wohnräume des Landeshauptmannes, seiner Beamten und zahlreiche Kanzleien der landesfürstlichen Ämter untergebracht. Die vom Kaiser bewohnten Räume befanden sich im ersten Stock. 1608 besetzte der Sprecher der protestantischen Stände Oberösterreichs und Führer des Horner Bundes, Georg Erasmus Tschernembl, das Schloss und verteidigte es gegen habsburgische Truppen. Er zog erst ab, nachdem ihm Matthias weitgehende Zugeständnisse gemacht hatte. 1614 hielt man hier den österreichischen Reichstag ab. Als der Kaiser 1619 unerwartet starb, besetzte Tschernembl ein zweites Mal das kaiserliche Schloss. Da er mit Böhmen und Ungarn gegen das Haus Habsburg konspirierte, wurde er im nächsten Jahr geächtet und musste nach Genf flüchten.

Während der bayrischen Pfandherrschaft von 1620 bis 1628 residierte Graf Adam von Herberstorff als Statthalter des bayrischen Herzogs Maximilian im Schloss. Mangels schwerer Artillerie konnten es die aufständischen Bauern unter Stephan Fadinger 1626 nicht einnehmen, obwohl sie es zwei Monate lang belagerten. 1631 waren die Bauarbeiten mit der Fertigstellung der neuen Gangolfkapelle beendet. In den folgenden Jahrzehnten diente das Schloss häufig als Verbannungsort für prominente politische Gefangene, wie den Kurfürsten und Erzbischof von Trier, Philipp Christof von Sötern, der hier 1636/37 festgehalten wurde. 1680 wurde im Schlossbereich der Türkensieger Feldmarschall Raimund Graf von Montecuccoli von einem herabstürzenden Balken erschlagen. Während der Türkenbelagerung Wiens von 1683 residierte Kaiser Leopold I im Linzer Schloss. Die Erbhuldigungen von Rudolf II bis Maria Theresia (1743) fanden hier statt. Danach begann der Niedergang des Schlosses. Es wurde vom Hof nicht mehr bewohnt. Schon im Österreichischen Erbfolgekrieg wurde es 1742 zum Hauptfeldhospital bestimmt. Als die Burg von Wiener Neustadt 1768 durch ein Erdbeben schwer beschädigt worden war, wollte Kaiser Josef II die Militärakademie in das bereits leer stehende Linzer Schloss verlegen. Kostengründe hielten ihn letzten Endes davon ab. Anderseits ließ er ab 1774 die Bibliotheken der aufgelassenen Klöster Linz, Traunkirchen und Steyr hier unterbringen. 1779 wurde die Wohnung des Landeshauptmannes geräumt. Josef II ließ auch die Gangolfkapelle schließen. 1786 sollte das Gebäude erstmals zur Kaserne werden, 1796 wurde es Lazarett. Im Jahr 1800 vernichtete ein Großbrand neben dem Landhaus und 68 Häusern der Altstadt auch große Teile des Schlosses. Sämtliche Holzdecken verbrannten. Der Südtrakt sowie Teile des Kapellentraktes stürzten ein. 1808 begannen Wiederherstellungsarbeiten, doch baute man die zerstörten Gebäude nur teilweise wieder auf. Auf einen Neubau des Südtraktes wurde verzichtet. 1811 zog in den notdürftig restaurierten Bau das k. k. Provinzialstrafhaus ein. 1851 wurde die Strafanstalt nach Garsten verlegt. Das Linzer Schloss wurde nun Kaserne des oberösterreichischen Hausregimentes Großherzog von Hessen und bei Rhein. Nach 1945 und seiner zeitweisen Verwendung als Flüchtlingslager und Gendarmeriekaserne schien das Schloss endgültig dem Untergang geweiht zu sein, doch wurde es 1960 gerettet. Es wurde restauriert und beherbergt seither das Oberösterreichische Landesmuseum. Neben historischen Waffen und Musikinstrumenten wird vor allem Kunst vom Mittelalter bis zur Moderne gezeigt. Im Festsaal finden gelegentlich Konzerte statt.

Der Linzer Schlossberg ist ein langer schmaler Ausläufer des Freinberges. Da er an drei Seiten steil abfällt, war er für die Anlage einer Befestigung bestens geeignet. Lediglich vom Freinberg her, also vom Westen, war er leichter zugänglich. Daher wurde diese Seite auch am stärksten befestigt. Die hier liegenden Wehreinrichtungen sind die einzigen Teile der mittelalterlichen Burg, die noch erhalten sind. Der westliche Zugang zum Schloss erfolgt auch heute noch durch den sog. Trutzbauer, einem Vorwerk des Friedrichstores. Seinen Namen erhielt er, nachdem hier die aufständischen Bauern 1626 vergeblich versuchten, die Burg zu stürmen. Der Trutzbauer ist ein aus Granit-Bruchsteinmauerwerk errichteter Torbau mit einem rundbogigen Durchgang und sieben schmalen Schießscharten im ersten Obergeschoß. Dahinter liegen die gewaltige, leicht gekrümmte Westmauer und der ehemalige Burggraben. Das Friedrichstor bildet den westlichen Hauptzugang. Es ist aus Granit-Bruchsteinen errichtet und besteht aus einem fast dreiviertelrunden niedrigen Torbau mit spitzbogiger Durchfahrt. Die darüber befindliche Pechnase wird von einem Wappenreliefs Friedrichs III überdeckt. Diese Platte wurde erst um 1600 eingesetzt. Die berühmte Buchstabenfolge AEIOU könnte hier mit arcem exstruxit in oriente versam (die gegen Osten gerichtete Burg) erklärt werden. Die Auslegung Alles Erdreich ist Österreich untertan wäre wegen des zum damaligen Zeitpunkt stark geschrumpften und ständig bedrohten Landes wohl etwas vermessen gewesen. Die heutige Wappentafel ist eine Kopie. Das Original wird im Schlossmuseum aufbewahrt. Die obere Zone mit den Schießscharten in Ziegelmauerwerk ist eine Ergänzung des 19. Jahrhunderts.

Nun gelangt man zum Schloss, einer blockartigen schmucklosen Baugruppe. Es ist trotz seiner Wuchtigkeit ein Fragment. Es fehlen die komplette Südfront sowie zwei Achsen der Ostfront und acht Achsen des Kapellentraktes, der die beiden Höfe trennt. Diese Bauteile fielen dem Brand von 1800 zum Opfer. Das Außenbild des Schlosses wird durch die riesigen, kaum gegliederten Wandflächen und die zahlreichen Fenster bestimmt. Allerdings waren die Proportionen vor dem Brand von 1800 ausgeglichener, da danach das Dach verändert und der Kapellenturm mit seinem charakteristischen Zwiebelhelm nicht mehr aufgebaut wurde. Das ursprüngliche Dach besaß einen höheren First als heute und war durch Mansarden mit Kegeldächer gegliedert. Die gesamte Anlage war einheitlich geplant, nur im westlichen Teil des Nordtraktes dürfte auf den mittelalterlichen Palas Rücksicht genommen worden sein. Dem Gelände entsprechend sind der Osttrakt sowie der Ostteil des Nordtraktes viergeschossig, der restliche Nordtrakt dreigeschossig und der Westtrakt lediglich zweigeschossig. Die Fassaden sind lediglich durch schmale Gesimsbänder horizontal gegliedert. Die Nordostkante wird durch im Verputz dunkel umrissene Eckquader betont. Alle Fenster sind mit einfachen Granitumrandungen versehen und haben einen geraden Sturz. Nur die Hauptfassade der Ostfront ist mit breiten Fensterbänken ausgestattet, die auf je zwei Konsolen aufsitzen. Die ursprüngliche Mittelachse wird durch das Hauptportal (Rudolfstor) betont, über dem gekuppelte Fenster liegen. Es ist von zwei toskanischen Pilastern gerahmt, über denen sich ein schmales Gebälk befindet. Darauf sitzt ein gesprengter Giebel, in dem das reliefierte Wappen Rudolfs II sowie die rudolfinische Hauskrone von 1602 eingefügt sind. Auch dieses Wappen ist eine Kopie. Das Original ist in der Durchfahrt des ehemaligen Kapellentraktes ausgestellt. Neben den Wandpfeilern ermöglichen zwei kleine Seitentüren Fußgängern den Eingang.

Das Westtor ist ebenfalls aus Granitquadern, aber einfacher erbaut, da der Giebel und die Wappenbekrönung fehlen. Vor beiden Toren lagen einst Zugbrücken, die über vorgelegte Gräben führten. Der Bau umschließt zwei Höfe, die durch den Kapellentrakt getrennt sind. Der große Hof im Osten ist im Erdgeschoß an zwei Seiten mit Arkadengängen versehen, deren Bögen auf Granitpfeiler ruhen. Von den Innenräumen haben sich nur wenige in ihrer ursprünglichen Gestalt erhalten. Der Großteil fiel der Generalsanierung von 1960/63 zum Opfer. Die meisten Räume waren – mit Ausnahme des obersten Geschosses – gewölbt. Die mehrachsigen hatten Kreuzgewölbe, die auf Säulen ruhten, die übrigen waren meist tonnengewölbt. Die Prunkräume befanden sich im zweiten Obergeschoß. Sie hatten zum Teil sehr kostbar gestaltete und bemalte hölzerne Kassettendecken. Sie sind genauso verschwunden wie die ehemaligen Wandmalereien. Manche Innentüren besitzen noch Gewände und konsolengestützte Stürze aus Granit. Neben der repräsentativen Haupttreppe in der Mitte des Nordtraktes ist die Stiege im Westflügel mit Balusterbrüstung und tragenden Säulen bemerkenswert. Die Kapelle wurde 1607 begonnen, aber erst 1672 vollendet. Von ihrer Ausstattung hat sich nichts erhalten. Die Befestigungswerke vom Beginn des 17. Jh. sind noch zum Teil in Substruktionen und zum Teil im aufgehenden Mauerwerk vorhanden. Vom Landeshauptmann und Burgherrn Bernhard von Scherffenberg, der 1478 mit diesem Amt betraut wurde, ist eine Rotmarmorplatte mit seinem Wappen im Stiegenhaus erhalten. Sein Schwert und seine Sporen, die 1964 in der Scherffenbergkapelle zu Lorch geborgen wurden, sind ebenfalls hier ausgestellt. Bei der Restaurierung von 1960 wurden gotische Spolien sowie Quadersteine gefunden, die aufgrund der Steinmetzzeichen in das 13. Jahrhundert datiert werden. Die Glocken der Gangolfkapelle von 1491 wurden anfangs des 19. Jh. in den Turm der Stadtpfarrkirche übertragen.

Lage: Oberösterreich – oberhalb der Landeshauptstadt Linz

Besichtigung: das Schlossmuseum ist von Dienstag bis Freitag zwischen 09.00 und 17.00 sowie an Samstagen, Sonn- und Feiertagen von 10 bis 16.00 geöffnet. Schlossführungen sind nach telefonischer Vereinbarung möglich.


Weitere Literatur:


27.04.2005