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Walchen


Schloss Walchen wird erstmals im Schaunberger Urbar von 1371 genannt. Damals gehörte der befestigte Edelhof zur Herrschaft Kammer, die im Besitz der Schaunberger war. Deren Ministerialen, die Herren von Walhen, bewirtschafteten den Hof. Sie sind in Oberösterreich bereits seit 1040 urkundlich nachweisbar. Nach der Entmachtung der Schaunberger ging Walchen mit Kammer an den Landesfürsten über und wurde 1380 als Lehen an Ulrich von Walhen vergeben, der Pfleger der Herrschaft Kammer war. Der Ansitz blieb bis 1524 bei der Familie Walchen und wurde dann an Hanns den Putz verkauft. 1578 wurde die Familie Putz des Landesverrates beschuldigt, nach Wien gebracht, eingekerkert und gefoltert. Hanns Putz starb in der Haft. Sein Sohn Hieronymus musste nach seiner Freilassung seinen Besitz verkaufen und das Land verlassen. Neuer Eigentümer wurde 1583 Hans Christoph Geymann. Er ließ um 1590 das bereits baufällige alte Schloss abreißen und unter Verwendung des noch brauchbaren Baumaterials unweit davon das heutige Renaissanceschloss errichten. Sein Sohn Ortolf besetzte während der Adelsrevolte im Auftrag der protestantischen Stände Schloss Kogl. Er musste jedoch nach dem Einmarsch der Bayern zum Winterkönig nach Prag fliehen. Seine Stiefbrüder waren Parteigänger des Kaisers und konnten Walchen für die Familie retten. 1625 wurden sie sogar in den Freiherrenstand erhoben.

1632 ging die Herrschaft an Franz Christoph Khevenhüller über, der sie aber bereits wenige Jahre später an Nikolaus von Gurland verkaufte. Dieser war Rat und Schatzmeister des Kaisers Ferdinand II und wurde 1652 in den Freiherrenstand erhoben. Der Legende nach überlebte Gräfin Dorothea Julianna Gurland als einzige ihrer Familie das Pestjahr 1736. Ihr Mann und ihre sieben Kinder fielen wie fast alle Dorfbewohner der Seuche zum Opfer, worauf sie wahnsinnig wurde. Nach ihrem 13 Jahre später erfolgten Tod wurde sie von ihrem Neffen Leopold Christoph Graf Schallenberg beerbt. 1766 erwarb Johann Gottlieb Graf Clam die vereinigten Herrschaften Walchen und Wildenhaag. 1786 kaufte der bayrische Freiherr Christoph von Aretin den Besitz. Auf für uns heute ungewöhnliche Weise, nämlich als Ergebnis einer Verlosung, kamen beide Herrschaften 1814 an Josef Maria Freiherr von Weichs. Walchen blieb nun bis 1881 bei seiner Familie. Danach folgte ein rascher Wechsel der Schlossherren, zu denen Georg Ritter von Aichinger, Felix Freiherr von Than-Dittner und Anton Gartner-Romansbruck gehörten. 1959 wurde Frau Dr. Pauline Hanreich neue Eigentümerin, die das Schloss von Prinz Albrecht zu Schaunburg-Lippe kaufte. Das bereits stark vernachlässigte Gebäude wurde restauriert und wohnlich eingerichtet. Im ehemaligen Meierhof sowie in Teilen des Schlossparks wurde 1979 ein Kinderwelt-Museum eingerichtet, das sich bis heute großer Beliebtheit erfreut, da es den Kindern zahlreiche kreative Betätigungen ermöglicht.

Das Schloss besteht aus dem dreigeschossigen Hauptbau und einem im rechten Winkel angebauten zweigeschossigen Nebentrakt. Sowohl die Fassade als auch das gebrochene Mansardendach wurden im 18. Jahrhundert im Barockstil umgestaltet. Im Feld des breiten Dreieckgiebels über der Torachse ist eine Uhr angebracht. An seiner Stelle erhob sich bis ins 18. Jh. ein malerischer Uhrturm. Oberhalb des einfachen Steinportals ist zwischen den Fenstern des ersten und zweiten Stocks das Familienwappen der Geymann (?) angebracht. Im Schloss sind zwei Kapellen vorhanden. Die katholische Rokokokapelle liegt im Erdgeschoß des Ostflügels. Sie ist ein rechteckiger zweigeschossiger Saal mit Flachdecke und Deckenstuck aus den Jahren zwischen 1750 und 1770. Bemerkenswert sind die spätgotischen Glasfenster aus dem dritten Viertel des 15. Jh. und der Rokokoaltar mit einer Statue des Hl. Nepomuk (um 1760/70). Bei Renovierungsarbeiten in den Jahren 1960/70 wurden in den bis dahin als Kohlenlager verwendeten Parterreräumen eine von der Familie Geymann um 1590 eingerichtete protestantische Kapelle entdeckt. Im Freskenschmuck kann man u. a. die Taufe Christus im Jordan erkennen. Die Rauten des schmiedeeisernen Abschlussgitters korrespondieren mit jenen der Deckenbemalung. Die Repräsentationsräume lagen im zweiten Stock. Hier weisen drei hohe Räume Holzdecken vom Ende des 16. Jahrhunderts auf, die mit manieristischen Bemalungen versehen sind. Sie zeigen biblische Szenen, Jagddarstellungen sowie die vier Jahreszeiten. Die barocken Öfen stammen aus dem Schloss Losensteinleithen. Anlässlich der Renovierung entdeckte man unter der beschädigten Stuckdecke der Bibliothek eine Holzdecke mit gemalter Kassettierung. Das Schloss ist von einem 5 ha großen Park umgeben. In ihm stehen zwei Steinfiguren des Hl. Donatus und des Hl. Florian (um 1770/80). Auf einer bescheidenen Anhöhe im Ort erkennt man als letzter Rest der alten Burg ein kleiner Turm.

Lage: Oberösterreich/Salzkammergut – ca. 15 km westlich von Vöcklabruck

Besichtigung: Das Kinderwelt-Museum ist vom 1. Mai bis 1. Oktober täglich von 10.00 bis 17.00 geöffnet. Das Schloss selbst kann nur von außen besichtigt werden.

Homepage: www.kinderweltmuseum.at


Weitere Literatur:


20.04.2005