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Schloss Liechtenstein


1596 ließ Georg Wiesing, der Verwalter der Herrschaft Liechtenstein, unweit der gleichnamigen Burg am Fuße des Kalenderberges einen stattlichen Gutshof errichten, der ihm auch als Wohnung diente. Wie die Burg wurde 1683 auch der Gutshof durch türkische Streifscharen zerstört. Drei Jahre später kaufte Johann Ludwig Mittermayer die Ruine und baute sie wieder auf. Auf einer Zeichnung von Johann Christian Brand aus dem Jahr 1795 ist sie als barockes Schloss mit einem kleinen Türmchen dargestellt. Nachdem 1808 Fürst Johann I von und zu Liechtenstein aus romantischer Begeisterung die einstige Stammburg seiner Familie erworben hatte, beauftragte er 1820 den Architekten und Kornhäusel-Schüler Josef Engel mit der Errichtung eines Biedermeier-Schlosses als Sommerresidenz. Als Vorbild diente offensichtlich die Weilburg in Baden. Schloss Liechtenstein wurde bis zum Zweiten Weltkrieg häufig von der fürstlichen Familie frequentiert. 1945 erlitt das Gebäude schwere Kriegsschäden. Nachdem es bis 1955 von der russischen Besatzungsmacht requiriert war und 1956 als Auffanglager für ungarische Flüchtlinge benutzt wurde, war es unbewohnbar und so desolat, dass 1964 ein Abbruch nur mit Mühe abgewendet werden konnte. Schließlich verkaufte das Fürstenhaus die Halbruine. Nach aufwändigen Um- und Ausbauarbeiten wurde sie in ein Seniorenheim verwandelt. Dabei blieb allerdings nur mehr der Mittelteil erhalten. Anstatt der abgebrochenen Seitenteile entstand an der Rückfront ein moderner Erweiterungsbau. Derzeit (2005) findet eine Generalsanierung der gesamten Anlage statt.

Das ehemalige Schloss liegt auf einer Wiese des großen Landschaftsparks in unmittelbarer Nähe der Burg. Es ist ein schlichter, lang gestreckter, dreigeschossiger Baukörper. Aus der der Burg zugewandten Schauseite tritt der neunachsige klassizistische Mitteltrakt deutlich vor. Er zeigt im Hauptgeschoß hohe rundbogige Fenster bzw. Türen. Die vertikale Gliederung erfolgt durch Riesenpilaster zwischen den Fenstern der Obergeschosse. Den drei mittleren Achsen ist eine übergiebelte Säulenloggia vorgebaut. Vier hohe Säulen tragen in der Art eines griechischen Tempels eine Attika mit Dreiecksgiebel. Sein Feld ist mit einem steinernen Liechtenstein-Wappen verziert. Der reliefierte Bacchantenfries hinter den Säulen des Portikus wurde von Josef Klieber geschaffen. Das Sockelgeschoß beiderseits des Portikus ist genutet. Die beiden Seitenflügel wurden 1977/80 in Stahlbetonbauweise erneuert. Die wandfeste Ausstattung der Repräsentationsräume im ersten Stock des Mitteltraktes ist noch im Original erhalten, wenn auch die Möblierung in der Nachkriegszeit verschwunden ist. Hinter dem Portikus liegt der Festsaal, der die beiden Obergeschosse einnimmt. Er öffnet sich mit drei hohen Türen auf die Terrasse der Loggia. Das flache Tonnengewölbe des Saales ist mit klassizistischen Dekorationsmalereien in Grisailletechnik geschmückt. Die Gliederung der Wände erfolgt durch die rundbogigen Türrahmungen sowie durch Blendbögen. Die Wandmalereien in den Lünetten stellen die neun Musen dar. Sie wurden 1839 von Friedrich Schilcher geschaffen.

Ort/Adresse: 2344 Maria Enzersdorf, Am Hausberg 1

Besichtigung: normalerweise nur von außen möglich


Weitere Literatur:


06.04.2005