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St. Petersberg


Die Frühgeschichte der Burg liegt weitgehend im Dunkeln. Sie dürfte ursprünglich Hausgut oder Reichslehen der Welfen gewesen sein. Vor 1212 saßen hier die Grafen von Ronsberg und dann jene von Eppan-Ulten. In einer Urkunde des Ulrich von Ulten wird der Petersberg 1244 als castrum meum novo domus erwähnt. Die angebliche Erstnennung von 1090 wird von vielen Historikern bezweifelt. 1263 scheint die Feste erstmals unter ihrem heutigen Namen als castrum in monte sancti petri in valle Eni auf. In der zweiten Hälfte des 13. Jh. wird die Burg auch Ulten genannt. Damals war sie die bedeutendste Burg des Oberinntales. 1263 übergab sie Konradin, der letzte Hohenstaufer, seinem Onkel, dem Herzog Ludwig von Bayern, der sie 1267 an seinen Schwager Graf Meinhard II von Görz–Tirol verkaufte. Damit wurde der St. Petersberg tirolerisch-landesfürstlich. Allerdings wurde die Feste meist in Pflege oder als Pfand vergeben. Ab 1275 wurde sie Gerichtssitz. Von 1287 bis 1338 erfolgten größere Um- und Neubauten. 1299 wird erstmals eine Burgkapelle erwähnt. 1353 zählte die Burg zum Witwengut der Margarethe Maultasch. Herzog Friedrich IV verlieh sie 1407 an seine Räte Hans und Ulrich von Freundsberg. Als die Freundsberger 1486 Tirol verließen und nach Deutschland zogen, ließen sie den St. Petersberg von Pflegern verwalten. Georg von Freundsberg war der letzte seiner Familie. Nach seinem Tod zog Erzherzog Ferdinand 1586 das erledigte Lehen ein und übergab es vorerst seinem Sohn Andreas. Zwischen 1619 und 1628 war die Burg an Maria Fugger und deren Söhne verpfändet. Danach war sie wieder landesfürstlich und von Jakob Stöckl als Pfleger betreut. Die Einnahmen aus der Herrschaft standen zwischen 1640 und 1650 dem Kanzler von Tirol, Wilhelm Bienner, zu. Danach wurde diese an die Familie Aldringen verpfändet. Die Burg war ständig bewohnt, der Bergfried diente als Gefängnis. Allerdings übersiedelte der Petersberger Richter im 17. Jh. nach Silz. 1646 richtete man im Faulturm ein Munitionslager ein. 1777 verkaufte Carl von Clary-Aldringen seinen Pfandbesitz an seinen Schwager Theodor Peregrin Graf Wolkenstein-Rodenegg.

In den folgenden Jahrzehnten wurde der Petersberg stark vernachlässigt. Der nicht mehr bewohnte Palas stürzte 1827/28 - vermutlich durch ein Erdbeben – teilweise ein. Der Pfandinhaber konnte sich mit der Regierung nicht über die Kostenübernahme einer Generalsanierung einigen. Anlässlich einer Doppelhochzeit im Hause Wolkenstein brannte 1857 die Burg größtenteils aus. Lediglich die Kapelle und das Archiv blieben unbeschädigt. Die nötigsten Wiederherstellungsarbeiten wurden zwar durchgeführt, zu einer größeren Sanierung kam es aber erst nach 1868, als es Arthur Graf Wolkenstein gelungen war, den bisherigen Pfandbesitz in Eigentum umzuwandeln. Um 1870 beherbergte die Burg die erste Tiroler Stierzucht- und Nutzviehanstalt. Nachdem die Familie Wolkenstein gegen Ende des 19. Jahrhunderts in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, erwarb Kaiser Franz Josef 1893 die Anlage und überließ sie nach der erforderlichen Renovierung einem Offizierstöchterinstitut als Sommerfrische. Im Ersten Weltkrieg diente der Petersberg als Lazarett. In der unmittelbaren Nachkriegszeit waren italienische Besatzungstruppen einquartiert. Nach dem Tod von Kaiser Franz Josef hatte Erzherzogin Valerie das Erbe angetreten. Sie schenkte die Burg 1919 ihrer Tochter Hedwig und deren Gatten Graf Stolberg. Um eine drohende Enteignung zu vermeiden, verpachtete dieser den Petersberg dem Bund Neuland, der hier ein Kulturzentrum einrichtete. Unter anderem wohnte und arbeitete hier der Maler Max Weiler. 1938 wurde die Burg von der Hitler-Jugend gestürmt und die Bewohner vertrieben. Nach einer kurzen Verwendung als Jugendheim diente der Petersberg ab 1943 als Bergungsort für Tiroler Museen und das Landesarchiv. 1965 verkaufte Graf Stolberg die Anlage an die Schutzengelbruderschaft. Der auch als Engelwerk bekannte streng konservative Orden ist auch innerhalb der katholischen Kirche umstritten, da ihm sektenähnliche Tätigkeiten vorgeworfen werden. Er ließ die bereits teilweise ruinöse Anlage ab 1969 restaurieren und zu einem Ordenshaus umbauen, wobei es aber zu schweren Eingriffen in die historische Bausubstanz kam.

Die Burg liegt auf einem kleinen, dicht bewaldeten Hügel an der Südseite des Inntales. Die Anlage ist ein einheitlicher, im Kern mittelalterlicher Baukomplex, der mit seinen ehemaligen Wohn- und Wehrbauten als Randbebauung einen zentralen Hof umgibt. Das heutige Aussehen wird stark von den Umbauten der Jahre 1966 bis 1973 geprägt. Die ältesten Bauteile sind die in die südliche und westliche Beringmauer eingebundenen romanischen Bauten aus dem 13. Jahrhundert. Nahe der Südwestecke liegt der quadratische Bergfried. Er stammt aus der zweiten Hälfte des 13. Jh. Sein rundbogiger ehemaliger Hocheinstieg ist zwar verändert, aber dennoch im ersten Obergeschoß erhalten. Der Eingang im Erdgeschoß wurde erst kurz vor 1970 ausgebrochen. Die vier Geschosse werden nur durch wenige schmale Lichtöffnungen beleuchtet. Im obersten Stock ist eine doppelte Balkenlochreihe zu erkennen, die einen umlaufenden Wehrgang trug. Der Zinnenabschluss seiner einstigen Wehrplattform ist original. Die Hofseite des Turmes war bis 1966 verputzt. Dann wurde das Mauerwerk aus leicht behauenen Bruchsteinen freigelegt. Der ehemalige Palas lag an der südlichen Beringmauer. Er wurde nach dem Brand von 1857 teilweise abgebrochen und 1966 erneuert. Bei dieser Gelegenheit wurde auch der ursprünglich freie Raum zwischen dem alten Palas und dem Bergfried mit dem viergeschossigen Südtrakt verbaut.

Die zuerst dem Hl. Petrus und dann 1881 der Hl. Ursula geweihte Burgkapelle ist an den Palas angebaut. Sie stammt im Kern noch aus dem 12. Jh. Da die Ostseite der Burg zugleich ihre Angriffsseite war, wurde die hier vorspringende Apsis im unteren Bereich durch eine vorgeblendete Mauer dreieckig verstärkt. Im Obergeschoß wurde ihr Inneres durch etliche tuffgerahmte romanische Rundbogenfenster beleuchtet. Diese wurden erst 1973 freigelegt. Die bis dahin in Verwendung gestandenen darunter liegenden großen Rundbogenfenster des 18. Jh. wurden im Gegenzug vermauert. Beide Geschosse der ehemaligen Doppelkapelle sind bereits seit 1881 zu einem Raum vereinigt. Die Kassettendecke wurde ebenfalls um diese Zeit angebracht. 1972 wurde bei Aushubarbeiten für die Anlage einer Krypta unterhalb des Chores der Rest einer frühromanischen Kapelle aus dem 11. Jh. entdeckt. Die Burgkapelle ist mit dem im 16. Jh. errichteten Nordtrakt durch einen offenen Bogengang verbunden. Unmittelbar neben der Kapelle befindet sich an der Ostseite das innere Burgtor. Es wird von einer Sandsteinquaderung gerahmt und zeigt einen eisenbeschlagenen Torflügel mit Mannloch aus dem 16. Jh. Zur Burg gehört auch der etwas abseits vor ihr frei stehende Faulturm. Er weist einen quadratischen Grundriss und darüber fünf Geschosse auf. Sein regelmäßiges Mauerwerk besteht aus roh behauenen Bruchsteinen, wobei die Gebäudekanten durch Buckelquader verstärkt sind. Der Turm, der einst den Burggrafen als Wohnung diente, wurde um die Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet und im 16. Jh. umgebaut. Sein Pyramidendach erhielt er erst beim Umbau Ende der 60er Jahre des 20. Jh.

Lage: Tirol/Oberinntal – ca. 3 km westlich von Silz

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


04.04.2005