ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Graz- Deutschordenshaus


Das Deutschordenshaus besteht aus drei Gebäuden. Das in der Hofgasse gelegene Haus wurde 1604 von Erzherzog Ferdinand für das Hofpfennigmeisteramt gekauft und 1621 vom Hofbaumeister Peter Valnegro mit feuerfesten Gewölben und Mauern gegen das Nachbarhaus abgesichert. Fünf Jahre später übersiedelte das Amt in die Burggasse und das Haus wurde dem Hofpfennigmeister Christoph Kirchbichler überlassen. Das Haus in der Sporgasse wurde 1563 von Hans Nürnberger erworben. 1621 wollte es Kaiser Ferdinand zur Erweiterung des benachbarten Hofpfenningmeisteramtes ankaufen, doch kam der Handel nicht zustande. 1680 erstand der Landkomtur der Ballei Österreich und Komtur der Commende am Leech, Graf Seifried von Saurau, die beiden Häuser „in der Grueb“ für den Deutschen Ritterorden. Vermutlich wurde um diese Zeit auch die Hofstatt samt Hinterhaus von Hofgasse 4 erworben. Die drei Gebäude wurden baulich vereinigt und einheitlich fassadiert. Ob hiefür Joachim Carlone verantwortlich war, ist nicht gesichert. Als 1939 der Deutsche Ritterorden aufgelöst wurde, gelangte das Palais in Privatbesitz. Die letzte Generalrenovierung fand 1966/67 statt.

Die unterschiedlichen Gebäude sind auch heute noch an der Außenfassade erkenntlich. Das dreigeschossige Haus mit Eckerker weist fünf Achsen in der Hofgasse und eine Achse in der Sporgasse auf. Daran schließen die beiden Achsen des heute viergeschossigen sporgassenseitigen Hauses. Dessen oberster Stock wurde erst später aufgesetzt um eine einheitliche Dachlinie zu erhalten. Darunter erkennt man die unterschiedlichen Geschoßhöhen. Die Fassadengliederung des hofgassenseitigen Hauses erfolgt durch breite Kordon- und schmale Sohlbankgesimse. Die mit geohrten Rahmungen und seitlichen Abhänglingen versehenen Fenster der beiden Obergeschosse werden abwechselnd von rhythmisch versetzten Dreiecks- und Segmentgiebeln bekrönt. Die profilierten Sohlbänke ruhen auf flachgedrückten Volutenkonsolen. Der markante polygonale Eckerker ist auf drei toskanischen Säulen mit reliefierten Konsolen gelagert. Er wurde im vierten Viertel des 16. Jahrhunderts errichtet. Sowohl die Fensterstürze, als auch die Parapetvoluten sind mit differenziert ausgeführten Frucht- und Blattmotiven sowie schuppenartigen Bändern dekoriert. Die beiden Fensterachsen des Sporgassenhauses sind durch je ein Sohlbank- und Kordongesims verbunden. Sie hören an der Fassadennaht abrupt auf. Die Fenster haben hier profilierte Sohlbänke und gerade Verdachungen. Über dem Tor des dreigeschossigen Hauses sind in der Sporgasse ein schönes Sandsteinrelief mit drei von Engelsköpfen und Fruchtgehängen gerahmten Wappen von 1691/92 sowie eine Inschrifttafel angebracht. Das Mittelwappen ist jenes des Hochmeisters des Deutschen Ritterordens, Ludwig Anton Herzog von Bayern. Rechts davon befindet sich das Wappen des Deutschen Ritterordens und links jenes des Deutschordensritters Seyfried Graf von Saurau. Die Erdgeschoßzone wurde bereits im vierten Viertel des 19. Jahrhunderts durch Geschäftsportale stark verändert. In der äußersten linken Achse der Hofgassenseite befindet sich ein rechteckiges Eingangstor (um 1690/93). Es weist eine einfache rustizierte Steinrahmung auf. Das kleine Oberlichtfenster ist von einem Ranken- und Volutendekor umgeben und von einem Dreiecksgiebel gekrönt. Von der Spüorgassenseite führt ein abgefastes Rundbogentor in den Hof. Es zeigt als Schlussstein ein reliefiertes Deutschordenskreuz. Ein hofseitig gelegener Raum im zweiten Obergeschoß besitzt einen Stuckplafond mit zwei Engelsköpfen. Die Südseite des rechteckigen Innenhofes ist mit mächtigen zweigeschossigen Pfeilerarkaden auf Kragsteinüberhängen versehen. Das zweite Obergeschoß mit seinen toskanischen Säulen wurde vermutlich Ende des 16. Jahrhunderts aufgesetzt. Auch das Treppenhaus in der Südwestecke des Hofes ist mit Arkaden (um 1510/20) versehen. Bemerkenswert ist der weitläufige hohe Keller mit seinem von zwei Rundpfeilern getragenen leicht spitzbögigen Kreuzgratgewölbe und der Murnockerlpflasterung vom Anfang des 16. Jh. Der darüber liegende Erdgeschoßraum ist heute unterteilt. Ein stichkappengewölbter Durchgang führt in der Südwestecke des Hofes in einen zweiten kleineren Hof. An seiner Westseite ist dem ersten Obergeschoß ein offener Arkadengang mit zwei spätgotischen Achteckpfeilern vom Beginn des 16. Jh. vorgesetzt. Die Räume der dreigeschossigen Hinterhofgebäude sind zum Teil mit Stichkappen gewölbt. Beide Innenhöfe sind mit Murnockerln gepflastert.

Ort/Adresse: 8010 Graz, Hofgasse 2/Sporgasse

Besichtigung: von außen jederzeit möglich, auch die Höfe sind zugänglich


Weitere Literatur:


01.04.2005