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Graz - Palais Trauttmansdorff


Das Palais ist aus zwei alten Häusern entstanden. Während sich das eine davon bereits 1525 im Besitz einer Trauttmansdorfferin befand, ging das zweite erst 1614 in Familienbesitz über, als es Sigmund Friedrich von Trauttmansdorff erwarb. Er ließ in den Jahren 1615 bis 1620 beide Häuser in eine großzügige Palaisanlage umbauen. An der elfachsigen Fassade in der Bürgergasse gab es zwei gleiche Portale. Über dem südlichen ließ Maximilian Graf Trauttmansdorff in einer Nische eine Muttergottesstatue mit Kind anbringen. Die bis dahin strenge Spätrenaissancefasse wurde um 1720/25 barockisiert. Als 1813 Alois Graf Trauttmansdorff das Herberstein’sche Palais in der Burggasse ankaufte und es mit seinem Familienpalais verband, wurde dieses zum flächenmäßig größten Palais der Stadt. Um 1850 wurde das Gebäude im Inneren durch Baumeister Georg Lindner umgebaut. Anschließend wurde es weitgehend vermietet. 1944 zerstörte ein Bombentreffer den Trakt an der Ecke Bürgergasse/Trauttmansdorffgasse. Nur die Portalachse mit der Madonnenstatue blieb erhalten. 1954 wurde die vernichtete Gebäudeecke wiederhergestellt. Michael Graf Trauttmansdorff ließ die Marienstatue samt Wappen und Inschrifttafel nach Schloss Weißenegg bei Wildon bringen. Sie befindet sich heute in Dornau bei Leobersdorf. 1983 verkaufte die Familie Trauttmansdorff ihr Palais an eine Gruppe von Immobilienspekulanten, die das Gebäude verfallen ließen. Seit 1989 ist es im Besitz der ÖRAG-Gruppe. Diese begann mit einer Renovierung und Revitalisierung des Palais. 1992 wurde in ihm ein großer Büro- und Geschäftskomplex eröffnet.

Das Palais Trauttmansdorff war ein drei- bis viergeschossiger großflächiger Baukomplex mit mehreren Höfen. Von der alten Anlage existiert aber nur mehr der nördliche vierachsige Bürgergassentrakt mit dem Lichthof. Der größere südliche Teil mit Innenhof wurde 1991/92 durch einen Neubau ersetzt. In der Trauttmansdorffgasse sind zwei Achsen der ehemaligen Palaisfassade sowie die Front des einstigen Wirtschafts- und Stallgebäudes mit seinen markanten Ovalfenstern erhalten. Die innere Bausubstanz wurde jedoch abgebrochen. Das ehemalige Palais Herberstein in der Burggasse wurde 1992 von der ÖRAG in den Geschäftshauskomplex einbezogen. Die erhaltene Hauptfassade in der Bürgergasse ist über dem rustizierten Erdgeschoß horizontal durch profilierte Gesimse gegliedert. Am Sturz der Obergeschoßfenster erkennt man die reliefierte Rose aus dem Wappen der Trauttmansdorff. Die Solbänke und die geraden Fensterverdachungen ruhen auf Volutenkonsolen. Das Rundbogenportal weist eine rechteckige Spätrenaissance-Steinrahmung auf. Die Türflügel und die mit Laub- und Bandelwerk verzierten Beschläge von 1720/25 mussten 1969 restauriert und beim Umbau von 1992 teilweise erneuert werden. Damals wurden auch die Erdgeschoßfenster zu Geschäftsportalen vergrößert. Die Erdgeschoßräume sind meist noch mit Kreuzgrat- bzw. Stichkappengewölben aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts versehen. Aus dieser Zeit stammen auch die dreigeschossigen Arkaden des Lichthofes mit ihrer toskanischen Mittelsäule. Ansonsten hat im Inneren fast nichts Historisches die Revitalisierung bzw. die bereits zuvor durchgeführten Umbauten überlebt. In der Trauttmansdorff-Passage wurden von einem nicht mehr vorhandenen Kolonnadengang zwei teilweise kannelierte Säulen mit Volutenkapitellen aufgestellt. Sie stammen aus der Zeit um 1615/20. Eine weitere Säule befindet sich heute in einem Lokal in der Bürgergasse 6.

Ort/Adresse: 8010 Graz, Bürgergasse 5/Trauttmansdorffgasse 4

Besichtigung: teilweise möglich


Weitere Literatur:


24.03.2005