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Rabenstein


Da in Österreich mehrere Burgen namens Rabenstein existieren, können die im 12. Jahrhundert genannten Herren von Rabenstein nicht zweifelsfrei zugeordnet werden. Vermutlich hieß die Burg auch ursprünglich Rammenstein. Der zwischen 1240 und 1276 mehrfach genannte Hartnid Schenk von Rammenstein saß jedenfalls hier. Allerdings bewohnte er noch die oberhalb des heutigen Burgschlosses gelegene Altburg. Da diese im 15. Jahrhundert abbrannte und nicht mehr erneuert wurde, künden von ihr nur mehr Ruinen. Das untere Haus, d. h. das heutige Schloss, wurde im 14. Jh. errichtet. Es hatte wie der Altbau die Aufgabe, das Murtal bei Bedarf zu sperren und die durch den Burghof führende Straße Deutschfeistritz-Frohnleiten zu sichern. Rabenstein war im 14. Jahrhundert landesfürstlich. 1360 belehnte Herzog Rudolf IV (der Stifter) die Brüder Heinrich und Burghart von Rabenstein mit der Herrschaft. Als sie 20 Jahre später wieder an den Landesfürsten zurückfiel, wurde sie 1385 an Hans von Winden verliehen. Nach 1397 kam sie an die Wallseer und 1405 wieder an die Herren von Winden. 1435 erhielt Bernhard Rindscheit das Lehen und restaurierte die Burg. 1459 verkaufte Kaiser Friedrich III Teile der Herrschaft an Bernhard Gradner. Die Feste wurde nun meist von Pflegern verwaltet, zu denen u. a. Ulrich von Weisspriach gehörte. Als Kaiser Maximilian I 1497 Rabenstein an die Familie Harrach verlieh, war es bereits seit einigen Jahren eine Brandruine.

Die untere Burg wurde wieder aufgebaut, aber 1543 durch Lienhard von Harrach an Philipp Breuner verkauft. Seine Nachfolger bauten die Anlage weiter aus und veräußerten sie 1589 an Pangratz von Windischgrätz. Rabenstein wurde nun der Herrschaft Waldstein angeschlossen. Salome von Windischgrätz musste als Protestantin das Land verlassen und verkaufte ihren Besitz 1629 an Elisabeth von Schärffenberg. Deren Sohn Max gab Rabenstein an Renata Gräfin von Trautmannsdorf weiter. Unter ihrer Familie erfolgte der großzügige Barockumbau der Burg zum Schloss. Als Architekt wurde gelegentlich, aber wohl fälschlich, Johann Bernhard Fischer von Erlach vermutet. Im Erbweg gelangte Rabenstein 1689 an Johann Balthasar von Wagensberg. 1742 wurde Johann Gottfried Graf Dietrichstein Eigentümer. Die Burg blieb bei seinen Nachkommen bis 1846, als man sie an den Freiherren Rudolf von Mandell verkaufte. Die Herrschaft wurde nun von Waldstein aus verwaltet, die Burg blieb weitgehend unbewohnt und dem langsamen Verfall überlassen. 1866 wurde der bereits ruinöse Bau aber vom Schönbrunner Schlosshauptmann Ludwig von Montoyer, einem Freund des Rittertums, erworben. Er ließ ihn mit großem finanziellen Aufwand restaurieren und machte ihn zum Schauplatz von Ritterspielen. Sein Sohn verkaufte 1887 an Fritz Reininghaus. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss zeitweise als exklusives Gästehaus geführt. 1981 ging Rabenstein an die auf Schloss Waldstein lebende Familie Liechtenstein, die es einige Jahre später an die Steirische Elektrizitätsgesellschaft (STEG) veräußerten, die seit 1987 unterhalb der Burg ein Murkraftwerk betreibt. 2005 erwarb der Unternehmer Werner Hochegger die Anlage und ließ sie aufwendig restaurieren. Schloss Rabenstein dient nun als Konferenzzentrum. Es ist zwar öffentlich nicht regelmäßig zugänglich, doch finden hier häufig kulturelle Veranstaltungen und Ausstellungen statt. Im Sommer wurden im Schlosshof Theateraufführungen abgehalten. Diese sollen 2012 in eine neue Freiluft-Arena am Fuße des Burgberges verlegt werden.

Das Burgschloss liegt auf einem keilförmig ins Murtal vorspringenden Felsen und war daher weitgehend vor feindlichen Angriffen geschützt. Ältester Teil der Anlage ist das im Osttrakt verbaute ehemalige Feste Haus. Seine Grundfläche betrug ca. 17 x 11 m. Der dreigeschossige mittelalterliche Haupttrakt nimmt den gesamten schmalen Felsgrat ein. Sigismund Friedrich von Trautmannsdorf ließ ihn in den Jahren 1670 bis 1680 barock erweitern, die bestehende Geschoßeinteilung entfernen und zwei große Säle einbauen. Sie zählen zu den Meisterwerken barocker Baukunst der Steiermark. Der kleinere Saal ist achteckig und mit einer kuppelförmigen Stuckdecke versehen. Manche Kunsthistoriker wollen in ihm eine Vorstufe des großen Saales von Schloss Frain an der Thaya sehen, einem der besten Werke Fischer von Erlachs. Möglicherweise wurde er aber von italienischen Künstlern gestaltet. Die üppigen Stuckdekorationen werden Alessandro Serenio oder seiner Werkstatt zugeschrieben. Die Deckenbilder stellen mythologische Szenen, wie die Metamorphosen des Ovids, dar. Beide Säle werden heute gerne für Schlosskonzerne genutzt. Sie werden durch große Fenster beleuchtet. Die Prunkräume des Schlosses beherbergten neben einer Waffensammlung die Gemäldegalerie der Ahnen derer von Montoyer. Der Westflügel des Schlosses erhielt erst im 19. Jahrhundert unter Ludwig von Montoyer sein heutiges Aussehen. Der unregelmäßige, von einem Springbrunnen belebte Hof wird durch eine hohe Mauer abgeschlossen, von der zwei Tore nach außen führen. Durch sie verlief einst die alte Murtalstraße. Über dem südlichen Tor liegt die Kapelle. Der Südfront sind zwei Terrassen vorgelagert, die eine Wehranlage sowie das Burggärtlein tragen. Zu Füssen der Burg liegt das sog. Turnierfeld, das von einer Mauer umgeben ist. Die Datierung am Tor weist auf das Jahr 1663 hin, doch wurde der Turnierhof in seiner heutigen Form erst im 19. Jahrhundert von Ludwig von Montoyer für seine Ritterspiele angelegt.

Lage: Steiermark/Murtal – ca. 2 km südlich von Frohnleiten

Besichtigung: bei Voranmeldung möglich


Weitere Literatur:


20.03.2005