ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Palais Larisch-Mönich


Nach Plänen des Architektenteams Eduard van der Nüll und August von Siccardsburg errichtete der Baumeister Paul Wasserburger in den Jahren 1867 bis 1868 für den bömisch-schlesischen Großgrundbesitzer Johann Graf Larisch-Mönich (1821 – 1884) gegenüber dem Stadtpark ein Familienpalais. August la Vigne war für die Bildhauer- und Stuckarbeiten zuständig. Nach dem tragischen Tod der beiden Architekten vollendete der Baumeister Karl Stattler das Palais. Es gehört zu den Hauptwerken des Historismus in Wien. Es ist eines der wenigen Ringstraßenpalais des altfeudalen Typs, die nur für die private Hofhaltung einer Familie gebaut wurden. Der Bauherr war kk Kämmerer und Obersthofmarschall des Kaisers. Außerdem war er Landeshauptmann von Schlesien und zwischen 1865 und 1867 Finanzminister. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war im Gebäude eine russische Kulturorganisation untergebracht. Heute gehört das Palais der Republik Irak und dient ihr als Botschaft.

Der Bau ist ein viergeschossiges Eckhaus, wobei die Beletage über einem Mezzanin recht hoch angeordnet ist, wohl um eine bessere Aussicht über den Stadtpark hinweg zu haben. Die Fassaden sind im Stil der französischen Renaissance phantasievoll dekoriert, wobei die Front zur Lothringer Straße wesentlich einfacher gehalten ist. Das Gebäude unterscheidet sich deutlich von den anderen Wiener Palais, vor allem durch den charakteristischen, runden Eckturm und die aufwendige Gestaltung des Mittelrisalites an der Johannesgasse. Er wird durch eine Attika und in der überhöhten Beletage durch drei gekuppelte, von zwei Säulenpaaren flankierte Fenster, sowie durch reichen ornamentalen Schmuck hervorgehoben. Dadurch ergibt sich eine starke vertikale Gliederung des Baues. Das große, üppig dekorierte Portal erstreckt sich sowohl über das Erd- als auch über das Mezzaningeschoß. Beide sind zu einer kräftig gebänderten Sockelzone zusammengefasst, die nahezu ebenso hoch, wie die darüberliegenden Stockwerke ist. Über dem Portal ist das Wappen der Larisch-Mönich angebracht. Es kehrt an den Beletage-Mittelfenstern bei Risalit und Turm wieder. Interessant ist der zylindrische Eckturm. Er ist in der Höhe des Erdgeschosses am schmälsten und erreicht seine größte Stärke in der Beletage. Im Inneren des Palais beeindruckt vor allem das großzügige Vestibül sowie das ovale Stiegenhaus. Das säulengestützte Vestibül ist im vorderen Raumteil zweigeschossig und im hinteren Bereich nur eingeschossig. Die ovale, freitragende Haupttreppe weist ein qualitätvolles Geländer auf. Es ist aus bronziertem Gusseisen und stammt von Lienstädt. In der Beletage erstreckten sich die Festräume an der Parkseite über dem Vestibül, während die Wohnräume der Gräfin an der Seitenfassade in der Lothringerstraße lagen. Der Hausherr residierte im darunter liegenden Zwischengeschoß, wo sich auch das Billardzimmer befand. Im obersten Stock waren Gäste- und Kinderzimmer sowie Personalwohnungen untergebracht. Die ursprünglich reiche Innenausstattung ist längst verkauft. Auch die Nebenräume waren gediegen eingerichtet. So sind die Futtermuscheln und die Wandverkleidungen des Pferdestalles aus rotem Marmor. Im Hof befindet sich ein einfacher Wandbrunnen.

Ort/Adresse: 1010 Wien, Johannesgasse 26/Lothringerstraße 13

Besichtigung: Das Palais ist exterritorial und kann im Inneren nicht besichtigt werden.


Weitere Literatur:


27.08.2002