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Graz - Kleines Palais Attems (Witwenpalais)


Das Kleine Palais Attems entstand im 16. Jahrhundert aus einer bürgerlichen Hofstätte. Der Grundriss mit Vorderhaus, seitlichen Stallungen und Hinterhaus um einen kleinen Innenhof ist noch klar erkennbar. Die Bausubstanz stammt im Kern vom Ende des 15. bzw. Anfang des 16. Jh. 1596 wird der Bau im Hofquartierbuch der Stadt Graz genannt. Er gehörte den Erben nach Georg Püchler. Nach mehrmaligem Besitzwechsel gelangte er um die Wende des 17. zum 18. Jahrhundert in den Besitz der Familie Kalchhammer. 1744 erwarb Ferdinand Josef von Thinfeld den Bau. Dieser wurde aber bereits 1757 an Ignaz Maria II Graf Attems verkauft. Danach diente er als Witwenpalais für den Eigentümer des benachbarten Palais Attems. Ab 1757 führte Josef Hueber Umgestaltungen in der Einfahrt und dem Stiegenhaus durch. Ignaz Maria III Graf Attems ließ 1858 durch Carl Ohmeyer ein drittes Obergeschoß und einen neuen Dachaufbau aufsetzen. Die Fassade des neuen Stocks wurde der bestehenden spätbarocken Schauseite von 1715 angeglichen. Das Palais blieb bis 1955 im Besitz der Familie Attems und wurde dann an die Firma Wertheimer verkauft. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgte eine grundlegende Instandsetzung des Hauses, wobei es zu einigen baulichen Veränderungen kam. So wurde 1960 ein Geschäftsportal im Erdgeschoß eingebaut. 1964 wurde der geschlossene Balkonanbau im ersten Stock der Hofseite sowie eine dort befindliche Holzhütte entfernt. Nach alten Vorbildern wurde der barocke Laufgang im ersten Obergeschoß wiederhergestellt. 1967/70 erfolgte der Ausbau des Dachgeschosses. Seit 1988 befindet sich das Palais im Besitz der Steiermärkischen Sparkasse.

Der viergeschossige Bau weist wie viele Grazer Palais einen schmalen, tief gestreckten Grundriss auf. Die vierachsige Hauptfassade liegt in der Sackstraße. Ihre horizontale Gliederung erfolgt durch Kordongesimse zwischen den einzelnen Geschossen. Bemerkenswert sind die weißen Stuckdekorationen der hohen steingefassten Fenster. Vor allem die Verdachungen sind sehr aufwändig ausgeführt. Die Parapetfelder zeigen geometrischen Bandlwerkstuck. Das Portal liegt asymmetrisch in der zweiten Achse. Die Originalbeschläge der mit Blech verkleideten Torflügel aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sind noch erhalten. Über dem Torbogen ist zwischen Schneckenvoluten und Ziervasen eine Kartusche angebracht, deren Relief Maria im Strahlenkranz (um 1720) zeigt. Die südliche Seitenfassade grenzt an die ehemalige Zufahrt zum Admonterhof. Hier ist nur die erste Fensterachse ähnlich dekorativ wie die Hauptfassade gestaltet. Die tiefe Einfahrt an der Sackstraße weist ein durch Gurtbogen in sechs Joche getrenntes Platzlgewölbe auf. Das Stöckelpflaster wurde 1972 erneuert. Im mit Rokokostuck geschmückten Treppenhaus führen Zweipfeilerstiegen mit einarmigen Treppenläufen und Zwischenpodesten (2. HJ. 18. Jh.) in die Obergeschosse. Sie werden von einer dekorativen Steinbalustrade begrenzt. Einige Räume des ersten und zweiten Stocks weisen Stuckdecken in der art Angelo Pietro Formentinis auf (um 1720/30). Im Vorraum des zweiten Stocks steht ein interessanter barocker Kamin aus farbigem Stuckmarmor (1710/20). Sein Unterbau ist mit Imitationen von Delfter Kacheln verkleidet. Der Aufbau zeigt im Zentrum ein akanthusgerahmtes Ovalmedaillon mit einer Blumenvase im Relief. Der Ofen ist von einem kuppelförmigen geschweiften Aufsatz mit einem weiteren Medaillon gekrönt.

Ort/Adresse: 8010 Graz, Sackstraße 15

Besichtigung: von außen jederzeit möglich, auch der Hof ist zugänglich


Weitere Literatur:


15.03.2005