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Glanegg (Kärnten)


Glanegg gehört zu den ältesten Burgen Kärntens, obwohl das Datum seiner Erbauung nicht bekannt ist. Es befand sich aber bereits 1121 im Besitz des Herzogs Heinrich III von Eppenstein, als dieser mit Bischof Hiltebold von Gurk und dem Salzburger Erzbischof in Fehde lag. Zuvor war Glanegg ein salzburgisches Lehen. Als solches dürfte die Burg noch im 11. Jahrhundert erbaut worden sein. Ihre Aufgabe war es, die Enge des Glantals zu kontrollieren. Sie wurde von landesfürstlichen Ministerialen verwaltet, die sich „von Glanekke“ nannten. Nach deren Aussterben 1185 saß hier Reinprecht von Mureck. Sein Enkel Reimbert von Ras begründete eine neue Familie „von Glanegg“. Er wurde 1293 auf einem Feldzug vor Griffen meuchlings ermordet. Als auch diese Familie 1374 im Mannesmann erlosch, erbte Herzog Leopold III von Österreich die Herrschaft. Bei dem damals erwähnten Hinter-Glanegg handelt es sich um einen Turm im benachbarten Weiler Rothenthurn, von dem heute nur mehr Mauerreste vorhanden sind. Glanegg wurde bis 1424 an Franz von Carrara verpfändet und danach von landesfürstlichen Pflegern betreut. Den herumstreifenden Türken gelang es sowohl 1473 als auch 1478 mangels schwerer Geschütze nicht, die Feste einzunehmen. Auch die Ungarn dürften nicht in der Lage gewesen sein, sich hier festzusetzen. Gegen ein entsprechendes Darlehen und die Verpflichtung, mindestens 1000 Gulden in die Burg zu verbauen, erhielt Ulrich von Ernau 1534 die Pfandschaft von König Ferdinand übertragen. Er ließ zwei Ringmauern an der Gartenseite anlegen sowie den Turm beim äußeren Tor und ein Wirtschaftsgebäude samt Getreidespeicher und Marstall errichten.

Nachdem 1573 eine Kommission die Wehrhaftigkeit der Anlage überprüft hatte, mussten der bereits baufällige Westtrakt sowie ein Teil der Ringmauer erneuert werden. Die Ernaus wanderten im Zuge der Gegenreformation aus Kärnten aus. Auf sie folgte Johann Friedrich Freiherr von Seenuß, der die Burg 1621 an den Grafen Wilhelm von Kronegg verkaufte. Georg Andreas Graf Kronegg war 1638 gezwungen, die Herrschaft an Johann Weber von Ehrenthal zu verkaufen. Da das zum Schloss gehörende Kirchlein St. Peter und Paul in der Zeit des Protestantismus dem Verfall überlassen und bereits teilweise eingestürzt war, wurde als Ersatz dafür die Barockkirche errichtet. Zu den folgenden Besitzern zählten Georg Ludwig Graf von Windischgraetz (1688) und der Gewerke Graf Stampfer, der unterhalb der Burg 1713 einen Kupferhammer errichtete. Während der Franzosenkriege wurde 1813 die Burg nochmals in Verteidigungsbereitschaft gesetzt, doch kam es zu keinen kriegerischen Handlungen. Wie eine Zeichnung von 1850 beweist, war die Burg damals noch vollständig erhalten. Ihr Verfall setzte erst nach 1860 ein, als sie dem Weinhändler und Bürgermeister von Bregenz, Anton Kinz, gehörte. Dieser ließ aus steuerlichen Gründen die Dächer abtragen und alle Holzbestandteile entfernen. Angeblich war ein Teil der Anlage noch gegen Ende des 19. Jahrhunderts bewohnt. 1994 setzten Sicherungs- und Restaurierungsarbeiten durch einen örtlichen Burgverein ein. Heute befindet sich die Ruine im Besitz der Familien Zwilling.

Glanegg ist eine ungewöhnlich ausgedehnte Burgruine. Sie liegt auf einem, das Glantal beherrschenden Bergrücken. Der ansteigende Burgweg führt zuerst zum äußeren Burgtor. Dieses ist von einem starken Rundturm geschützt. Die darüber liegende Bastei endet im Westen an der hohen Festungsmauer. Durch den anschließenden Zwinger gelangt man zum zweiten Tor, das besonders stark befestigt ist. Dahinter liegt der erste Hof mit dem dritten Tor. Ein langer gedeckter Torweg führt zum zweiten Hof, in dem sich der Bergfried und der Palas befinden. Der rechteckige Bergfried stammt vom Ende des 13. oder vom Beginn des 14. Jahrhunderts. Sein ursprünglicher Eingang – ein Rundbogentor – liegt in der Südwestwand, auf der Höhe des ersten Stocks. Das Tor im Erdgeschoß und das darüber befindliche Fenster wurden erst in späterer Zeit ausgebrochen. Im zweiten Obergeschoß befindet sich ein romanisches Fenster, dessen Mittelsäule ein dorisches Kapitell besaß. Sie wurde um 1938 gestohlen. Rechts daneben erkennt man drei Signalfenster. Nahe der westlichen Wehrmauer stehen im Hof fünf viereckige Säulen, von denen man nicht recht weiß, ob sie das Dach eines Laubenganges trugen, oder aber lediglich zum Anbinden von Pferden bestimmt waren. Die Ostseite des Hofes wird von einer Zinnenmauer begrenzt. An der Südwestseite lag der unregelmäßige Palas mit der heute ebenfalls zerstörten gotischen Burgkapelle. Sie war mit Maßwerkfenstern ausgestattet. Die am Südrand des Palas angebaute barocke Kapelle ist wesentlich jünger. Ihr dreigeschossiger Turm hatte bis 1935 noch eine barocke Zwiebelhaube aus Holzschindeln. Zwischen dieser Kapelle und dem dritten Tor liegt eine starke Wehrmauer, unter welcher sich der dritte Hof bis an die halbkreisförmige Festungsmauer erstreckt. Ein zweigeschossiger Speicherbau besitzt im Untergeschoß eine dreischiffige, fünfjochige Halle mit gestelztem Kreuzgratgewölbe, das von achteckigen gotischen Steinsäulen getragen wird (15. Jh.).

Lage: Kärnten/Glantal – ca. 12 km südwestlich von St. Veit

Besichtigung: jederzeit möglich


Weitere Literatur:


02.03.2005