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Drosendorf


Als erster Drosendorfer wird um 1188 ein Albero de Drozendorf erwähnt. Er war wohl auch für die um diese Zeit erfolgte planmäßige Anlage der Burgsiedlung zuständig. Eigentümer der Herrschaft waren aber die Grafen von Pernegg. Nach deren Aussterben wurde Drosendorf landesfürstlich, war aber meist verpfändet. Zusammen mit Raabs, Kollmitz, Eibenstein und Hardegg war Drosendorf Teil des äußeren Festungsgürtels gegen Böhmen. 1278 wurden Burg und Stadt von König Ottokar II Przemysl 16 Tage lang erfolglos belagert. Dieser Widerstand kostete soviel Zeit, dass Rudolf von Habsburg in Ruhe seine Truppen für die entscheidende Schlacht bei Dürnkrut/Jedenspeigen sammeln konnte. Die schließlich abgezogene Belagerungsarmee kam zu spät, um in die Kämpfe eingreifen zu können, die mit der Vernichtung des böhmischen Hauptheeres und dem Tod Ottokars endeten. Danach gelangte Drosendorf an den Habsburger, der es an Stephan von Maissau verpfändete. Dieser war es, der zuvor mit knapp 1000 Mann Stadt und Burg gegen die 18.000 Soldaten Ottokars vereidigt hatte. 1327 hatten die Herren von Wallsee die Pfandschaft inne. Nach einer sechswöchigen Belagerung gelang es 1328 König Johann von Böhmen Drosendorf einzunehmen. Als sich 1405 die Raubritter Albrecht und Johann von Vöttau durch Überrumpelung der Wachen in den Besitz der Burg gesetzt hatten, gelang es Otto IV von Maissau unbemerkt in die Burg einzudringen und die Stadt zu entsetzen.

Die nächsten Pfandherren waren 1438 die Eytzinger, 1506 Johann Mrakesch und 1574 die Familie Mollarth. 1607 wurde die Herrschaft in Eigenbesitz umgewandelt, die Stadt blieb aber landesfürstlich. 1620 fand eine neuerliche Belagerung, diesmal durch Fürst Christian von Anhalt, statt. Die Angreifer konnten aber rechtzeitig durch mährische Truppen vertrieben werden. Auch die Schweden konnten 1645 die Mauern nicht überwinden und zogen an der Stadt vorbei. 1694 kam es zu einem schweren Brand, der umfangreiche Wiederaufbauarbeiten zur Folge hatte, die einem Neubau fast gleichkamen. Anfangs des 18. Jahrhunderts erfolgte eine Barockisierung der Anlage. 1710 wurde der Bergfried bis zur Traufenhöhe abgetragen. 1724 richtete ein neuerlicher Großbrand schwere Schäden an. Als Schlossherren traten im 17. und 18. Jahrhundert die Muschinger, Kurz, Sprinzenstein und Lamberg-Sprinzenstein auf. 1822 kam das Schloss an die Grafen Hoyos-Sprinzenstein, denen auch die Herrschaft Horn gehörte. Beide Besitzungen sind nach wie vor verbunden. 1945 wurde das Schloss stark in Mitleidenschaft gezogen und die Einrichtung teilweise geplündert. Eine grundlegende Restaurierung erfolgte in den Jahren nach 1980. Derzeitiger Eigentümer ist Dipl. Ing. Hans Graf Hoyos. Das Schloss wird als Seminar- und Bildungsstätte sowie als Frühstückspension geführt.

Schloss Drosendorf liegt am südöstlichen Rand der Burgstadt. Die Stadtbefestigung umschließt auch die ehemalige Burg, die ein wichtiges Element der Verteidigung der Südseite war. Wegen des benachbarten Horner Tores weist die hier besonders starke Stadtmauer in diesem Bereich zwingerartige Verstärkungen mit massiven Rundbastionen auf. Das Schloss liegt auf einer erhöhten Terrasse und war bergseitig durch einen tiefen Halsgraben gesichert, über den eine Steinbrücke führt. Die Bausubstanz geht zum Teil noch auf das späte 12. Jahrhundert zurück, doch sind für das heutige Aussehen des Schlosses vor allem die Neubauten des 16. Jahrhunderts verantwortlich, worauf ein mit 1548 bezeichneter Wappenstein der Mrakesch am Südflügel hinweist. Die dreigeschossigen Trakte des Vierflügelbaues umgeben einen etwa rechteckigen Hof. Auf Grund der Barockisierung weisen die den Hof umgebenden Bauten eine einheitliche Dachhöhe und regelmäßige Fensterachsen sowie barocken Putzfelddekor auf. Die Wände sind rosa und weiß gefärbelt. Das Erdgeschoß des Südflügels ist durch vier große Rundbogenarkaden geöffnet. In der Mitte des geräumigen Hofes befindet sich ein Brunnen mit steinernen Trog und einer Brunnenplastik. Die Kanten der Außenmauern werden durch eine gemalte Ortsteinquaderung hervorgehoben. Die profilierten Steingewändefenster weisen gerade Verdachungen auf. Der aus dem 16. Jh. stammende Torbau ist mit einem barocken Volutengiebel geschmückt. Über dem korbbogigen Tor prangt ein großes gemaltes Wappen der Grafen Kurz aus dem 17. Jh. An der Südseite des Torbaues springt die im Kern spätmittelalterliche Kapelle aus dem Bering nach Osten vor. Sie wurde 1681 barockisiert. Ihre Ausstattung stammt daher vorwiegend aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Der Knorpelwerkaltar wurde 1630 gefertigt. Vom Hof aus führt ein schönes Portal aus dem 17. Jh. in den Wohnbereich. Es weist einen gebrochenen Giebel mit Kugelaufsatz auf und zeigt im Sturzfeld eine von Girlanden umgebene Maske. In den Wohnräumen haben sich einige filigrane Stuckdecken und Einrichtungsgegenstände aus dem frühen 18. Jahrhundert erhalten. Die Gemälde gehören vorwiegend dem 17. und 18. Jh. an. Ein Teil des Zwingers der Stadtmauer wurde zur Anlage eines Schlossgartens genutzt.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 32 km nördlich von Horn

Ort/Adresse: 2095 Drosendorf an der Thaya

Besichtigung: möglich, der Hof ist frei zugänglich


Weitere Literatur:


28.02.2005