Hainburg ist eine der geschichtsträchtigsten Burgen Österreichs. Um die Hainburger Pforte und damit das Donautal vor Angriffen aus dem Osten zu sichern, befahl Kaiser Heinrich III auf dem Reichstag zu Nürnberg im Jahr 1050 die Errichtung einer Reichsburg auf dem dafür bestens geeigneten Hügel über der Stadt. Zuvor hatte sein Onkel, Bischof Gebhard III von Regensburg, auf einem Kriegszug weite Gebiete Westungarns verheert bis er sich auf Grund des ungarischen Gegenschlagens wieder zurückziehen musste. Er leitete auch die Bauarbeiten an der neuen Burg. In Hainburg bestand aber schon zuvor eine Feste, denn die huniburch wird schon im Nibelungenlied besungen. Ihr genauer Standort ist aber fraglich. Früher nahm man an, dass ihr Name Hunnenburg bedeuten sollte. Möglicherweise wurde sie aber nach Heimo, dem Mundschenk des Karolingerkaisers Arnulf, benannt. Diese Anlage dürfte 1042 während der Streitigkeiten um den ungarischen Königsthron zerstört worden sein. Die neue Burg wurde um 1060 Gefolgsleuten der Diepoldinger als Lehen übergeben. Im Laufe des 12. Jahrhunderts wandelten sich diese zu Ministerialen der Babenberger. 1188 wurde die Hainburg landesfürstlich. Im nächsten Jahr musste Kaiser Friedrich I Barbarossa auf der Burg die Verhandlungen über die Mautzahlungen für sein Kreuzfahrerheer abwarten, bevor er durch Ungarn ins Heilige Land weiterziehen durfte. Herzog Leopold VI verwendete einen Teil des Lösegeldes für König Richard Löwenherz zum Ausbau der Befestigungen Hainburgs. Auf ihn vor allem geht der zwischen 1190 und 1240 in mehreren Phasen erfolgte repräsentative Ausbau zum landesfürstlichen Wohn- und Herrschaftssitz zurück. Er hielt hier 1200 eine große Ministerialenversammlung ab. 1226 übergab er die Burg seiner Gattin Theodora, einer Tochter des byzantinischen Kaisers. Allerdings wurde sie bald von ihrem eigenen Sohn Heinrich vertrieben, der die Feste erobert hatte. Als der Herzog, der gerade in Italien weilte, in seine Heimat zurückkehrte, gelang es ihm, die Burg zurückzuerobern und die Ordnung wieder herzustellen. Der Aufstand seines Sohnes misslang und dieser musste sich nach Mähren absetzen, wo er starb. Im 13. Jahrhundert leistete Hainburg den Ungarn erfolgreichen Widerstand.
1248 wurde die Burg Wohnsitz der Schwester Friedrichs II des Streitbaren, Margarethe. Nach seinem Tod heiratete der 23-jährige Ottokar II Przemysl 1252 in der Pankratiuskapelle der Hainburg die 41-jährige Babenbergerin. Er wollte sich auf diese Art die Ansprüche auf das Babenbergererbe sichern. Auf ihn gehen die Ausbauarbeiten des Wohnturmes im Jahr 1260 zurück. Allerdings hatte er sich zu diesem Zeitpunkt bereits wieder von Margarethe getrennt, da er im Zuge seiner Ungarnpolitik beabsichtigte, Kunigunde, die Enkelin des ungarischen Königs Bela IV, zu heiraten. Während seiner Herrschaft hielt er sich gerne hier auf. Margarethe zog sich nach Krumau zurück, wo sie 1266 starb. 1282 gelangte die Hainburg in den Besitz der Habsburger, die es von Hauptleuten verwalten ließen. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts waren aber Burg und Herrschaft fast immer an Adelige verpfändet. Als Pfandherren scheinen u. a. die benachbarten Herrschaftsinhaber, wie die Dörr von Deutsch-Altenburg, die Enzersdorfer von Röthelstein und die Kranichberger von Petronell auf. Im ersten Bruderkrieg des Hauses Habsburg, zwischen Friedrich dem Schönen und Otto dem Fröhlichen, gelang es letzterem mit Hilfe der Ungarn sich in den Besitz von Stadt und Burg Hainburg zu setzen. In den Jahren zwischen 1376 und 1382 fanden umfassende Baumaßnahmen statt. Ulrich von Eyczing, der den Adelsaufstand des Mailberger Bundes gegen Kaiser Friedrich III anführte, verwüstete 1452 die Burg. 1478 versuchte der ungarische König Matthias Corvinus vergeblich Burg und Stadt zu erobern. Dies gelang ihm erst beim zweiten Versuch 1482. Als die Stadt gefallen war, musste auch der Pfandinhaber der Herrschaft, Wolfgang Fuchs, kapitulieren und die Burg übergeben. Corvinus ließ die schwer beschädigte Festung erneuern und ausbauen. Erst 1490 gelang es Maximilian I Hainburg wieder einzunehmen. 1514 wurde die Herrschaft an die Zelkinger verpfändet. Seit damals wurde die Hainburg nicht mehr als Residenz benutzt und diente nur mehr militärischen Zwecken. Aus dem Jahr 1525 wird berichtet, dass damals die Burgmauern und der Turm eingefallen und die Burg unbewohnt war. 1529 verwüsteten die Türken unter Sultan Soliman bei ihrem Vormarsch auf Wien Burg und Stadt, die ihnen kampflos in die Hände gefallen waren. Vor allem der nordwestliche Teil der Burg wurde schwer beschädigt.
Ab 1554 kam es zu massiven Ausbauten der Zwingeranlagen. Nachdem 1569 ein Blitzschlag zur Explosion des Pulverturms geführt und den Südteil der Anlage teilweise zerstört hatte, wurde sie nur halbherzig wieder aufgebaut. Dies rächte sich 1683, als es den Türken neuerlich gelang, die Burg zu stürmen. Damals wurden angeblich 8.432 Bürger der Stadt und Flüchtlinge aus der Umgebung, die hier Schutz gesucht hatten, niedergemetzelt. 1617/18 war Hainburg Schauplatz mehrerer Hexenprozesse. Der Herrschaftsinhaber Hans Christoph Freiherr von Unverzagt „begnadigte“ zwar einige Hexen insoweit, als sie nicht lebend verbrannt sondern zuerst enthauptet und erst danach den Flammen übergeben werden sollten, was aber vermutlich bei den Betroffenen auch keine große Dankbarkeit ausgelöst haben dürfte. 1619/20 hielt die Burg drei Belagerungen durch Gabor Bethlen stand. Zwischen 1629 und 1652 hatten die Bürger von Hainburg die Pfandschaft über die Herrschaft inne. 1703 verkaufte sie Kaiser Leopold I an den Grafen Johann Jakob von Löwenburg, der sechs Jahre später die Burgkapelle instand setzen ließ. Im 18. Jahrhundert war die Burg als Wehrbau endgültig wertlos geworden und wurde dem Verfall überlassen. Dazu hatte vor allem die Errichtung des neuen Schlosses am Fuße des Burgberges beigetragen. 1852 ging die Ruine wieder in Staatsbesitz über. In den Jahren 1935 und 1936 führte das österreichische Bundesheer die ersten Sicherungsarbeiten an der Ruine durch. 1954 und vor allem ab 1976 fanden großzügige Restaurierungsarbeiten durch einen örtlichen Burgerhaltungsverein statt, die aber nicht immer den Beifall der Denkmalschützer fanden. Die Reste der einst landesfürstlichen Burg gehören heute der Stadtgemeinde Hainburg. Seit 1978 dient der riesige Burghof als Kulisse für Theateraufführungen, die meist historische Themen als Inhalt haben.
Die Burg war für einen Angreifer nur über steile, ungeschützte Hänge zu erreichen, wo er dem Feuer der Verteidiger ausgesetzt war. Sie liegt 140 m über der Stadt am Gipfelplateau des Schlossberges und ist von einem doppelten ovalen Mauerring umschlossen. Der dazwischen liegende schmale Zwinger wurde im 16. Jahrhundert im Nordosten – nach Pressburg zu - bastionsartig ausgebaut. An der Stelle des ehemaligen Reckturmes befindet sich heute eine Aussichtsterrasse. Die Burg ist mit der Stadt durch lange und bis zu 6 m hohe Wehrmauern verbunden, die mit viereckigen Türmen verstärkt sind. Der Burghügel ist auch zur Stadt hin durch eine Quermauer abgegrenzt. Das äußere Burgtor liegt weit unterhalb der Hochburg in der Westmauer. Es wurde um 1220 errichtet und 1270/90 umgebaut. Der kleine Torbau mit dem Rundbogentor zwischen zwei massiven Mauerpfeilern macht heute einen etwas überrestaurierten Eindruck. Nach einem weiteren Anstieg gelangt man zum inneren Bering mit dem schräg vorspringenden zweiten Torbau aus Bruchsteinmauerwerk. Sein östlicher Teil wurde von der Torhalle mit der Durchfahrt eingenommen, während der westliche Teil turmartig ausgebaut war. Die Torhalle war nach südfranzösischer Art nur gegen den Burghof zu durch ein Tor verschlossen, während außen nur ein mächtiger, 5 m breiter Torbogen aus Hausteinen die Einfahrt überspannte. Dieser Torbau entstand um 1260. Der innere Bering umschließt das gesamte Gipfelplateau. Er wurde Ende des 12. Jh. errichtet und ist etwa 1,5 m stark. Das riesige Burgareal wurde erst in späterer Zeit durch Abschnittsmauern in den großen, heute aber unbebauten äußeren Burghof und zwei Innenhöfe geteilt.
Im unteren Drittel der Anlage haben sich die beiden wichtigsten Gebäude der Burg – wenn auch stark restauriert – erhalten. Der mächtige, einst viergeschossige Wohnturm stammt aus der Übergangszeit zwischen Romanik und Gotik. Er ist um 1220/30 als landesfürstlicher Repräsentationsbau errichtet worden. Sein quadratischer Grundriss umfasst eine Fläche von ca. 10 x 10 m. Seine 1,7 m starken Mauern sind außen mit soliden Steinquadern verkleidet. Dass dieser heute noch dreigeschossige Wohnturm zugleich als Bergfried diente, ist daran zu erkennen, dass sein Erdgeschoß ursprünglich nur vom Oberstock aus zugänglich war. In diesem befand sich auch das rundbogige Portal, das man über eine aufziehbare Leiter erreichen konnte. Der Innenraum des Hauptgeschosses wird von einem etwas spitzbogigen Kreuzrippengewölbe überspannt, dessen Rippen tief zu den verzierten Wandkonsolen herabreichen. Die Beleuchtung erfolgte durch zwei Zwillingsfenster mit Steinbänken in den Fensternischen. Bei einem Fenster hat sich noch die Mittelsäule erhalten. Heute nicht mehr existierende Steinstiegen in der Mauerstärke führten in die höheren Geschosse. Reste eines auf Kragsteinen aufsitzenden Wandkamins sind noch zu erkennen. Der Wohnturm wurde im 16. Jh. mit der daneben liegenden ehemaligen Pankratius-Kapelle durch einen zweigeschossigen Torbau verbunden. Die vermutlich ursprünglich ebenfalls zweigeschossige Kapelle, die 1476 dem Hl. Georg umgewidmet wurde, ist älter als der Wohnturm. Sie dürfte noch vor dem Ende des 12. Jahrhunderts errichtet worden sein. Ihr Verfall begann erst um 1870. Die Mauern standen bis zur Restaurierung von 1975 nur mehr bis über die romanischen Fenster aufrecht. Sie wurden dann aufgemauert und mit einem Flachdach versehen. Die schmalen Fenster konnten notfalls auch als Schießscharten dienen. Auch die bereits zerstörte halbrunde Apsis wurde erneuert. Seinerzeit führte eine Holzbrücke von der Empore ins Obergeschoß des benachbarten Wohnturmes. Der Raum zwischen den beiden Gebäuden wurde 1709 überbaut. Der Palas, der etwa gleich alt wie die Kapelle ist, lag im Südwesten. Von ihm haben sich nur mehr die Grundmauern und eine Giebelwand mit romanischen Rundbogenfenstern erhalten. Im Südwesten des Hofes erkennt man noch die Reste einer Zisterne. An der Südseite des Burgberges befanden sich die sog. Kasematten mit ins Freie führenden Gängen.
Lage: Niederösterreich/Donau – ca. 13 km westlich von Pressburg
Ort/Adresse: 2410 Hainburg an der Donau
Besichtigung: ganzjährig frei zugänglich
Weitere Literatur:
22.02.2005