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Gradenegg


Die Herren von Gradenegg werden bereits 1192 in einer Urkunde des Gurker Bischofs Dietrich I erwähnt. Damals scheint auch der aus dem Slowenischen stammende Name der Burg als Grednich erstmals auf. Der Überlieferung nach war mit ihr das legendäre Erbmährecht verbunden. Danach waren die Burgherren berechtigt, solange der neue Kärntner Herzog während seiner Einsetzung auf dem steinernen Herzogsstuhl bei Maria Saal saß, in ganz Kärnten auf fremden Gründen Gras zu mähen. Zwar ist dieses Recht urkundlich nicht gesichert, doch deutet es darauf hin, dass die Gradenegger damals zu den prominentesten Ministerialenfamilien Kärntens zählten. Letzter Vertreter dieses Geschlechtes auf Gradenegg war Reinprecht von Gradenegg (1436). Auf ihn folgten 1463 Christoph Ungnad von Sonnegg und 1553 Andrä Mordax. 1566 wurde Wolf Dietrich Freiherr von Thannhausen durch Heirat zum Burgherrn. 1578 gehörte Gradenegg der Freiin Walburga von Egkh-Hungersbach. 1631 verkaufte Paul Freiherr von Khevenhüller, der als Protestant zur Auswanderung gezwungen war, die Burg an den Freiherrn Anton d. J. von Grottenegg. 1644 erwarb Hans David Seenuß zu Pach von Salome von Grotta Gradenegg. Seine Nachkommen gaben es 1674 an Franz Freiherrn von Aschau ab. Dieser starb 1680 und wurde in der Kirche von Gradenegg begraben. Sein Grabstein ist dort noch erhalten. 1686 übergab seine Witwe Susanna-Katharina die Burg an ihre beiden Töchter, Maria-Benigna Freifrau von Radowsky und Maria Theresia Freifrau von Lang. Bald danach dürfte der Verfall der Anlage begonnen haben. 1732 gelangte die Herrschaft durch Kauf an Johann Anton Oswald Graf Goess. Ein schweres Erdbeben beschädigte 1796 die Halbruine zusätzlich. Die Familie Goess behielt das Gut bis 1936, als es an Roman Mulle, den Besitzer des Gasthofes Grüner Baum in St. Veit verkauft wurde. Dessen Nachkommen besitzen noch heute die Ruine.

Auffallend an der großräumigen Anlage ist ihre entlegene Höhenlage (1039 m) mit weiter Fernsicht. Die einzelnen Bauteile sind rechtwinkelig angeordnet und werden von einer hohen gotischen Ringmauer mit kleinen Ecktürmen umschlossen. Diese wurde 1455 errichtet. Am besten erhalten ist der mächtige quadratische Bergfried aus romanischer Zeit. Sein Grundriss beträgt 11 x 11 m, seine Mauerstärke ca. 2,5 m. Die Nordseite des Turmes ist eingestürzt. Der ursprüngliche Einstieg liegt in 6 m Höhe an der Westseite. Der ebenerdige Eingang wurde erst wesentlich später durchgebrochen, als der Wehrcharakter der Burg bereits obsolet geworden war. Süd- bzw. ostseitig sind in beiden Geschossen je zwei Lichtschlitze von ca. 80 cm Länge vorhanden. Um den Turm gruppieren sich Gebäude aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Aus verteidigungstechnischen Gründen befinden sich zwischen Bergfried und Palas sowie zwischen Bergfried und Wirtschafts- bzw. Stallgebäude größere Abstände. Der dreigeschossige Palas weist eine Fläche von 21 x 9 m auf. Er ist im Norden an die Ringmauer angebaut. Seine marmornen Fenster- und Türrahmungen deuten auf einen Umbau zum Schloss im frühen 16. Jahrhundert hin. Der teilweise eingestürzte Südteil dürfte ein Opfer des Erdbebens von 1796 geworden sein. Wie eine Abbildung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zeigt, waren die meisten Gebäude damals noch mit Dächern versehen, da sie vom benachbarten Schlossbauer als Stall und Scheune verwendet wurden. Heute sind ihre Mauern weitgehend vom Jungwald überwachsen.

Lage: Kärnten/Bezirk St. Veit – ca. 10 km westlich der Bezirkshauptstadt

Besichtigung: die Ruine ist aus Sicherheits- und Haftungsgründen von einem Zaun umgeben

Homepage: http://gradenegg.kritzkratz.net


Weitere Literatur:


17.02.2005