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Graz - Palais Schwarzenberg


Im 15./16. Jahrhundert bestanden hier zwei Häuser. Das heutige Gebäude wurde um 1570/80 unter Einbeziehung älterer Bausubstanz errichtet. 1596 befand es sich im Besitz von Hanns Jakob Khisl. 1613 verkaufte Khisl, Freiherr zum Kaltenprunn und Gonowitz, sein Haus dem Gurker Bischof Hans Jakob Freiherr von Lamberg. Bischof Sebastian veräußerte es 1631 an den Grafen Georg Ludwig zu Schwarzenberg. Dieser war durch seine Heirat mit Anna Neumann zu einem enormen Vermögen gekommen. Er gab dem Gebäude durch Umbauten sein heutiges Aussehen. Auf ihn gehen auch die Arkadengänge des Hinterhauses zurück. 1775 wurde das Palais von Fürst Ferdinand von Schwarzenberg in einen Fideikommiß eingebracht. Der an der Burggasse gelegene Garten wurde 1853 verkauft, der Fideikommiß ein Jahr später gelöscht. Johann Fürst zu Schwarzenberg veräußerte das Palais schließlich an Dr. Smital. Es wurde ab 1964 durch Ing. Julius Kastner restauriert. Damals wurden auch die zum Teil vermauerten Hofarkaden wieder geöffnet. Danach wurde das Gebäude für die Musikakademie, Abteilung für Kirchenmusik, adaptiert.

Der Grundriss des Palais ist ungewöhnlich schmal und lang gestreckt. Das dreigeschossige Gebäude zeigt zur Bürgergasse eine vierachsige Renaissance-Fassade mit großen Doppelfenstern in beiden Obergeschossen. Sie werden im ersten Stock durch ein profiliertes Gebälk und gerade Verdachungen betont. Im zweiten Stock haben sich noch die steinernen Mittelpfosten erhalten. Die einzelnen Etagen sind durch kräftige Gesimse getrennt. Das genutete spätbarocke Portal im rustizierten Erdgeschoß wurde um 1775, vermutlich durch Josef Hueber errichtet. Die alte Steinrahmung ist noch unter dem Verputz erhalten. Das darüber befindliche Gebälk umschließt teilweise eine Rokoko-Wappenkartusche mit dem Fürstenhut und dem Sandsteinwappen der Schwarzenberg. Sie wird dem Bildhauer Johannes Piringer zugeschrieben. Das schmiedeeiserne Oberlichtgitter über den schweren Holztürflügeln stammt noch aus der Erbauungszeit um 1570/80. Durch die stichkappengewölbte Einfahrt gelangt man in den Renaissance-Innenhof. Der südlichen Längsseite sind in allen drei Geschossen sechsachsige Arkadengänge vorgesetzt. Die Rundbögen werden von toskanischen Säulen getragen. Der Arkadengang der obersten Etage ist deutlich niedriger als die beiden unteren. Im Erdgeschoß des Osttraktes ermöglicht eine Doppelarkade mit toskanischer Mittelsäule die Zufahrt in den Hinterhof. Hier hat sich ein spätgotischer Torrahmen mit abgefaster Leibung vom Ende des 15. Jahrhunderts erhalten. Das zweigeschossige Hinterhaus aus dem zweiten Viertel des 16. Jh. bekam in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts sein heutiges Aussehen. Damals wurden in beiden Geschossen dreiachsigen Arkadenbögen vorgebaut. Auch sie ruhen auf toskanischen Säulen. Im Keller des Straßentraktes findet man noch Bausubstanz aus dem 14. und 15. Jh. Klassizistische Deckenrahmungen mit Eck- und Mittelrosetten haben sich im ersten Obergeschoß erhalten. Ein ebenfalls klassizistischer Kachelofen von 1820/30 ist leider schwer beschädigt. Ein straßenseitiger Raum des zweiten Obergeschosses ist mit einer Stuckdecke von 1720 geschmückt. Das Laub- und Bandelwerkdekor wurde 1964 restauriert. Interessant ist der gut erhaltene Dachstuhl aus der Erbauungszeit von 1570/80.

Ort/Adresse: 8010 Graz, Bürgergasse 3

Besichtigung: die Höfe und das Stiegenhaus sind frei zugänglich


Weitere Literatur:


13.02.2005