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Palais Khuenburg


Das Palais steht auf dem Areal dreier Hofstätten, die das Kloster Rein 1164 vom Markgrafen Ottakar III erhalten hatte. Zu den späteren Besitzern zählten die Graßwein, Holzapfel und Paar. Nach 1564 erwarb Maximilian von Schrattenbach die hier stehenden zwei Häuser. Er war Kämmerer Erzherzogs Karl II und Landeshauptmann der Steiermark. 1598 wurde er in den Freiherrenstand erhoben. Um diese Zeit dürfte der Neubau des Stadthauses erfolgt sein. Dieses Schrattenbach’sche Haus kam gegen 1630 an Otto Ehrenreich Graf Trauttmansdorff und dann an den Kriegszahlmeister Johann Sebastian Schäzl. Letzterer verkaufte es 1676 an Sigmund Ludwig Khuenburg, der sofort einen großzügigen Umbau in die Wege leitete. Unter Johann Gandolf Graf Khuenburg erhielt das Palais Ende des 17. Jahrhunderts seine heutige Gestalt und seine barocke Innenausstattung, die heute nur mehr in wenigen Resten vorhanden ist. 1738 tauschte Franz Ludwig von Khuenburg das Palais mit Joseph Dismas Graf Dietrichstein. Dessen Sohn Franz Dismas ließ 1757 die bis zum Schlossbergfelsen reichenden Stallungen aufstocken. Er konnte auch 1789 den angrenzenden Reiner Stiftshof erwerben. 1839 erwarb Sigmund Conrad das Gebäude. Von 1863 bis 1866 war es an Erzherzog Carl Ludwig und dessen Gattin Maria Annunziata vermietet. Hier kam ihr Sohn, Franz Ferdinand, der 1914 in Sarajewo ermordete Thronfolger zur Welt. 1875 kaufte die Wechselseitige Brandschadenversicherungsanstalt das Haus. Es wurde an die Stadt Graz vermietet, die hier die erste Mädchenmittelschule der Österreichisch-Ungarischen Monarchie unterbrachte. 1911 erwarb es die Stadtgemeinde. Nachdem das Lyzeum 1938 aufgelassen worden war, wurden seine Räume zuerst von der Stadtverwaltung und nach dem Zweiten Weltkrieg von der britischen Besatzungsmacht genutzt. 1949 zogen wieder städtische Dienststellen ein. Da das Gebäude nicht sehr gepflegt wurde, plante man 1960 bereits seinen Abbruch, um hier eine Hochgarage zu errichten. Dies konnte verhindert und das Palais zwischen 1969 und 1972 grundlegend saniert werden. Danach wurde das Stadtmuseum hier untergebracht.

Das Palais ist ein U-förmiger viergeschossiger Baukörper. Es besteht aus dem straßenseitigen Haupttrakt mit seinem dreiteiligen Grabendach und den beiden Flügeln, die gemeinsam einen etwa quadratischen Hof bilden. Die neunachsige Schauseite in der Sackstraße ist durch Kordongesimse waagrecht gegliedert. Das Erdgeschoß ist genutet, die Ecklisenen sind durch eine Diamantquaderung betont. Die Fenster des ersten und zweiten Obergeschosses weisen profilierte Rahmungen und gerade Verdachungen auf. Die Fenster im mezzaninartigen dritten Obergeschoß sind quadratisch und einfacher gehalten. Die Erdgeschoßzone wurde im 19. und 20. Jahrhundert durch den Einbau von Geschäftsportalen ungünstig verändert. In der Mitte dominiert das über drei Fensterachsen reichende Hauptportal von 1710/15, das unter dem Einfluss des Portales des gegenüber liegenden Palais Attems entstanden sein dürfte. Das rundbogige Tor wird von je zwei schräg stehenden Pilastern und einer toskanischen Säule flankiert. Der von ihnen getragene schmale Balkon ist von einem durchbrochenen Steingeländer begrenzt, das ein bizarres Muster aus Akanthusblättern zeigt. Die blechbeschlagenen Türflügel sind mit Rosetten und Zierbeschlägen geschmückt. Sie wurden 1892 erneuert. Die fünf gravierten Schilder in der Anschlagleiste erinnern an die Renovierung durch die Brandschadensversicherung. Der qualitätvolle eiserne Türklopfer ist nicht original sondern stammt aus den Museumsbeständen. Hinter dem Tor liegt eine weiträumige Einfahrt mit Stichkappentonnen auf Wandpfeilern. Die drei Hoffassaden sind in allen drei Obergeschossen mit offenen Balkongängen versehen, die von einem einfachen Schmiedeeisengeländer begrenzt werden. Die zum Schlossbergfelsen führenden Stallungen wurden 1977/78 abgebrochen. Mit Ausnahme der großen zweiarmigen Treppenanlage von 1675/90 hat sich im Inneren von der Originalausstattung wenig erhalten. Lediglich einige Türstockverkleidungen gehören zum Bestand des 17./18. Jahrhunderts. 1973 wurden im nordwestlichen Ecksaal des zweiten Stocks einige Freskenreste von 1730/40 freigelegt und restauriert.

Ort/Adresse: 8010 Graz, Sackstraße 18

Besichtigung: Das Stadtmuseum ist täglich außer montags geöffnet (Di 10.00 – 21.00, Mi – Sa 10.00 – 18.00, So und Fei 10.00 – 13.00)

Homepage: www.stadtmuseum-graz.at


Weitere Literatur:


04.02.2005