Bereits in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts werden im Klosterneuburger Salbuch mehrere Mitglieder einer Familie erwähnt, die sich nach Groß Schweinbarth, nannte. Ursprünglich hieß der Ort Suinwart oder Swinwart und wurde von einem Hochstand für die Wildschweinjagd abgeleitet. Die Schweinbarther errichteten noch vor 1280 an der Stelle des heutigen Schlosses eine Wasserburg, die sie vorerst als freies Eigen besaßen. Zu Beginn des 14. Jh. mussten sie sich aber unter die Lehenshoheit der Burggrafen von Nürnberg begeben. Später hielten sie die Herrschaft als landesfürstliches Lehen. Ab 1292 hatten auch die Kuenringer Besitz im Ort. Mit diesen hatten die Herren von Schweinbarth häufig Streit. Es ging dabei immer um die Abgrenzung ihrer Besitzungen. 1463 starb die Familie aus. Die Herrschaft wurde vom Landesfürsten an Siegmund Spaur vergeben, wechselte aber bald mehrfach den Besitzer. 1489 erwarb Balthasar von Kuenring die Wasserburg. Damit war der Ort fast vollständig im Besitz der Familie Kuenring. Als Lehensherren scheinen aber weiterhin die österreichischen Landesfürsten sowie die aus den Nürnberger Burggrafen hervorgegangenen Markgrafen von Brandenburg auf. Nach dem Tode von Hans Laßla, dem letzten Kuenringer, verkaufte seine Witwe Maria Salome, geb. Polheim, das landesfürstliche Lehen 1597 an den Freiherrn Hans Wilhelm von Schönkirchen. Zwar wurde nach einem Erbschaftsprozeß 1618 u. a. auch Groß Schweinbarth dem Grafen Hans Wilhelm von Hardegg zugesprochen, doch gelang es 1634 Siegmund Peter Adolf, Freiherr von Schönkirchen, die Herrschaft käuflich zu erwerben. Sein Sohn Karl Johann Wilhelm verkaufte sie 1661 an den Grafen Ernst von Abensperg und Traun. Ihm war es schon 1658 gelungen, den Brandenburger Anteil an Groß Schweinbarth zu übernehmen. Dieser war von den Brandenburgern nach dem Tod des letzten Kuenringers mehr schlecht als recht selbst verwaltet worden, so dass sich hohe Steuerschulden angesammelt und die Landstände die Herrschaft eingezogen hatten. Das heutige frühbarocke Schloss geht auf den Umbau der Wasserburg durch die Grafen Abensperg zurück. Es gehört ihnen noch heute. 1973/78 wurde der 1945 beschädigte Bau saniert.
Das Gebäude liegt am Südende des Marktes. Es ist zum Teil noch von – allerdings schon seit 1767 trockenen – Gräben umgeben. Es war ursprünglich auf Holzpfählen erbaut, doch wurde es 1792 untermauert. Vom zur Straße gewandten zweigeschossigen Westtrakt gehen nach hinten zwei ungleich lange Flügeln aus, die einen Ehrenhof begrenzen. Die zehnachsige Hauptfront ragt über den kurzen Nordtrakt deutlich vor. An der Gartenseite ist diesem ein ebenfalls vorspringender Saalbau angeschlossen. Die im Osten unverbaute Hofseite wird von einer geschwungenen Mauer begrenzt. Anlässlich der Renovierungsarbeiten von 1978 wurden beim Abschlagen des Putzes am Haupttrakt zweigeschossige Pfeilerarkaden entdeckt, die man 1833 vermauert hatte. Aus Witterungsgründen wurden sie jedoch nicht geöffnet. Die Fassaden sind weitgehend schmucklos gehalten. Ihre horizontale Gliederung erfolgt lediglich durch ein einfaches Kordonband. Die Fenster der Vorderfront sind im ersten Stock deutlich größer als im Erdgeschoß. Sie sind in unregelmäßigen Abständen angeordnet. Unter einem Doppelfenster liegt in der Mitte der Fassade ein einfaches Rundbogenportal, das die Durchfahrt in den Hof ermöglicht. Ursprünglich war der Nordflügel der Haupttrakt des Schlosses. Es handelt sich dabei um die ehemalige Wasserburg. Er ist im Gegensatz zu den beiden anderen, aus Ziegeln erbauten Flügeln aus kleinen Bruchsteinen errichtet. Lediglich der frühklassizistische Westtrakt ist unterkellert. Er fehlt noch auf dem Vischer-Stich von 1672, da er erst 1792/97 von Johann Adam Graf Abensperg-Traun errichtet wurde. Als Baumeister waren Andreas Zach und Franz Wipplinger tätig. Der eingeschossige Südtrakt wurde erst 1833 als Wirtschaftsgebäude angebaut. Wie üblich befindet sich die Wohnung des Schlossherrn im Obergeschoß des Hauptflügels. Im Erdgeschoß wohnen Rentmeister und Förster. Die Gutsverwaltung ist im Südtrakt untergebracht. Der Nordtrakt beherbergt Bibliothek und Archiv sowie Lagerräume. Auf der gegenüberliegenden Seite der am Schloss vorbeiführenden Straße steht ein hübscher Bau mit einem geschwungenen Uhrengiebel und einem Dachreiter. Es handelt sich dabei um das 1803 erneuerte ehemalige herrschaftliche Armenhaus. Im danebenliegenden Meierhof ist ein volkskundliches Museum untergebracht.
Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 11 km nordwestlich von Gänserndorf
Ort/Adresse: 2221 Groß Schweinbarth
Besichtigung: nur von außen möglich
Weitere Literatur:
03.02.2005