Otto Gottfried Graf Kollonitsch, k. k. Regimentsrat und Kämmerer von Erzherzog Leopold Wilhelm, erwarb 1641 ein hier bestehendes Stadthaus. Vorher stand hier das sog. Judelhaus, das Maximilian I 1496 seinem Rat Erhard von Polheim geschenkt hatte. Später war das vergrößerte Gebäude im Besitz des Freiherrn Hanns Wilhelm von Galler, der es 1630 dem landschaftlichen Koch Sebastian Khneißel verkaufte. Graf Kollonitsch ließ das Haus weitgehend abreißen und an seiner Stelle unter Einbeziehung von Bausubstanz aus dem 15. und 16. Jahrhundert das heutige Palais errichten. Es wurde in einen Familienfideikommiß eingebracht. Sein Sohn und Nachfolger Georg Gottfried berichtet in einem Inventar von einer aufwändig ausgestatteten Kapelle. Ladislaus Graf Kollonitsch überließ 1772 sein Palais dem k. k. Kämmerer Joseph Graf Kottulinsky für drei Jahre. 1780 kam es zu einer größeren Renovierung, der 1814/15 eine Erneuerung des Daches folgte. Damals wird auch die Existenz eines ehemaligen Theaterzimmers erwähnt. Nach dem Tod des Grafen Max von Kollonitsch, dem letzten Vertreter seiner Familie, wurde das Haus 1882 an den Immobilienmakler Martin Prandstetter-Theimer verkauft. Dieser ließ die Erdgeschoßräume in Geschäftslokale umbauen. 1901 vermietete er Teile des Palais der Stadtgemeinde Graz, die hier verschiedene Ämter unterbrachte. Eine geplante Aufstockung des Gebäudes kam glücklicherweise ebenso wenig zur Ausführung wie ein aus städtebaulichen Überlegungen angedachter Teilabbruch. 1916 ging das Palais in den Besitz der Genossenschaft der Gastwirte in Graz über. Danach wurde es Sitz der Kammer der gewerblichen Wirtschaft. Seit 1972 befindet es sich wieder in Privatbesitz. Hier wohnte inmitten seiner historischen und kunstgewerblichen Sammlungen der ehemalige Handelsminister DDDr. Udo Illig. Derzeit (anfangs 2005) wird das Palais im Inneren teilweise wieder umgebaut, um es für kommende Mieter attraktiver zu machen.
Das Gebäude ist ein dreigeschossiges Spätrenaissance-Adelspalais, dessen vier Flügeln einen arkadengeschmückten Innenhof umgeben. Die sechsachsige Straßenfront wird an den Fassadenenden durch die beiden polygonalen Obergeschoß-Eckerker betont, die sich über je drei toskanischen Säulen erheben. Ihre Sockel mussten 1839 auf Betreiben des Stadtbauamtes teilweise abgemeißelt werden, da sie zu weit in den Straßenraum vorstanden. Über dem rustizierten Rundbogenportal und den Fenstern des ersten Stocks ist ein aufwändig gestaltetes Relief mit Wappen eingelassen. Die darunter befindliche Bauinschrift bezieht sich auf die Erbauung des Palais 1642 durch Otto Gottfried Graf Kollonitsch und seine Gemahlin Johanna Sophia, geb. Gräfin Thurn. Eine breite Durchfahrt führt in den rechteckigen Spätrenaissance-Innenhof. Seinen Nordost- und Südostfassaden sind dreigeschossige, kreuzgratgewölbte Arkadengänge vorgesetzt. Die Segmentbogen ruhen im Erdgeschoß auf quadratischen Steinpfeilern. In den beiden Obergeschossen werden sie von toskanischen Säulen gestützt. An der Südseite haben sich zwei schmiedeeiserne Fensterkörbe aus der Bauzeit erhalten. Im offenen Stiegenhaus führt eine Steintreppe zu geräumigen Vorsälen im ersten und zweiten Stock. Im hinteren Hofteil liegt eine Dienertreppe. Von den Innenräumen ist in erster Linie ein Saal im zweiten Stock des Haupttraktes zu erwähnen, der ein qualitätvoll stukkiertes Spiegelgewölbe mit Kartuschenmalereien (um 1690) aufweist. Die Stuckarbeiten werden Joseph Antonio Serenio und die Malereien Antonio Maderni zugeschrieben. Letztere zeigen die Huldigung Amors sowie musizierende Putti und die vier Jahreszeiten. Die straßenseitigen Räume der Obergeschosse weisen meist gut erhaltene Rokoko-Stuckdecken auf. Sie könnten von Heinrich Formentini stammen und um 1760/65 entstanden sein. Die ehemalige Hauskapelle befand sich im ersten Stock des Südflügels. Der zweijochige Raum ist mit einer Stichkappentonne versehen, die im 17. Jahrhundert mit Stuck verziert wurde.
Lage: 8030 Graz, Schmiedgasse 21
Besichtigung: meist nur von außen möglich
Weitere Literatur:
28.01.2005