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Ort - Landschloss


An der Stelle des heutigen Landschlosses befand sich noch im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts ein zum wesentlich älteren Seeschloss gehörender stattlicher Meierhof. Er wurde aber im großen oberösterreichischen Bauernkrieg von 1626 niedergebrannt. Nach der blutigen Beendigung desselben durch den damaligen Schlossherrn und bayrischen Statthalter in Oberösterreich, Adam Graf Herberstorff, ließ dieser den ruinösen Meierhof zum Landschloss ausbauen und befestigen. Die aufmüpfigen Bauern mussten dabei schwere Robot leisten. Bis in das 19. Jahrhundert hatten See- und Landschloss die gleichen Eigentümer. 1868 ging die gesamte Halbinsel Ort durch Kauf an den Großherzog Leopold II von Toskana über. Seine Witwe Maria Antonia überließ das Landschloss 1876 ihrem Sohn Erzherzog Johann Nepomuk Salvator. Er gab ihm durch großzügige Umbauten sein heutiges Aussehen und stattete es mit wertvollem Mobiliar aus. Die Umbaupläne stammten vom Architekten Gustav Petschacher, wurden aber stark vom Erzherzog beeinflusst. Er zog sich vom Hofleben zurück und nahm hier seinen Wohnsitz. Unter den Mitgliedern der Habsburgerfamilie hatte er den Ruf eines Rebells. So bekam er 1873 während seiner Tätigkeit bei der Armee eine Arreststrafe wegen Disziplinlosigkeit, was für einen Erzherzog wohl einmalig war. Nach seinem Ausscheiden aus dem Habsburgischen Familienverband nahm er 1889 nach seinem Lieblingsschloss den bürgerlichen Namen Johann Ort an und heiratete seine langjährige Geliebte, die Tänzerin Milli Stubel. Beide dürften 1890 mit ihrem Schiff vor Kap Hoorn untergegangen sein. 1914 erwarb die Kaiser-Franz-Josefs-Jugendheimstiftung das Landschloss. Der Plan, hier ein Internat für Kinder von Jagd- und Forstangestellten einzurichten, konnte durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges nicht verwirklicht werden. In dieser Zeit diente der Bau als Lazarett. 1919 richtete der österreichische Staat hier eine Försterschule ein, die bis 1973 existierte. Danach wurde sie in eine forstliche Ausbildungsstätte des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft umgewandelt. Unabhängig vom Schulbetrieb finden in den Räumen des Landschlosses häufig Seminare, musikalische Veranstaltungen und Vorträge aller Art statt.

Das zweigeschossige Landschloss liegt auf einer in den Traunsee vorspringenden Landzunge. Es besteht aus einer vierflügeligen Gebäudegruppe, die um einen quadratischen Innenhof gelagert ist. Ihre Ecken wurden durch quadratische Türme verstärkt. Sie tragen Zwiebelhelme, die im 17. Jahrhundert dem Seeschloss angeglichen wurden, so dass sich seither eine einheitliche Ensemblewirkung ergibt. Beide Schlösser sind durch eine hölzerne Brücke verbunden. Das Landschloss wurde vor allem im 19. und 20. Jahrhundert mehrfach umgebaut, wobei vor allem das Innere stark verändert wurde. Die schmiedeeisernen Fensterkörbe im Erdgeschoß der Außenseiten aus der Erbauungszeit sind noch original erhalten. Der Rokoko-Brunnen mit seiner schmiedeeisernen Haube im Hof stammt aus dem Jahr 1777. Eine Längsfront des Innenhofes ist mit 17 Wappen der einstigen Schlossherren geschmückt. Der Festsaal zeichnet sich durch eine prachtvolle bemalte Kassettendecke aus, die vom Schloss Scharnstein hierher übertragen wurde. Ihre allegorischen Darstellungen sind im manieristischen Stil ausgeführt. Die seitlichen Bilder sind Werke des 19. Jahrhunderts. Der Stuckkamin sowie die Stuckrahmen der Türen gehörten einst ebenfalls zur Ausstattung des Schlosses Scharnstein. Sie stammen aus der ersten Hälfte des 17. Jh. Im Erdgeschoß liegt ein quadratischer neunschiffiger Saal, der wohl einst als Pferdestall diente.

Lage: Oberösterreich/Salzkammergut – am südlichen Stadtrand von Gmunden

Ort/Adresse: 4810 Gmunden

Besichtigung: meist nur von außen möglich. Bei Veranstaltungen ist auch das Innere teilweise zugänglich.


Weitere Literatur:


24.01.2005