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Palais Wildenstein


Der weitläufige Gartengrund, auf dem heute das Palais steht, war anfangs des 17. Jahrhundert auf mehrere Besitzer aufgeteilt. Neben der Stadtpfarre Graz und dem Deutschen Ritterorden werden vor allem Ruprecht von Eggenberg und die Familie Rueß genannt. 1648 war Johann Franz Freiherr von Wildenstein Vormund der Erben nach Franz Andreas von Eggenberg. Es gelang ihm den bereits hochverschuldeten Besitz zu erwerben. Grundherr war aber zum Teil immer noch der Deutschordenskomtur. Johann Josef Graf von Wildenstein war Hofkammerrat, innerösterreichischer Regierungskommissär und Landeshauptmann von Görz. Durch seine Vermählung mit der Witwe Maria Juliana Vetter von der Lilie reich geworden, ließ er ab 1702 die beiden bestehende Gebäude zusammenfassen, aufstocken und neu fassadieren. Als Architekt des Umbaues wird Andreas Stengg vermutet. Bereits 1732 verkaufte der Bauherr das Palais an das Stift St. Lambrecht. Nach dessen Säkularisierung 1786/88 adaptierte man das Palais als Allgemeines Krankenhaus. Dabei wurde das Innere weitgehend verändert, die Fassade aber beibehalten. Um dem akuten Platzmangel abzuhelfen, wurden hinter dem Vordertrakt in den folgenden Jahrzehnten weitläufige Flügelbauten errichtet. Nachdem im 19. Jahrhundert ein Spitalsneubau in St. Leonhard erfolgt war, kaufte die Republik Österreich 1922 dem Land Steiermark das Palais ab und richtete es 1926 als Polizeidirektion ein, was neuerlich weitgehende Veränderungen im Inneren mit sich brachte. 1966 erfolgte eine umfassende Restaurierung.

Das Palais ist ein stattlicher L-förmiger Baukörper, der mit seinen bemerkenswert plastisch gegliederten Schaufassaden zu den bedeutendsten Barockpalästen der Stadt zählt. Die Front an der Paulustorgasse ist fünfzehnachsig, die an der Sauraugasse neunachsig. Die dreigeschossige Hauptfassade wird durch die risalitartige Betonung der drei äußeren Achsen etwas gegliedert. Das Hauptportal in der Mittelachse ist von einer profilierten gebänderten Steinrahmung umgeben. Sein Rundbogen ist an den Enden geknickt. Der Schlussstein zeigt ein Maskaronrelief. Betont kräftig sind die Radabweiser ausgefallen. Die eisenbeschlagenen Türflügeln und das schmiedeeiserne Oberlichtgitter stammen noch von 1702/03. Der reliefierte Prellstein an der Ecke zur Sauraugasse ist mit 1607 datiert. Das rustizierte Erdgeschoß wird durch ein kräftiges Kordongesims, das über dem Portal trapezförmig erhöht ist, von den beiden Obergeschossen getrennt. Diese werden durch von Pilaster hinterfangenen, kolossalen elliptischen Dreiviertelsäulen mit korinthischen Kapitellen zusammengefasst. Die Erdgeschoßfenster sind durch schmiedeeiserne Gitter geschützt. Die Fensterverdachungen des ersten Obergeschosses sind reich verziert. Über den Fensterstürzen befinden sich in Muschelnischen abwechselnd Kugeln und Blumenvasen, die sich versetzt auf dem Scheitel der Verdachungen wiederholen. Letztere sind mit geflügelten Greifenklauen, der Wappenfigur der Wildensteiner geschmückt. An der Hoffassade befand sich ein ursprünglich offener Arkadengang, der aber heute zugemauert ist. Die ursprüngliche Inneneinrichtung ist natürlich bereits durch die spätere Verwendung als Krankenhaus verloren gegangen. Erhalten haben sich aber barocke Stukkaturen im schmalen Stiegenaufgang des Hauptflügels sowie im großen Vorsaal des ersten Stocks.

Ort/Adresse: 8010 Graz, Paulustorgasse 8

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


20.01.2005