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Haindorf


Um 1130/36 scheint ein Wolfrat de Hunsdorf in den Urkunden auf. Er hatte allerdings seinen Sitz nicht im heutigen Schloss Haindorf sondern im Thurnhof, einem im 18. Jahrhundert abgekommenen Edelsitz. 1407 wird die Loisbachmühle erstmals urkundlich erwähnt. Sie war wahrscheinlich die Vorläuferin der 1624 genannten Feldmühle, aus der sich das barocke Schloss entwickelte. Die Herrschaft, zu der Dorf und Mühle gehörten, befand sich 1387 im Besitz von Peter Hann. 1582 war der Hofkammerpräsident Reichard Streun von Schwarzenau Eigentümer von Haindorf, das in den nächsten Jahrzehnten häufig wechselnde Herrschaftsinhaber hatte. Von 1680 bis 1876 gehörte das Schloss den Herren und späteren Grafen Grundemann. Danach kaufte Leopold Popper von Podraghi das Gut. Unter Baron Sales wurde es stark heruntergewirtschaftet. Schließlich erwarb es der Heraldiker Friedrich Graf Lanjus von Wellenburg und restaurierte es. Seine Witwe, die Heimatdichterin Therese Lanjus, musste das von russischen Besatzungssoldaten verwüstete und unbewohnbar gewordene Gebäude nach 1945 verlassen. August Sachseneder erwarb das desolate Schloss und richtete darin Wohnungen für Fabrikarbeiter ein. Die Rettung kam erst 1973 als das Land Niederösterreich die Anlage kaufte und sie bis 1978 grundlegend sanieren ließ. Seither dient das Gebäude als Schulungszentrum der Landesinnung des Baugewerbes. Seit 1996 bildet die Parkfront des Schlosses die stimmungsvolle Kulisse für Aufführungen des Niederösterreichischen Operettensommers.

Das auch als Unteres Schloss bezeichnete zweigeschossige Gebäude ist eine Dreiflügelanlage im Stil des 18. Jahrhunderts. Damals erhielt es seine heutige Fassadengestaltung. Das Obergeschoß über dem gebänderten Sockel ist durch Lisenen gegliedert. Die rechteckigen Fenster mit ihren geraden Verdachungen sind von Putzrahmen umgeben. Die Mitte des Haupttraktes wird sowohl hof- als auch gartenseitig von zweiarmigen Freitreppen betont, die zu den rundbogigen Eingängen in das Obergeschoß führen. Der dreiachsige Mittelteil wirkt an beiden Seiten wie ein Risalit, springt jedoch nicht aus der Fassade vor. Die beiden Fenster sowie das Portal sind hier mit geschweiften Verdachungen versehen. Darüber befindet sich ein Dreiecksgiebel, dessen Feld mit einem Doppelwappen geschmückt ist. Die mächtigen Walmdächer werden durch barocke Gaupen aufgelockert. Auch die Kamine sind ein typisches Element der Dachlandschaft. Dem Haupttrakt ist ein schlanker, mehrfach gegliederter Dachreiter mit Uhr und Glockenhelm aufgesetzt. Die Statue des Hl. Nepomuk im Hof stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Dem rechten Seitentrakt ist ein gedeckter Treppenaufgang vorgelagert. An der Stelle des ehemaligen Wirtschaftstraktes befindet sich heute ein Neubau. In den anderen Flügeln sind die Räume des Erdgeschosses mit Stichkappen-Tonnengewölben, jene des Obergeschosses mit Spiegelgewölben versehen. In einem Saal des ersten Stocks hat sich ein Deckenfresko erhalten. Hinter dem Schloss erstreckt sich ein 7.800 m² großer Park, der in die Kampauen übergeht. Seine Umfassungsmauer ist mit spätbarocken und frühklassizistischen Steinvasen geschmückt. Der wuchtige Baukomplex des Oberen Schlosses diente einst dem Gutsverwalter der Herren von Haindorf als Wohnung. Das zweistöckige Gebäude, an dem sich noch Reste von Sgraffitomalereien erhalten haben, wird heute von der Stadt Langenlois als Wirtschaftshof genutzt.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 1 km westlich von Langenlois am Rand der Kampauen

Ort/Adresse: 3550 Langenlois

Besichtigung: nur von außen möglich

Homepage: www.haindorf.at


Weitere Literatur:


18.01.2005