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Geiersberg (Geyersberg)


Der Überlieferung nach soll Herzog Engelhard von Kärnten, als er 1131 während einer Fehde gegen Bischof Hiltebold von Gurk dessen Feste auf dem Petersberg belagerte, auf dem Geiersberg eine Burg als Stützpunkt erbaut haben. Urkundlich erwähnt wird diese allerdings erst 1271. Damals war Girsperch, wie Geiersberg damals genannt wurde, bereits ein salzburgisches Lehen, das Erzbischof Friedrich der Erwählte an Wulfing von Stubenberg vergeben hatte. 1299 verzichtete der Salzburger Ministeriale Liebhard der Raspe gegen Zahlung von 80 Mark Friesacher Pfennige auf seine Ansprüche an die Burg, die nun wieder von Erzbischof Konrad übernommen wurde. 1480 besetzten die mit dem Salzburger Erzbischof verbündeten Ungarn unter ihrem Hauptmann Hans Haugwitz von Biskupitz die salzburgischen Güter in Kärnten, darunter auch Geiersberg. Zehn Jahre später wurden diese dem Bistum zurückgegeben. Die Burg diente häufig dem jeweiligen Vizedom als Wohn- und Amtssitz. 1496 bestätigte Balthasar von Thannhausen dem Erzbischof Leonhard, dass ihm dieser die Hauptmannschaft zu Friesach samt der Burg Geiersberg auf 16 Jahre überlassen hatte. Danach nahm er größere Ausbauarbeiten vor. Von 1544 bis 1572 war der Friesacher Vizedom Georg Schafmann von Hemerles mit Geyersberg belehnt. Um die Mitte des 17. Jh. richtete ein Brand große Schäden an. 1690 wird berichtet, dass der Friesacher Bergamtsverwalter Johann Andrä Auer vom Erzbischof Johann Ernst das abgebrannte Schloss als Lehen erhalten hätte, worauf er es wieder instand setzen ließ. Nun folgte ein häufiger Besitzwechsel. Der Palas war aber bereits seit 1750 unbewohnbar geworden. Lediglich der romanische Bergfried und die spätgotische Annenkapelle konnten die Jahrhunderte nahezu unbeschädigt überstehen. Ab 1838 waren die Ritter von Findenegg Eigentümer der Halbruine. 1912 erfolgte ein teilweiser Wiederaufbau in historisierenden Formen durch den Klagenfurt Drogisten Wilhelm von Dietrich. Die Neubauten wurden aber schon zwanzig Jahre später als grässlich empfunden, so dass sich der damalige Burgherr Dr. Ing. Bruno Tetmayer von Przerwa bemühte, die ärgsten Bausünden zu beheben und dem Wohntrakt ein mehr mittelalterliches Aussehen zu geben. Damals wurde der breite hölzerne Gang vor den Fenstern des dritten Stocks entfernt und in schmälerer Form direkt unter dem Dach neu angebracht. Außerdem wurde der stilwidrige turmartige Treppenbau mit seinem monumentalen Haubendach durch einen angepassten Treppenturm ersetzt. Ab 1957 gehörte Geiersberg Herbert Mayerhoffer, der den gepflegten Ansitz für Wohnzwecke nutzte. Derzeit (Jänner 2005) wird die Burg zum Verkauf angeboten.

Die Burg liegt auf einer breit gelagerten niederen Rückfallskuppe im Norden der Stadt Friesach. Das steil abfallende Gelände machte eine Überrumpelung schwierig. Lediglich im Westen gibt es einen nahezu ebenen Zugang zur Burg, der durch drei Tore gesichert war. Wie üblich wurde die rechteckige Kernburg an der höchsten Stelle der Hügelkuppe errichtet. Ihre Südecke wurde durch den mächtigen sechsgeschossigen Bergfried aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts geschützt. Der 35 m hohe Turm weist eine Seitenlänge von 7,8 m und eine Mauerstärke (im ersten Obergeschoß) von 1,6 m auf. Durch das regelmäßige Bruchsteinmauerwerk und die quaderartig bearbeiteten und geglätteten Ortsteine ist er in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts zu datieren. Der mittelalterliche Verputz aus dem 14. Jh. ist noch teilweise erhalten. Seine Wehrplattform ist an jeder Seite mit drei großen Zinnen versehen. Der Hocheinstieg war mit dem oberen Stockwerk des alten Palas durch eine Holztreppe verbunden. Die historisierenden Biforien mit Doppelsäulchen und Würfelkapitellen an der Ost- und Südfront wurden erst 1912 eingebaut. Die Lichtschlitze sind jedoch originär. In der Südwestecke des fünften Geschosses ist eine romanische Kaminanlage aus dem 13. Jh. noch sehr gut erhalten. Der an die Nordwestfront des Bergfrieds angebaute viergeschossige Wohntrakt ist ein Neubau aus den Jahren 1912, wobei man ein bestehendes mittelalterliches Gebäude mitverwendet hatte. Der Palas des frühen 13. Jh. befand sich an der Nordostseite des Turmes. Der ruinöse Bau wurde erst kurz vor 1911 abgetragen. Verschwunden ist auch der Bering des frühen 13. Jahrhunderts, der Bergfried und Palas umgab. Gut erhalten, da 1912 stark restauriert, ist jedoch die zweite Ringmauer. Sie stammt aus der zweiten Hälfte des 13. Jh. und war durch zwei übereck gestellte quadratische Türme verstärkt.

Jener im Westen war ursprünglich ein Schalenturm, wurde aber 1912 geschlossen. Das Obergeschoß des Ostturmes wurde im frühen 14. Jahrhundert unter dem Vizedom Vinzenz von Straßburg zur Annakapelle umgebaut. Während die heutigen Fenster erst zu Beginn des 15. Jh. eingesetzt wurden, stammt der Lichtschlitz an der Nordwestseite noch vom ursprünglichen Turm. Der Einbau des Renaissance-Rundbogenportals mit seiner aufwändigen Rahmung erfolgte anfangs des 16. Jh. Damals wurde auch die Durchfahrt im Unterbau der Kapelle geschaffen. Der Innenraum ist mit einer flachen Holzdecke mit Rautenschnitzereien vom Ende des 16. Jahrhunderts gedeckt. Sie wurde 1912 stark restauriert. Bemerkenswert sind die Wandmalereien aus der Zeit um 1400. An der Altarwand findet sich eine Kreuzigungsszene mit Maria und Johannes, an der Südostseite eine Maria mit dem Kind. Die restlichen Malereien sind durch Übermalungen und Umbauten verloren gegangen. Der reich mit Laub- und Knorpelwerk verzierte Altar wurde um 1670 angefertigt. Er zeigt vier gewundene Säulen und einen gesprengten Volutengiebel. Das heute nicht mehr existierende Burgtor lag in der südöstlichen Ringmauer. Reste des Torbaues aus dem späten 13. Jh. sind noch zu erkennen. Der Hochburg vorgelagert ist eine im ersten Viertel des 14. Jh. erbaute Vorburg. Ihre Bauten waren teilweise eingestürzt, wurden aber 1970 wieder aufgebaut. In der äußeren Ringmauer sind paarweise angeordnete Scharten aus dem 14. Jahrhundert zu erkennen. Die Südecke der Mauer musste im 20. Jh. weitgehend erneuert werden. Durch die Anlage eines im Südwesten verlaufenden Mauerzuges wurde die Burg im ersten Viertel des 14. Jh. in die Vorstadtbefestigung von Friesach einbezogen.

Lage: Kärnten/Bezirk St. Veit

Ort/Adresse: 9360 Friesach, Kärnten

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


16.01.2005