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Metahofschlössl


Der Name wird vor einer im 19. Jahrhundert am Südportal angebrachten Inschrift abgeleitet: Meta Laborum = quies meta laborum, was soviel wie Ruhe ist das Arbeitsziel bedeutet. Über die Bauherren des Metahofes ist nichts bekannt. Das ganze Areal war seit dem 16. Jahrhundert Eggenberger Dominikalgrund. 1663 befand sich das hier stehende Gebäude im Besitz des Hofschreibers Köffler. Seine Erben verkauften es 1678 an Maria Helena Gräfin Saurau. Ab 1744 ließ Graf Maria Ludwig von Saurau, der auch die Palmburg besaß, den Ausbau zum Schloss vornehmen. Josef Hueber leitete den entscheidenden Umbau. Als Bildhauer war Gottfried Straub tätig. Damals wurden an den bestehenden hakenartigen Bau der West- und der Südtrakt angefügt sowie der Nordtrakt verlängert. Zum Schloss gehörten eine Orangerie, ein Glashaus, eine Meierei sowie ein mit Fresken ausgestatteter zweigeschossiger Gartenpavillon. Von den vielen, von großen Gärten umgebenen Edelsitzen, die in der Barockzeit in und um Graz entstanden sind, ist der Metahof einer der wenigen, der sich bis heute erhalten hat. Nach 1753 kam das Schloss an den Grafen Joseph von Scherffenberg. 1782 gelangte es im Erbweg an seinen Neffen Karl Graf zu Stainach, der den Bau aber bereits zwei Jahre später dem Eisenhändler Gamilschegg verkaufte. 1805 war Graf Kottulinsky Eigentümer. Er kaufte die angrenzenden Grundstücke auf und legte den größten Privatgarten der Stadt an. Etwa ab 1861 gehörte das Schlösschen der Gräfin Klothilde von Draskovich, die einen Großteil der Gartenfläche parzellieren ließ. Dadurch entstanden neue Straßenzüge, wie die Baumkircher- und Mohsgasse. Von 1889 bis 1945 befand sich das Metahofschlössl im Besitz der Familie Reininghaus. Damals war es ein kultureller Treffpunkt und wurde u.a. von Peter Rosegger, Wilhelm Kienzl und Karl Morree häufig besucht. 1945 wurden vor allem der Park und die Nebengebäude durch Bombentreffer verwüstet. Das Gartenportal mit den beiden antikisierenden Statuen Mars und Bellona wurde zerstört. Danach wurde das Schloss nicht mehr genutzt und sollte sogar abgerissen werden, um einer Wohnhausanlage Platz zu machen. 1963 musste der barocke Gartenpavillon sowie der Verbindungstrakt zum Hauptgebäude wegen Baufälligkeit abgetragen werden. Die Wende kam 1979, als die Stadt Graz die Anlage übernahm. Das Innere des Schlösschens wurde für Bürozwecke der Österreichischen Akademie für Führungskräfte adaptiert. Als diese vor einigen Jahren wieder auszog, besiedelte die deutsche Firma Infineon das Gebäude und richtete hier ein Forschungs- und Entwicklungszentrum ein.

Das dreigeschossige, über rechteckigem Grundriss errichtete Barockschlösschen stammt im wesentlichen aus dem 18. Jahrhundert, obwohl es im Kern älter ist. Es wurde im 19. Jahrhundert verändert und modernisiert. Der freistehende Bau ist von den Resten des einstigen Parks umgeben, der aber größtenteils heute öffentlich ist und nicht mehr zum Schloss gehört. An der West- und der Nordseite wird er von einer 1982 neu hergestellten Ziegelbalustrade und Stützmauern begrenzt. Vor allem die wesentlich tiefer liegende Rebengasse machte aufwändige Absicherungen erforderlich. Die zur Babenbergerstraße gewandte Schauseite weist sechs Fensterachsen auf. Die Längsseiten sind siebenachsig. An der Südostecke ist ein einachsiger dreieckiger Erker vorgebaut. Er ist der Rest eines längst abgerissenen Zubaues. Die Vorderfront zeigt eine repräsentative spätklassizistische Fassadengestaltung aus der Zeit um 1850/60. Das Sockelgeschoß ist genutet und in große rundbogige Öffnungen aufgelöst. Sie dienen heute als Portale und Fenster. Der nur schwach vortretende zweiachsige Mittelrisalit ist von einem flachen Dreiecksgiebel mit Blattrankenfries gekrönt. Darüber erhebt sich ein von einer Lukarne durchbrochener spätbarocker Ziergiebel (1770/80) mit Segmentbogenbekrönung. Die dazugehörigen Schmuckvasen und Putti wurden 1974 abgenommen und befinden sich heute in Privatbesitz. Drei Firstvasen sind nach dem Zweiten Weltkrieg verschwunden. Die Portale und Rundbogenfenster der Lobby im Erdgeschoß sind mit schönen neobarocken schmiedeeisernen Gittern gesichert. Sie wurden nach Entwürfen von Friedrich König geschaffen. In die Oberlichtgitter der Hauptportale sind Wappenschilder der Familie Reininghaus eingelassen (um 1890). An der Nord- und der Südfront befindet sich je ein Gartenportal in neobarocker Stuckumrahmung. Bei dem eingeschossigen Nebengebäude entlang der Rebengasse handelt es sich um den großteils erneuerten ehemaligen Pferdestall. Das Innere des Schlosses hat durch den häufigen Besitzwechsel und die damit verbundenen Umbauten seine ursprüngliche Ausstattung längst verloren. Vom Dekor des 18. Jahrhunderts sind nur mehr das Stiegenhaus und mehrere Rokoko-Stuckdecken in den Obergeschossen vorhanden. Von den neobarocken Umbauten des 19. Jahrhunderts ist noch die Stuckdecke der Eingangshalle (um 1880/90) erhalten. Etliche Vertäfelungen und Türrahmen der oberen Stockwerke wurden etwa um 1880 angefertigt. Drei Kachelöfen aus der Zeit um 1890 befinden sich in Privatbesitz.

Lage: Steiermark – Graz, Babenbergerstraße 10/Rebengasse 29-31

Ort/Adresse: 8010 Graz

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


08.01.2005