Das Seeschloss von Ort ist eines der Wahrzeichen des Salzkammergutes und seit der Fernsehsendung Schlosshotel Orth in ganz Europa bekannt. Mit Hartnidus de Ort wird es 1110 erstmals urkundlich erwähnt. Er war ein Ministeriale der steirischen Markgrafen. Eine hölzerne Wasserburg dürfte aber bereits gegen Ende des 11. Jh. erbaut worden sein. Sie wurde später in Stein erneuert und ausgebaut. Die Herren von Ort brachten es zu großem Besitz und waren Inhaber hoher Hofämter. Unter anderem stellten sie auch die steirischen Marschälle. 1239 führte der streitbare Hartnid V eine Fehde gegen den Erzbischof Eberhard von Salzburg. Als sich auch der Babenberger-Herzog Friedrich II gegen ihn stellte, wurde er gefangen genommen und starb 1245 in dessen Haft. Mit seinem Sohn Hartnid VI erlosch 1262 die Familie Ort. Seine Schwiegertochter Elisabeth von Felsberg brachte die Herrschaft in ihre Ehe mit Ortlieb von Winkel ein. 1350 verkaufte Weikhard von Winkel Ort an die Brüder Friedrich und Reinprecht von Wallsee, die bereits seit sechs Jahren einen Anteil an der Burg besaßen. Nach dem Aussterben der Wallseer 1483 fiel das Lehen an den Landesfürsten zurück. Kaiser Friedrich III übertrug es im nächsten Jahr an den Landeshauptmann von Oberösterreich, Gotthard von Starhemberg. Als dieser kinderlos starb, erbte 1491 Bernhard von Scherffenberg den Besitz. Im 16. Jahrhundert war das Schloss durch einen Ring von in den Seegrund gerammten Holzpfählen von feindlichen Annäherungen geschützt, wie aus den ältesten Abbildungen ersichtlich ist.
1578 vernichtete ein Brand große Teile der Anlage, die dann 1588 vom Obristen Feldhauptmann in Österreich ob der Enns, Weikhard Freiherr von Polheim, erworben wurde. Dieser verkaufte sie 1595 der Stadt Gmunden. Wegen der hohen Kosten war diese froh, als ihr Kaiser Rudolf II die Herrschaft 1603 gegen Rückerstattung des Kaufpreises wieder abnahm. Er verpfändete Ort dem Salzamtmann von Gmunden Veit Spindler. 1625 kaufte der bayerische Statthalter in dem von Kaiser Ferdinand II an Bayern verpfändeten Oberösterreich, Adam Graf Herberstorff, den Besitz. Schon im nächsten Jahr brach der große oberösterreichische Bauernkrieg aus, für den Herberstorff durch das von ihm befohlene Frankenburger Würfelspiel mitverantwortlich war. Dabei mussten die gefangenen 36 Richter und Ratsmänner von Frankenburg und Umgebung auf dem Haushamerfeld um ihr Leben würfeln, da sie eine lokale Erhebung befürwortet hatten. 16 und der Anführer der Rebellion wurden gehängt. Diese breitete sich aber bald im ganzen Land aus. Herberstorff wurde von Stefan Fadinger bei Peuerbach schwer geschlagen. Die trotz Umbauten noch immer mittelalterliche Wasserburg Ort wurde daraufhin niedergebrannt. Nach der blutigen Niederschlagung des Aufstandes mussten die zur Herrschaft gehörigen Bauern das Seeschloss wieder aufbauen und an der Stelle des ebenfalls zerstörten Meierhofes das Landschloss errichten. Außerdem wurde ihnen eine „Rebellensteuer“ genannte hohe Geldstrafe aufgebürdet. Kaiser Ferdinand II erhob 1627 die Herrschaft Ort zur Grafschaft. Adam Graf Herberstorff starb 1629 nach einem auf der Brücke vor dem Schloss erlittenen Schlaganfall.
Nach dem Tode der Witwe Herberstorffs ging Ort 1634 an ihren Schwiegersohn, Johann Wahrmund von Preising und 1659 an den Grafen Georg Sigmund von Salburg über. Die Salburger waren für die Ausgestaltung des Innenhofes und der Kapelle verantwortlich. 1689 verkauften Gotthard Heinrich und Franz Ferdinand Graf Salburg die Grafschaft um 130.000 fl an Kaiser Leopold I. Mit 762 Untertanen und jährlichen Einkünften von 5754 fl (1750) war sie relativ einträglich. Die ausgedehnten Wälder wurden für den Holzbedarf der Salinen genützt. 1868 ging die gesamte Halbinsel Ort im Kaufweg an den Großherzog Leopold II von Toskana über. 1879 erwarb Erzherzog Johann Nepomuk Salvator, der jüngste Sohn des Großherzogs, der bereits seit 1876 das Landschloss besaß, auch das Seeschloss. Er war ähnlich wie Kronprinz Rudolf progressiv eingestellt und kam dadurch in Gegensatz zu den führenden Kreisen des Hofes. Da er die Balletttänzerin der Wiener Hofoper Milli Stubel heiraten wollte, verzichtete er 1889 auf seinen Titel und nahm den bürgerlichen Namen Johann Orth an. 1890 wollte er mit seinem Schiff St. Margaretha von Hamburg nach Südamerika reisen und ist seither verschollen. Vermutlich ist er in einem Sturm am Kap Hoorn untergegangen. 1915 erwarb die Staatsforstverwaltung die Domäne. 1995 ging das Seeschloss von den Österreichischen Bundesforsten in den Besitz der Stadtgemeinde Gmunden über. Zwei Jahre später wurde in einigen Räumen ein kleines Museum eingerichtet. Die Räume des Palas sowie einige Renaissancesäle können für Veranstaltungen gemietet werden. Die Schlosskapelle ist für Hochzeiten sehr beliebt. Das Restaurant „Orther Stb’n“ sorgt für leibliches Wohl. Der Schlosshof wird gelegentlich für Konzerte genutzt.
Das Seeschloss liegt auf einer kleinen Insel im Traunsee und ist mit dem Landschloss durch eine 125 m lange hölzerne Brücke verbunden. Es ist ein unregelmäßiger, dem Terrain angepasster, gotischer Bau. Allerdings hat dieser durch die Verwüstungen von 1626 und eines Brandes von 1634 viel von seiner Substanz verloren und ist mehr durch die danach einsetzenden Renovierungen geprägt. Der dreieckige Innenhof ist an zwei Seiten von zweigeschossigen Arkaden umgeben. Die Bogengänge wurden den beiden Trakten in der ersten und zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vorgebaut. Aus dieser Zeit stammt auch die spätgotische Außentreppe. An den Wänden des Hofes erkennt man Reste von Sgraffito-Malereien aus dem Jahr 1578. Außerdem findet man an der von Arkaden freien Nordwand alte Überschwemmungsmarkierungen, die u. a. anzeigen, dass der Innenhof 1594 fast drei Meter hoch unter Wasser stand. Der schmiedeeiserne Brunnen ist mit 1777 datiert. Sehenswert sind auch die ebenerdig gelegenen Gefängnisse des Landgerichtes, von denen eine Zelle so eng ist, dass darin nur zwei Mann stehen konnten. Andere sind wieder so niedrig, dass nur ein Sitzen möglich war. Der massige Torturm stammt aus der Zeit der Gotik. Er weist mehrere spätgotische Fensterstöcke und Torgewände auf. Sein Zwiebelhelm wurde ihm erst in der Barockzeit aufgesetzt. Die hübsche, ursprünglich spätgotische Kapelle liegt im Nordtrakt. Sie wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts barockisiert. Der dem Hl. Jakob geweihte Sakralraum diente von 1784 bis 1988 als Pfarrkirche. Anlässlich einer Restaurierung wurden 1952 frühbarocke Fresken (1634) freigelegt. Der Altar ist frühklassizistisch (1770/80). Bemerkenswert ist eine gotische, überlebensgroße, hölzerne Madonna mit dem Kinde aus der Zeit um 1450/60. Sie stand ursprünglich in der Kirche Maria Anger bei Enns. Rund um das Seeschloss erkennt man heute noch unter dem Wasserspiegel die Reste der einstigen Palisaden.
Lage: Oberösterreich/Salzkammergut – am südlichen Stadtrand von Gmunden
Ort/Adresse: 4810 Gmunden
Besichtigung: ganzjährig frei zugänglich, Führungen von Mai bis September
Homepage: www.schlossorth.com
Weitere Literatur:
06.01.2005