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Bad Fischau


Während der Ort Fischau vermutlich bereits gegen Ende des zehnten Jahrhunderts entstand, scheint das Schloss erst im 12. Jahrhundert urkundlich auf. Bei dem 1162 erwähnten Gunthalmo de Viscaren ist es jedoch fraglich, ob er wirklich hier saß, da in der betreffenden Urkunde keine Zeugen aus der Umgebung aufscheinen. Bei dem hier befindlichen Festen Haus dürfte es sich jedenfalls nur um einen kleinen Vasallenbau ohne strategische Bedeutung gehandelt haben. Er wird vermutlich im zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts errichtet worden sein. Fischau war landesfürstlich und gehörte zur Herrschaft Starhemberg. Es hatte zwar keine militärischen, aber doch verwaltungs- und verkehrspolitische Aufgaben, führte doch der nach Süden gerichtete Haupthandelsweg unmittelbar vorbei. 1166 ließ der steirische Markgraf Otakar III die in Neunkirchen eingerichtete Münzstätte nach Fischau verlegen. Sie prägte die denari Viscasenses, wurde aber bereits 1195 nach Wiener Neustadt abgesiedelt. Im Krieg zwischen Österreich und Steiermark/Kärnten wurde das damals noch steirische Fischau 1175 niedergebrannt. 1192 dürfte Ort und Schloss bereits wieder aufgebaut gewesen sein, denn in diesem Jahr fand – allerdings nicht im Schloss sondern auf freiem Feld vor dem Ort – unter der Führung von Herzog Leopold V eine Versammlung von Ministerialen und kirchlichen Würdenträgern statt, wobei die Gründung von Wiener Neustadt beschlossen wurde. Der Aufstieg dieser Stadt bremste die Entwicklung Fischaus, das immer mehr an Bedeutung verlor. Schloss und Gut wurden meist von niederen Dienstleuten verwaltet. 1529, 1532 und 1683 hatte die Herrschaft schwer unter den Türkeneinfällen zu leiden. 1561 kam sie gemeinsam mit Starhemberg an die Freiherren und späteren Grafen Heußenstein (Heussenstamm). Mit einer Unterbrechung von 1565 bis 1577 behielten sie Fischau bis 1817. Auf den Freiherrn Stephan von Badenthal folgte ab 1830 Erzherzog Rainer, der Vizekönig von Lombardo-Venetien. 1913 erbte das Haus Salvator-Habsburg-Lothringen das Gut und konnte es auch nach der Ausrufung der Republik Österreich behalten. Das 1945 verwüstete und auch danach stark vernachlässigte Schloss ging 1988 in den Besitz der Gemeinde Bad Fischau über. Es wurde vorerst für Wohnzwecke verwendet und 1998 umfassend restauriert. Heute dient es dem Kulturverein „Forum Bad Fischau – Brunn“ für Ausstellungen und andere kulturelle Veranstaltungen.

Das im Verlauf seiner Geschichte mehrfach umgebaute Schloss hat einen T-förmigen Grundriss. Es ist ein lang gestreckter zweigeschossiger Bau. Die ältesten Mauerteile stecken in der Ostwand des Gartentraktes. Sie gehen noch auf das romanische Feste Haus zurück. Die 18-achsige Straßenfront stammt weitgehend aus dem 17. Jahrhundert. Als 1728 Otto von Heußenstein den Barockumbau in die Wege leitete, wurde der hintere Teil des Haupttraktes mit der Sala terrena angebaut. Damals wurde auch das leicht nach rechts versetzte, genutete Korbbogenportal verändert. Auch die barocke Sonnenuhr am Gartentrakt entstand im Zuge dieses Umbaues. Erzherzog Rainer gab dem Schloss 1830 durch eine schlichte Neufassadierung und Neuordnung der Fenster sein heutiges Aussehen. Im Inneren schließt an die breite, schwach gewölbte Einfahrt ein repräsentatives Stiegenhaus mit der dreiläufigen Haupttreppe an. Die Räume im Erdgeschoß weisen Tonnengewölbe auf. Die Decken im Obergeschoß sind teilweise mit Stuck aus dem 17. (Drei- und Vierpässe sowie Herzen) und dem 18. Jahrhundert (Akanthusranken, Muscheln, Putti) versehen. Von der mobilen Einrichtung hat nichts die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg überstanden. An den Hof schließt eine immer noch relativ große Parkanlage an, durch die die Fischa fließt. Sie wurde 1831 unter Erzherzog Rainer umgestaltet. Gegenüber dem Schloss erstrecken sich ausgedehnte Wirtschaftsgebäude aus dem 17. Jahrhundert. Der dem Schloss benachbarte, ebenfalls schlossartige Bau ist der ehemalige Lesehof des Stiftes Neuberg, auch Berghof genannt. Manche Historiker vermuten, dass hier die Münze des 12. Jh. untergebracht war.

Lage: Niederösterreich/Steinfeld – ca. 6 km westlich von Wiener Neustadt

Ort/Adresse: 2721 Bad Fischau, Wiener Neustädter Straße 3

Besichtigung: möglich

Homepage: www.schloss-fischau.at


Weitere Literatur:


31.12.2004