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Haßbach


Wehrpolitisch gesehen ist die Burg Haßbach wie auch das benachbarte Steyersberg ein Teil jener Verteidigungslinie, die die steirischen Herzöge im 12. Jh. zum Schutz ihrer Grenze gegen Österreich anlegen ließen. Die Herren von Haßbach zählten im 13. Jahrhundert zu den bedeutendsten Adelsfamilien des südlichen Niederösterreichs. Sie stellten Landrichter, Truchsesse und Mundschenken. Auch Ulrich von Liechtenstein berichtet, dass er auf seiner berühmten Turnierfahrt gegen zwei Brüder aus der Familie gekämpft hatte. Der1217 erstmals erwähnte Gundachorus de Hauchspach beteiligte sich mit Herzog Leopold VI an einem Kreuzzug ins heilige Land und nahm auch an der Belagerung von Damiette teil. Bei den Haßbachern handelte es sich um eine Seitenlinie der salzburgischen Ministerialen von Lichtenwald. Heinrich von Haßbach war nach 1240 ein wichtiger Gefolgsmann des letzten Babenbergers Friedrich II. Nach dessen Tod fiel er um 1250 in Ungarn ein, was einen Gegenschlag König Belas IV auslöste, der weite Landstriche in Niederösterreich verheerte. Dabei wurde auch Haßbach zerstört, aber bald wieder aufgebaut. Heinrich von Haßbach war einer der Führer der Adelsfraktion und an den Verhandlungen mit König Wenzel und dessen Sohn Ottokar maßgeblich beteiligt. Später war er „Reiserichter“ im Auftrag König Ottokars. Er begleitete ihn bei dessen Feldzug gegen Bayern und dürfte 1257 in der Schlacht bei Mühldorf gefallen sein. Seine Söhne gehörten zu den Gegnern König Rudolfs I, wodurch sie vorübergehend ihre Besitzungen verloren.

Um die Mitte des 14. Jahrhunderts hatte die Familie große finanzielle Probleme, so dass sie um 1360 ihre Stammburg an Ulrich von Ebersdorf verkaufen musste. Dieser und auch dessen Nachfolger Rudolf Scheuerbeck waren ebenfalls schwer verschuldet, so dass die Burg 1385 an Wulfing von Stubenberg gelangte. Er besaß bald auch die Burgen Steyersberg und Gutenbrunn, sowie das Gut Grabensee. Haßbach wurde nun von Pflegern verwaltet. Zu Beginn des dritten Viertel des 15. Jh. wurde die Wehrfähigkeit der Anlage durch die Errichtung der äußeren Ringmauer zwar stark verbessert, doch konnte dies den baldigen Untergang der Burg nicht verhindern. Die Stubenberger wurden durch ihre Verwandtschaft mit Andreas Baumkircher 1469/71 in dessen Fehde mit Friedrich III verwickelt, was ihnen ihren Besitz kostete. Kaiserliche Truppen eroberten 1470 nach einer kurzen Belagerung Haßbach und zerstörten es. Während Andreas Baumkircher ohne Prozeß enthauptet wurde, kam Hans von Stubenberg, der ihn nach Graz begleitet hatte, wo beide verhaftet wurden, in den Kerker. Erst als er 1472 Urfehde schwur, wurde er freigelassen. Der Kaiser schenkte die Herrschaft dem von ihm gegründeten Wiener Neustädter Paulinerkloster. 1487 fiel Haßbach in die Hände der Ungarn und konnte erst 1491 von den Kaiserlichen zurückerobert werden. 1511 erhielten die Stubenberger die haßbachischen Güter wieder zurück, doch wurde die Burg nicht mehr aufgebaut. 1546 wurde der Grundbesitz mit Gutenbrunn und Grabensee zur großen Herrschaft Steyersberg vereinigt, zu der die Ruine auch heute noch gehört. Vor kurzer Zeit dürfte es vorübergehende Bemühungen zur Sicherung und Restaurierung der Ruine gegeben haben. Werkzeuge liegen noch herum, sind aber bereits vom Zahn der Zeit unbrauchbar gemacht worden. Das Betreten der Ruine ist aus Sicherheitsgründen nach wie vor verboten.

Ihre spärlichen Überreste liegen am südlichen Talhang, etwa 40 m oberhalb des kleinen Ortes Haßbach. Der Burgplatz fällt an drei Seiten steil ab. Im Süden und Westen wurde zur besseren Verteidigung ein Halsgraben angelegt. Gefahr drohte vor allem im Süden, da hier eine Überhöhung durch das Gelände gegeben war. Aus diesem Grund errichtete man am Hausberg oberhalb der Burg eine befestigte Warte als Vorwerk. Von der etwa 2800 m² großen Anlage ist nur mehr ein Trümmerhaufen vorhanden. Es ist heute kaum mehr möglich die exakte Lage der einzelnen Gebäude und deren Verwendungszweck zu bestimmen. Das Schalenmauerwerk des inneren Berings dürfte aus der Zeit um 1200 stammen. Zeitgleich damit entstand wohl auch der viereckige Bergfried am höchsten Punkt des Areals. Von der übrigen Bebauung der Hochburg steht bis auf einen kleinen Mauerrest nichts mehr aufrecht. Möglicherweise sind noch Mauerteile im großen Schutthügel unterhalb des Bergfrieds verborgen. Relativ gut erhalten war die äußere Ringmauer, doch stürzte diese 1933 an der Ost- und Nordostseite ab. Dieser äußere Bering befindet sich ca. 5 m vor der inneren Ringmauer und zwei bis vier Meter tiefer. Seine, dem Berg zugewandte Seite war durch drei Bastionen gesichert. Diese besaßen große Schartenöffnungen und waren also bereits zur Artillerieverteidigung eingerichtet. An der Bergseite befindet sich auch der Hauptzugang. Auf Grund der erhaltenen Mauerteile ist anzunehmen, dass dieses Tor in einem Turm integriert war. Von der ehemaligen Brücke über den Halsgraben haben sich keine Spuren erhalten. Vom ersten Tor führt ein Zwinger zum zweiten Tor. Ihm war ein Bastionsturm vorgelagert, der in seinem Untergeschoß eine Poterne besaß, die in die Vorburg führte. Diese ist im Vergleich zur Hauptburg mit 20 x 30 m relativ groß.

Lage: Niederösterreich/Bucklige Welt – ca. 10 km südlich von Neunkirchen

Besichtigung: wegen Bauarbeiten ist der Zugang derzeit gesperrt


Weitere Literatur:


27.12.2004