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Großweichselbach (Weichselbach)


Die Herren von Weichselbach sind vom 12. bis zum Ende des 14. Jahrhunderts bezeugt. 1160 wird in einer Urkunde erstmalig ein Embricho de Wichselbach als Zeuge genannt. Mit Zäzilia von Weichselbach und ihrem Sohn Heinrich dürfte die Familie um die Wende vom 14. zum 15. Jh. ausgestorben sein. 1342 saß aber bereits die aus dem Mühlviertel stammende Familie Wolfstein auf Großweichselbach. Ottokar von Wolfstein scheint zwischen 1342 und 1370 mehrfach auf. Niklas von Wolfstein bekleidete um 1406 die Stelle eines Unterlandmarschalls in Niederösterreich. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts übernahmen die Auersperger die Herrschaft. Volkard I von Auersperg, der aus Krain eingewandert war, hatte reich geheiratet und von seiner Frau, Margarete von Wolfstein, die Herrschaften Weichselbach und Wolfpassing bekommen. Er gilt als Ahnherr aller späterer Freiherren, Grafen und Fürsten Auersperg. Im Bauernaufstand von 1597 gelang es dem Pfleger die Aufständischen durch die Herausgabe einer alten Kanone und einer geringen Menge Pulver von einem Sturm auf das Schloss abzuhalten. Durch Erbschaft und Heirat kam Großweichselbach an Wilhelm Freiherrn von Hofkirchen. Er wurde wegen seiner Teilnahme am Aufstand der protestantischen Stände geächtet, doch erhielt seine Gattin die Güter wieder zurück, da sie ihre Kinder katholisch erzogen hatte. Von 1628 bis 1723 waren die Freiherren von Concin Schlossbesitzer, danach Johann Anton Praun von Rottenhaus. 1738 scheint Johann Karl Weber von Fürnberg als Herrschaftsinhaber auf. Sein Sohn Karl Joseph Edler von Fürnberg war k. k. Oberstleutnant, wurde aber vor allem durch sein Engagement als Holzgroßhändler und Postmeister im südlichen Waldviertel und in der Wachau bekannt. Er ließ das Schloss ausbauen und neu einrichten. Als es mit seinen wirtschaftlichen Erfolgen bergab ging, verkaufte er 1796 auch Weichselbach an die k. k. Familiengüterdirektion. Diese tauschte aber bereits nach zwei Jahren die Herrschaft mit Besitzungen des Benediktinerstiftes Melk. Die Stiftsherren benutzten Weichselbach in erster Linie als Meierhof und Forstverwaltung. 1817 wurde das Schindeldach des Schlosses abgetragen, so dass das Gebäude bald zur Ruine wurde. Erst unter Abt Karl kam es 1882 zu einer umfassenden Renovierung. Da die Bauten aber auch im 20. Jahrhundert nicht sehr gepflegt wurden und bereits wieder ruinös waren, verkaufte das Stift Großweichselbach 1977 an Dipl. Ing. Karl-Walter Grill. In fünfjähriger Bauzeit wurde das Schloss restauriert, wobei die Türme und die Umfassungsmauer teilweise erneuert werden mussten. Seit 1982 wird Großweichselbach von der Eigentümerfamilie als Wohnsitz genutzt.

Die relativ ausgedehnte, U-förmige Schlossanlage liegt am Südabhang des Hiesberges. Sie ist von einer langen Mauer umgeben. An ihrer Südwest- und Nordostecke stehen zwei schlanke Rundtürme. Sie sind mit spitzen Kegeldächern gedeckt und mit Schlüsselscharten versehen. Der Zugang erfolgt von Südosten her durch ein erneuertes Pfeilertor, über dem das Melker Stiftswappen eingemauert ist. Der große, unregelmäßig viereckige Hof wird an drei Seiten von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden begrenzt. Die Südseite ist von einer Mauer abgeschlossen, in der auch das Tor liegt. Der zweigeschossige Wohntrakt aus der ersten Hälfte des 17. Jh. liegt im Südosten. An seiner hofseitigen Fassade sind ornamentale Sgraffiti (1639) zu erkennen. Der anschließende Nordosttrakt aus der zweiten Hälfte des 16. Jh. ist durch die stichkappengewölbte Durchfahrt vom Südosttrakt getrennt. Über dem Tor ist außen ein ehemaliger Gußerker angebracht. Hofseitig sind die Mauern mit zwei Fresken geschmückt, die Szenen aus dem Leben des Hl. Martin zum Thema haben. Sie stammen aus der zweiten Hälfte des 17. Jh. und wurden vom Melker Bürgerspital hierher übertragen. Der eingeschossige Nordtrakt diente vermutlich einst als Stall. Seine beiden rundbogigen Einfahrten wurden im 19. Jh. verändert. In der Nordwestecke hat sich ein Stück der ursprünglichen Ringmauer erhalten. Ihre Schießscharten deuten auf einen ehemaligen Wehrgang hin. In einem Raum des Nordosttraktes ist eine Holzbalkendecke bemerkenswert, deren profilierter Durchzugsbalken mit reicher Kerbschnitzerei verziert ist. Er ist mit 1551 bezeichnet. Der freistehende Rundturm im Nordosten war vermutlich in die seinerzeitige Ummauerung des Schlossareals einbezogen. Sein Inneres ist mit spätmanieristischen Malereien aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts geschmückt. Man erkennt die vier Jahreszeiten sowie verschiedene mythologische Szenen. Eine kassettierte Holzdecke stammt ebenfalls aus dem 17. Jh.

Lage: Niederösterreich/Alpenvorland – ca. 6 km südlich von Melk

Ort/Adresse: 3243 St. Leonhard am Forst

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


21.12.2004