ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Thörl - Schloss


Das Schloss hat sich im Laufe der Zeit von einer Straßensperre in mehreren Bauphasen zum prächtigen Gewerkensitz entwickelt. Schon 1345 wird hier ein Toer in der Aynoed erwähnt. Diese Wehranlage bestand aus einer hohen Mauer und zwei Türmen. Sie sollte den Zugang in den Herrschaftsbereich des Stiftes St. Lambrecht, dem die Gegend um Aflenz seit 1103 gehörte, sowie die Straße über den Seebergsattel sichern. Aus Angst vor den immer wieder in die Steiermark einfallenden Ungarn und Türken, aber auch vor inneren Unruhen wie der Baumkircherfehde, wurde die Straßensperre im 15. Jahrhundert weiter ausgebaut. Die Umwandlung zum Schloss vollzog sich unter dem Hammerherrn Peter Pögl in der zweiten Hälfte des 15. Jh. Sebold I von Pögel schloss die Arbeiten um 1510 ab. Die zur Herrschaft gehörige Barbara-Kapelle war bereits 1469 fertig gestellt worden. Die Pögls behielten die Herrschaft von 1466 bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. Sie stellten als kaiserliche Waffenschmiede neben Handfeuerwaffen auch Kanonen her. Um 1630 ließ Jörg von Klingendraht einen Teil des heutigen Osttraktes anfügen. Ab 1740 begann der Gewerke Franz Gasteiger mit der Erweiterung und Ausgestaltung des Schlosses, starb aber bereits 1747, so dass der Umbau von seiner Witwe vollendet wurde. Josef Karl Gasteiger ließ 1767 die Südfassade durch den Wiener Hofmaler Josef Adam von Mölk mit Fresken schmücken. Die Mariazeller-Straße war der einzige Verkehrsweg, der das Aflenzer Tal erschloss. Sie führte bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts mitten durch das Schloss. 1855 erwarb der Gewerke Ignaz Fürst die Herrschaft. Um die Straße aus dem Schloss verlegen zu können, musste er zuvor einige Nebengebäude abbrechen lassen. Bei dieser Gelegenheit wurde auch der Jägerturm neugotisch verändert. Zu Beginn der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts ließ ein Nachkomme von Ignaz Fürst, Dr. Karl von Hempel, das Schloss großzügig restaurieren und den Schlosspark neu anlegen. Es wird von ihm noch heute als Wohnsitz genutzt und ist bestens gepflegt. Seit 1995 ist es im Eigentum der Hempel-Hubersting Privatstiftung.

Das heutige Schloss besteht aus mehreren zwei- und dreigeschossigen Gebäuden aus verschiedenen Bauperioden. Die ältesten Teile sind die beiden hakenförmig zueinander stehenden, durch die Pögl um die Mitte des 15. Jh. errichteten Flügeln. Die breite, tonnengewölbte Durchfahrtshalle der Straße ist im Althaus bis heute erhalten. Über dem Rundbogen ist ein Fresko angebracht. Apoll und Herkules sitzen mit den Wappen der Pögl und Gasteiger in einer Architekturgliederung. Das Fresko wurde 1776 von Josef Adam Mölk gemalt und 1810 renoviert. Um 1630 entstand der östliche, im rechten Winkel an den Hakenbau angefügte Flügel. Der Verbindungstrakt zwischen der Kapelle und dem Altbau sowie die nördlichen Anbauten des Ostflügels wurden zwischen 1740 und 1747 errichtet. Damals wurde auch die Barbarakapelle neu erbaut. Sie ist im östlichen halbrunden Turm untergebracht und wird von einem kleinen Dachreiter überragt. Ihr Inneres wurde von J. A. Mölk 1776 vollständig im Rokokostil freskiert. An der Flachdecke erkennt man das Martyrium der Hl. Barbara. In den Medaillons sind Glaube, Liebe und Hoffnung dargestellt. Das ebenfalls von Mölk geschaffene Hochaltarbild zeigt die Hl. Barbara als Patronin der Sterbenden. Einige Räume im Schloss, wie das Fürst- und das Gasteiger-Zimmer sind im Stil des 18. Jahrhunderts eingerichtet. Nördlich des Hauptgebäudes liegt der von einem Zeltdach überragte alte Torturm mit der ehemaligen Straßendurchfahrt. Er ist der letzte Rest der ersten Wehranlage und gab dem Ort seinen Namen. Im Kern ist er noch mittelalterlich, wurde aber später mehrfach erneuert. Hofseitig erkennt man spätgotische Freskenreste von 1510. Gegenüber liegt der sog. Jägerturm, dessen Vorgänger den bachseitigen Abschluss der Straßensperre bildete.

Lage: Steiermark/Mürztal – ca. 12 km nordwestlich von Kapfenberg

Ort/Adresse: 8621 Thörl, Steiermark

Besichtigung: nur von außen möglich

Homepage: www.thoerl.gv.at


Weitere Literatur:


14.12.2004