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Stixenstein


Während in der älteren Literatur Stixenstein meist als Stammburg der Stüchse von Trautmannsdorf vermutet wird, gehen neuere Forschungen davon aus, dass diese Familie erst zu Beginn des 14. Jahrhunderts eine bereits bestehende Burg namens Stein erworben und in Stüchsenstein (=Stixenstein) umbenannt hat. Die Errichtung der Burg dürfte – wie Mauerreste zeigen – im dritten Viertel des 12. Jh. erfolgt sein. Damit ist sie um gut 100 Jahre älter als ihre erste urkundliche Erwähnung. Die Stüchse ließen die Feste 1347 nach einem Brand erneuern und von Burggrafen verwalten. 1359 wird ein Rudolf der Wisenfrezz als solcher erwähnt. Als Aber der Stuchs von Trautmannsdorf Stixenstein vor 1381 an Herzog Leopold III verkaufte, wurde die Herrschaft landesfürstlich. Wenige Jahre danach wurde sie an den Hofmeister Hans von Liechtenstein vergeben. Nach dessen Sturz wurden wieder landesfürstliche Pfleger eingesetzt. Kaiser Friedrich III gab 1478 den Auftrag, die Verteidigungseinrichtungen schleunigst zu modernisieren. Genützt hat dies nichts, denn 1488 nahmen Truppen des ungarischen Königs Matthias Corvinus die Burg nach kurzer Belagerung ein. Das zwei Jahre später wieder kaiserlich gewordene Stixenstein wurde nun meist als Pfand vergeben. Um 1520 übernahm der Geheimschreiber Kaiser Maximilians, Marx Treitzsauerwein von Ehrentreitz, den Pfandbesitz. 1547 löste Hans Hoyos die Herrschaft ein. Ein Jahr später konnte er sie käuflich erwerben. Die bereits stark verwahrloste Burg wurde nun instand gesetzt und im Renaissancestil zum repräsentativen Schloss ausgebaut. 1556 wurde Stixenstein den Bewohnern von Puchberg, Sieding, St. Johann und Flatz als Zufluchtsort zugewiesen. Es wurde aber weder beim ersten noch beim zweiten Türkensturm von 1683 angegriffen.

Ludwig Gomez Hoyos ließ jedes Fass Wein, das über seinen Grund zum Semmering transportiert wurde, mit einem Batzen Podengeld belegen, was relativ leicht möglich war, da unterhalb der Burg eine Talsperre errichtet worden war, mit der man sogar den Talboden fluten konnte. Kaiser Rudolf II stellte 1585 diese herrschaftliche Form der Wegelagerei durch einen kaiserlichen Erlass ab. Das bereits kassierte Geld musste zurückgegeben werden. Ludwig, der auch Eigentümer von Tribuswinkel und Gutenstein war, wurde 1595 in den Freiherrenstand erhoben. Die Herrschaft Stixenstein umfasste eines der größten Waldgebiete Niederösterreichs. Das Schloss war ihr Verwaltungsmittelpunkt. Es war aber nie Sitz eines Landgerichtes. Katastrophal waren die Brände von 1735 und 1802, die durch Unachtsamkeit ausgelöst wurden. 1802 blieben nur mehr die Hauptmauern stehen. Das Familienarchiv und die Ahnengalerie der Hoyos wurden vernichtet. Erst in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts begann man mit einem halbherzigen Wiederaufbau. Graf Johann Ernst Hoyos-Sprinzenstein ließ in erster Linie die dafür besser geeignete Vorburg als Wohnsitz ausbauen. Die nur notdürftig restaurierte Kapelle wurde 1832 neu geweiht. Stixenstein blieb bei der Familie Hoyos bis 1937. Als damals die Gemeinde Wien die für die Wasserversorgung der Stadt benötigte Quelle Stixenstein mit den umliegenden Wäldern erwarb, gelangte auch das Schloss in ihren Besitz. Wegen seiner abgeschiedenen Lage diente es im Zweiten Weltkrieg als Bergeort für ausgelagerte Kunstwerke (z. B. Johann Strauss Nachlass). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die noch erhaltenen Gebäude weitgehend restauriert. Ein Verein der Freunde des Schlosses Stixenstein bemüht sich um seine Revitalisierung. So finden vor allem im Sommer kulturelle Veranstaltungen wie Theateraufführungen, Konzerte und Ausstellungen statt. Das Schloss kann auch für private Feste gemietet werden.

Stixenstein liegt am südlichen Ende der Enge des Sierningtales, etwa 50 bis 70 m oberhalb des Talgrundes. Unten an der Straße liegen Wirtschaftsbauten sowie die bereits erwähnte Talsperre. Über einen ansteigenden Fahrweg erreicht man zuerst die quadratische Vorburg. Sie wird von einem großen ehemaligen Speicherbau aus dem 16./17. Jahrhundert dominiert, der im 19. Jh. umgebaut wurde und heute als Forstamt der Gemeinde Wien dient. Die Zufahrt zum 15 m höher gelegenen oberen Burghof war durch eine zwingerartige Anlage mit zwei Toren gesichert. Über dem Bogen des unteren Tores ist in einer Spitzbogennische eine Marienstatue mit dem Jesuskind angebracht. Der ebenfalls rundbogige obere Durchlass ist mit Renaissance-Zierquadern eingefasst und von einem Wappenstein abgeschlossen. Rollenschlitze deuten auf eine ehemalige Zugbrücke hin. Der dahinter liegende obere Burghof wurde in der ersten Hälfte des 19. Jh. umgestaltet. Auffallend ist die große klassizistische Loggia. Sie besteht im Erdgeschoß aus einer dreijochigen Pfeilerhalle mit Zierquaderverkleidung, unter der sich die Zisterne befindet. Auf einem Mauerstück hat sich der unvermeidliche Biedermeier-Tourist Joseph Kyselak 1823 verewigt. Die eigentliche Loggia sitzt auf dieser Halle auf. Ihr leicht vorkragendes Pultdach wird von acht Pfeilern getragen. Der dahinter liegende hakenförmige, drei- bis viergeschossige Bau wurde noch bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts bewohnt und ist noch in gutem baulichen Zustand. In ihm steckt vermutlich ein spätmittelalterliche Wohnbau.

Im Westen schließt die ursprünglich gotische Burgkapelle an. Sie ist durch eine Schulterbogentüre im Obergeschoß mit dem Wohntrakt verbunden. Nach dem Brand von 1802 wurde sie klassizistisch vereinfacht wiederhergestellt. An die Zeit der Spätgotik erinnert noch ein Spitzbogenfenster. Das Portal ist neugotisch. Das steile Giebeldach wird von einem sechseckigen Glockentürmchen überragt. Der angrenzende längliche Wohntrakt in der Südwestecke der Burg ist nur mehr als Ruine erhalten. Es könnte sich dabei möglicherweise um den ehemaligen Palas handeln, der in der Renaissancezeit erneuert wurde Seine Nordseite grenzt an den Bergfried, den interessantesten Teil der Burg. Er liegt an der höchsten Stelle des Burgareals. Der viergeschossige Turm hat einen Grundriss von 13 x 13 m und eine Mauerstärke bis zu 3,7 m. Seine Außenfronten bestehen aus verfugten großformatigen Kalktuffquadern. Er weist lediglich an der Nordostseite Lichtscharten auf. Eine solche im ersten Obergeschoß wurde später zu einem Rechteckfenster erweitert. Ungewöhnlich für einen mittelalterlichen Bergfried ist sein Eingang im Erdgeschoß. Auffällig ist auch sein oberer Abschluss, der aus einer Plattform mit vier 2 m hohen massiven Mauerklötzen (3 x 3 m) an den Ecken besteht. Der Turm dürfte in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts von den Stuchsen von Trauttmansdorff erbaut, aber im 16. Jh. verändert worden sein. Damals wird er auch seine Ecksockeln bekommen haben, die möglicherweise zur Aufstellung von Geschützen gedacht waren. Zuvor wird an ihrer Stelle der übliche Zinnenkranz die Plattform abgeschlossen haben. Im Erdgeschoß des Bergfrieds ist ein moderner Wasserbehälter aus Beton eingebaut. Das Schloss ist von einem großen Park umgeben, der sich bis in das Tal erstreckt.

Lage: Niederösterreich/Alpenvorland – ca. 7 km nordwestlich von Ternitz

Ort/Adresse: 2630 Ternitz

Besichtigung: meist nur von außen (inkl. Hof) möglich


Weitere Literatur:


12.12.2004