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Friesach - Petersberg


König Ludwig der Deutsche schenkte 860 dem Salzburger Bistum neben anderem Grundbesitz auch den Hof „Friesah“. Als sich Erzbischof Gebhard von Salzburg im Investiturstreit an die Seite Papst Gregors VII stellte, ließ er neben Hohensalzburg und Hohenwerfen 1076 auch den Petersberg oberhalb von Friesach befestigen, um Heinrich IV den Weg über die Alpenpässe zu sperren. Vermutlich handelte es sich dabei aber vorwiegend um einfache Holzbauten mit denen eine bereits vorhandene alte Wehranlage verstärkt wurde. Gleichzeitig begann er auch einen Repräsentationsbau für sich zu errichten. Gebhard musste allerdings bald vor der Macht des Kaisers fliehen und konnte erst 1086 wieder in seine Diözese zurückkehren. Nach einer – allerdings etwas zweifelhaften – Quelle wurde sein Nachfolger Erzbischof Thiemo (1090 – 1101) 1097 von der kaiserlichen Partei gefangen genommen und bei der Belagerung von Friesach an eine Belagerungsmaschine gebunden, um durch die Geschosse der mit ihm verbündeten Verteidiger den Tod zu finden. Diese erkannten ihn jedoch und er konnte später sogar fliehen. Engelschalk, der erste urkundlich nachweisbare salzburgische Kastellan in Friesach verteidigte den Petersberg 1123/24 erfolgreich gegen Herzog Engelbert von Spanheim. Auch der Bischof von Gurk, Hiltebold, hatte sich in die belagerte Burg zurückgezogen. Nachdem sich Erzbischof Konrad I Graf Abensberg 1124 wieder in den Besitz der Stadt Friesach gesetzt hatte, begann er die Befestigungsanlagen am Petersberg massiv auszubauen und sie in die Stadtumwallung einzubeziehen. Seinen militärischen Wert hatte die Burg bereits im Investiturstreit bewiesen, als die Belagerer unverrichteter Dinge wieder abziehen mussten. Da sich der Erzbischof nach 1140 hier häufig aufhielt und die Burg als Zweitresidenz benutzte, dürfte die erste Ausbauphase damals schon abgeschlossen gewesen sein. Bergfried wie Palas wurden zeitgenössischen Berichten zufolge so luxuriös ausgestattet, dass sie eher für einen kaiserlichen Palast als für einen Bischofssitz gehalten werden konnten. Der Petersberg wurde zum südöstlichen Eckpfeiler im Herrschaftsbereich der Salzburger Erzbischöfe. Er war erzbischöfliche Nebenresidenz und diene bei kriegerischen Auseinandersetzungen gelegentlich als Fluchtort.

Normalerweise ließen sich die Erzbischöfe aber meist von Vizedomen, häufig den Suffraganbischöfen von Lavant, vertreten, denen alle Salzburger Besitzungen in Kärnten und im Lungau unterstanden. Von hier aus konnten die Handelswege, die von Salzburg, Wien und Linz zum Balkan führten, kontrolliert werden. Erzbischof Konrad I ließ am Petersberg eine Münzstätte einrichten, in der die Friesacher Pfennige geprägt wurden, eine im ganzen Ostalpenraum gängige Währung. Sie wurde erst 1360 nach St. Veit verlegt. Im Mittelalter weilten zahlreiche prominente Besucher in der der Burg, so hielt sich 1149 König Konrad III am Rückzug vom missglückten zweiten Kreuzzug hier auf. 1170 war der deutsche Kaiser Barbarossa und 1192 König Richard Löwenherz von England Gast am Petersberg. 1224 fand hier unter der Leitung des Babenbergerherzogs Leopold VI eine Versammlung aller geistlichen und weltlichen Fürsten zwischen Donau und Adria statt. Man schlichtete einen Streit zwischen dem Kärntner Herzog Bernhard von Sponheim und dem Markgrafen Heinrich von Istrien, der zum Krieg auszuarten drohte. Das große Turnier, von dem Ulrich von Liechtenstein berichtete und an dem ca. 600 Ritter teilnahmen, fand jedoch nicht in der Burg, sondern auf einer Wiese vor der Stadt statt. 1263 musste Erzbischof Philipp von Spanheim vor dem böhmischen König Ottokar fliehen, dem die salzburgischen Besitzungen jenseits der Tauern kampflos zufielen. Nach dem Ende der dreijährigen Herrschaft Ottokars beriefen die Salzburger Erzbischöfe ab 1267 Hauptleute an die Spitze des militärischen Personals, die in der Burghauptmannschaft am Petersberg residierten. Es waren dies meist Angehörige bedeutender steirischer und Kärntner Adelsfamilien (Liechtenstein, Kraiger, Silberberger, Weissenegger usw), welche die Erzbischöfe durch die Vergabe von Lehen an sich zu binden suchten.

Im Kampf Erzbischofs Rudolf von Hoheneck gegen Herzog Albrecht I wurde die Stadt Friesach von letzterem 1292 eingenommen und in Brand gesetzt. Die durch den Vizedom Rudolf von Fohnsdorf verteidigte Festung am Petersberg bot der geflohenen Bevölkerung aber ausreichenden Schutz. Dies galt auch für die Türkenkriege, da die nur leicht bewaffneten Türken es vermieden, stark befestigte Burgen oder Orte anzugreifen. Erzbischof Leonhard von Keutschach ließ ab 1495 die Verteidigungsbauten am Petersberg modernisieren und gab ihnen und der Stadtbefestigungen ihr endgültiges Aussehen. Seit der Mitte des 15. Jh. waren die Funktionen des Burghauptmannes und des Vizedoms in einer Person vereinigt. Da die Hauptmannschaft am Petersberg für Verwaltungszwecke zu entlegen war, wählten die Vizedome den Fürstenhof im Ort zu ihrem ausschließlichen Amtssitz. In einem Inventar von 1626 werden in der Festung zwar noch 16 Geschütze, aber nur mehr ein geringer Pulver- und Kugelvorrat erwähnt. Eine altertümliche Kanone befindet sich heute im Kärntner Landesmuseum in Klagenfurt. Ansonsten enthielt die Rüstkammer vorwiegend veraltete Hieb- und Stichwaffen. 1641 wurde der Großteil ihres Bestandes als Alteisen verkauft. Auf dem Kupferstich Merians von 1649 waren die Bauten noch vollständig erhalten, aber bereits dach- und fensterlos. Nach dem Stadtbrand von 1673, der auch den Petersberg erfasste, blieben die funktionslos gewordenen Anlagen bis in das 20. Jahrhundert hinein Ruinen. 1797 richteten die Franzosen weitere Schäden an. Der Petersberg blieb bis zur Säkularisierung Salzburgs 1803 im Besitz der Bischöfe und kam dann an den österreichischen Staat.

Petersberg und Lavant liegen auf einem langgestreckten, spornartig nach Südosten vorgeschobenen Ausläufer des Höhenrückens Krewenze. Auf der östlichen, höheren Terrainstufe erstreckt sich die Burg Petersberg, auf der kleineren, westlich anschließenden, tiefer liegenden die Burg Lavant. Der Hauptzugang erfolgt vom Westen her aus der nördlichen Vorstadt Neumarkt, entlang der nördlichen Flanke des Burgberges. Von der Stadt her führt ein weiterer Weg, der sog. Eselssteig, empor. Auf der Südostspitze der Hügelkuppe liegt die kleine Kirche St. Peter. Sie wurde nach 860 erbaut und 927 erstmals erwähnt. Damit ist sie der älteste Sakralraum Kärntens. Der karolingische Bau wurde erst später durch mittelalterliche Mauern mit der Burg verbunden. Etwas höher liegt dicht am südlichen Steilabfall, der romanische Bergfried, der älteste Teil der eigentlichen Burg. Er dominiert die gesamte Anlage und steht als Hauptturm an vorderster Stelle an der Südostecke der Hauptburg. Um 1830 ging das Dach des Bergfrieds verloren. Der private Besitzer Blasius Spitzer hatte alles Holz aus dem Turm zu Brennholz verarbeiten lassen. Zwanzig Jahre später stürzte das Gewölbe ein. 1847 war von der Nordfront des Schlosses nur mehr die Hauptmauer erhalten. 1891 wurde der Turm aus Sicherheitsgründen zum Abbruch ausgeschrieben, doch fand sich glücklicherweise kein Käufer. Ab 1893 bemühte sich der Stadtverschönerungsverein um eine Rettung der Anlage. Als einziger ruinöser Bauteil wurde aber nur der große Turm wiederhergestellt um die darin befindlichen romanischen Fresken zu sichern. Ein neues Dach wurde aufgesetzt und zwei Zwischenböden eingesetzt. Die Südwestecke des Turmes war schon so desolat, dass sie in allen Obergeschossen neu aufgemauert werden musste. 1966 erfolgte eine Neueindeckung mit Lärchenschindeln. 1987 wurde im Bergfried das Stadtmuseum Friesach untergebracht.

Der sechsgeschossige rechteckige Turm steht an drei Seiten frei und ragt aus dem ursprünglich geschlossenen Burgkomplex weit nach Osten vor. Er zählt zu den größten romanischen Wohntürmen im deutschen Sprachraum. Seine Höhe beträgt mehr als 28 Meter, sein Grundriss 15 x 10 m. Er war ursprünglich als Kapellenturm konzipiert. Über zwei Untergeschossen und dem Erdgeschoß liegt die monumental dimensionierte Rupertikapelle. Das darüber befindliche „Wohngeschoß“ und die Wehrplattform wurden nachträglich aufgesetzt. Das in den ersten vier Geschossen einheitliche Mauerwerk sowie die gedrungenen Lichtschlitze weisen darauf hin, dass der Bau im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts errichtet wurde. Teilweise ist das Fischgrätmuster zu erkennen. Basen und Kämpfer der Wandpfeiler in der Rupertikapelle deuten auf eine Ausstattung zu Beginn des 13. Jh. hin. Die obersten zwei Geschosse wurden erst um 1225/30 fertiggestellt. Die Rupertikapelle ist ein rechteckiger, sehr hoher Raum, der durch einen auf Halbsäulen aufsitzenden Gurtbogen in zwei Joche geteilt wird. Vom einstigen Kreuzgratgewölbe sind nur mehr die Gewölbefüße erhalten. Die Apsis lag an der Ostseite. Sie ruhte auf Kragsteinen, doch wurde bereits im 14. Jahrhundert die Vorkragung entfernt und durch ein großes Spitzbogenfenster ersetzt. Die Wände der Kapelle waren vollständig mit spätromanischen Malereien aus der Zeit von 1140 bis 1220/35 bedeckt. Da diese aber jahrzehntelang der Witterung ausgesetzt waren, sind sie trotz einer 1981 erfolgten Restaurierung schlecht erhalten. Die Secco-Malereien zeigen u. a. verschiedene Heiligendarstellungen, die Geburt Christi, das letzte Abendmahl und den Thron Salomons. Das über der Kapelle befindliche Stockwerk ist durch den großen Mantelkamin als repräsentatives Wohngeschoß erkenntlich. Auch die Biforen an der Ost-, Nord- und Südwand weisen auf einen mehr offiziellen als privaten Charakter hin. Die Wehrplattform ist in ihrer heutigen Form ein Produkt der Renovierung vom Ende des 19. Jahrhunderts. Ihre Brüstung hat an den Längsseiten je vier und an den Schmalseiten eine bzw. zwei Zinnenlücken. Die Fassaden sind durch wenige kleine Fensteröffnungen sparsam gegliedert, wobei die Lichtschlitze im Untergeschoß erst im Spätmittelalter teilweise zu Rechteckfenster vergrößert wurden.

An den Bergfried schloss im Westen der Gebhardsbau mit der Gebhardskapelle an. Diese war älter als die Rupertikapelle, ist aber weitgehend zerstört. Sie geht auf Erzbischof Gebhard zurück, der mit dem Bau der ersten Burg in bester Rohquadertechnik noch vor 1077 begann. Bei der Errichtung des großen Bergfrieds wurde der Gebhardsbau weitgehend abgetragen. Die Gebhardskapelle blieb als einziger Teil dieser ältesten Burganlage zumindest teilweise als Ruine erhalten. Um 1140 hatte sie lediglich zwei Geschosse, doch wurde sie um 1230 aufgestockt. Dadurch wurde der Zugang in das Wohngeschoß des Bergfrieds erleichtert. Die Apsis wurde bei der Errichtung des Bergfrieds in diesen einbezogen. Die Wiederentdeckung der Gebhardskapelle fand erst 1926 statt. 1964 wurde das noch gut erhaltene Fresko des hl. Romanus (von 1140) in der Apsis abgenommen. Es wird seither in der Rupertikapelle aufbewahrt. Nach Westen schließt an den Turm die um 1560 unter Einbeziehung älterer Bauteile (z. T. des 13. Jh.) zu einem einheitlichen Baukörper umgestaltete Burghauptmannschaft an. Sie ist ein langgestreckter dreigeschossiger Bau mit Satteldach. An der Hofseite ist ihr eine siebenachsige dreigeschossige Arkadenfront vorgesetzt. Die Bogen der beiden unteren Geschosse ruhen auf toskanische Säulen. Im dritten Geschoß wurden diese 1797 entfernt und durch Holzstützen ersetzt. Die heutige Holzkonstruktion ist eine spätere Erneuerung. Im Erdgeschoß der Burghauptmannschaft, die heute als Burgschenke dient, finden sich moderner Wandmalereien von 1921, die auf das Turnier von 1224 Bezug nehmen. Im östlichen Teil der Burghauptmannschaft befindet sich eine stark ruinöse Pfeilerhalle aus dem 16. Jahrhundert. An der talseitigen Nordflanke erstrecken sich die Reste eines repräsentativen Palas, der von Erzbischof Eberhard II errichtet wurde, aber seit dem 18. Jahrhundert weitgehend in Verfall geraten ist. Gemeinsam mit der Burghauptmannschaft und dem zu Beginn des 20. Jh. abgebrochenen Ostflügels umschloss er einen rechteckigen Innenhof. Durch den bergseitigen Torbau gelangt man über eine lange, großteils freiliegende Stiege in den Oberhof, in den ab 1950 eine moderne Theateranlage für Burgspiele eingebaut wurde.

Lage: Kärnten/Bezirk St. Veit– oberhalb der Stadt Friesach

Ort/Adresse: 9360 Friesach, Kärnten

Besichtigung: Die Anlage ist weitgehend frei zugänglich. Das Stadtmuseum im Bergfried mit der dort befindlichen Rupertikapelle ist von Mai bis September geöffnet (Di – So von 10.00 bis 17.00).


Weitere Literatur:


10.12.2004