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Mollenburg


Im Hochmittelalter gehörte die Mollenburg zur „Grafschaft“ Weitenegg der Grafen von Peilstein-Tengling und wurde von einem ihrer Gefolgsleute bewohnt. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts waren hier die Herren von Werd-Capellen ansässig, die sich ab dem Beginn des 14. Jh. auch als Herren von Mollenburg bezeichneten. Ein wesentlich bescheidener Vorgänger der heute ruinösen Anlage wurde um die Mitte des 13. Jh. erbaut. Da sich der Burgherr am großen Adelsaufstand der Kuenringer gegen Herzog Albrecht I beteiligt hatte, wurde die Mollenburg, wie auch das benachbarte Streitwiesen und Pöggstall gegen Ende des 13. Jh. zerstört. Mit Konrad den Werder von Malemberch wird die Burg 1303 erstmals urkundlich genannt. Bereits vier Jahre später verkaufte dieser aber die Herrschaft an seinen Schwager, einen Herrn von Streitwiesen. Unter Johanna von Streitwiesen wurde der Wiederaufbau abgeschlossen. Ihr zweiter Gatte, Reinprecht von Ebersdorf, erbte den Besitz. Er wohnte aber nicht hier und beauftragte mit der Burghut den Richter und Rat zu Weiten. 1486 verkauften die Ebersdorfer die Mollenburg an Kaspar von Rogendorf, dem auch die Herrschaft Pöggstall gehörte. Er ließ die Befestigungen verstärken und das Innere wohnlicher gestalten. Unter Kaiser Karl V wurde das bisher landesfürstliche Lehen in Eigenbesitz umgewandelt. Als Christoph Freiherr von Rogendorf mit einer großen Geldsumme vor seinen Gläubigern floh und sich in die Türkei absetzte, wurde 1546 Mollenburg konfisziert und an die Familie Geyer von Osterburg verkauft. Diese baute die Burg in ein wehrhaftes Renaissanceschloss um. Sie behielt die Herrschaft aber nicht sehr lange, da bereits 1558 Samson Prätzl als Eigentümer vermerkt ist. Es folgte 1577 Kaspar von Lindegg, dessen Nachkommen den Besitz erst 1839 an Kaiser Ferdinand I veräußerten. 1844 wurde das Schloss letztmals restauriert und mit einem neuen Dach versehen. Allerdings wurde es bereits 1860 durch den Verwalter Johann Niedermaier absichtlich zur Ruine gemacht, um die steuerliche Belastung zu reduzieren. Der Dachstuhl wurde abgetragen und alles Brauchbare als Baumaterial verkauft. 1920 übernahm der Kriegsgeschädigtenfonds den bisherigen Habsburger-Besitz. Als Deutsches Eigentum wurde er 1945 von den Russen beschlagnahmt. 1956 übernahmen die Österreichischen Bundesforste die Verwaltung. Der Wiener Stadtrat Dr. Jörg Mauthe kaufte 1975 die Ruine und ließ sie teilweise restaurieren. In der Vorburg wurden einzelne Gebäude wieder bewohnbar gemacht. Die Mollenburg gehört auch heute noch seiner Familie.

Die ausgedehnte Ruine (ca. 120 x 60 m) liegt auf einem etwa 40 m hohen Bergrücken, der nach drei Seiten steil abfällt. Der Zugang erfolgt von Norden her durch einen zweigeschossigen Torturm, der seit seiner Restaurierung durch Dr. Jörg Mauthe wieder mit einem Tor verschlossen ist. Die Rollenschlitze über dem Torbogen deuten auf eine Zugbrücke hin, die aber vermutlich nie existiert hat. Dahinter erstrecken sich zwei Höfe der Vorburg und einer der Hochburg. Die ältesten Teile der Vorburg stammen vom Ende des 15. Jh. Die spätgotischen Gebäude sind jedoch stark ruinös. Gut erhalten ist das sog. Hochhaus, das 1558 von Samson Prätzl im Renaissancestil erbaut und im 17. Jahrhundert neu fassadiert und zu einem frühbarocken Gebäudekomplex erweitert wurde. Der breite Volutengiebel an der nordöstlichen Schmalseite wurde damals aufgesetzt. Das Hochhaus ist noch heute bewohnt. Der Vorburg ist im Nordwesten ein langer, ummauerter Garten vorgelagert, dessen Außenmauer durch Nischen für Plastiken und Vasen aufgelockert wird. Von der Hauptburg ist sie durch einen 13 m breiten und 7 m tiefen, aus den Felsen gehauenen Halsgraben getrennt. Dieser wird von einer bewehrten Brücke überspannt, die in ihrer Mitte eine 8 m lange Öffnung hatte. In Friedenszeiten war diese mit Bohlen abgedeckt, doch konnten diese bei einem Angriff rasch abgeworfen werden. An die Brücke und die nördliche Bastion war die ehemalige Brunnenstube angebaut. Sie ist heute weitgehend zerfallen. Die Hauptburg hat als Grundriss ein Quadrat von etwa 31 m Seitenlänge. Ihr romanischer Baukern ist durch die häufigen Umbauten des 16. und 17. Jahrhunderts nicht mehr sichtbar. Der größte Bauteil ist der viergeschossige Palas an der nordöstlichen Ringmauer. Seine Außenmauer ist im untersten Geschoß ca. 2,3 m stark. Die Gebäudekanten waren durch eine rot-schwarz gemalte Eckquaderung betont. Um 1500 wurde dem Palas ein Wehrgeschoß mit zahlreichen Scharten für Hakenbüchsen aufgesetzt. Die Räume des zweiten Palasgeschosses wurden im 17. Jh. stukkiert. Sie waren damals sehr aufwändig eingerichtet.

Der romanische Bergfried wird von außen durch die Schildmauer fast gänzlich verdeckt. Der fünfeckige Turm richtet seine spitze Kante gegen den zweiten Hof der Vorburg. Er war ursprünglich 18 m hoch, hat aber im Laufe der Zeit sein oberstes Stockwerk und damit etwa 4 m verloren. Der spätgotische, von den Rogendorfern an den Bergfried angebaute Treppenturm war früher außen mit einer Scheinquaderung bemalt. Der Eingang erfolgte durch ein reich verstäbtes spätgotisches Schulterbogenportal. Die um den Bergfried führende Schildmauer geht in ihrem unteren Bereich in das 14. Jahrhundert zurück, während die oberen Geschosse mit den Wehrgängen am Ende des 15. Jh. errichtet wurden. Von der um die Mitte des 13. Jahrhunderts erbauten St. Veit-Kapelle in der Südecke der Hauptburg ist nicht mehr viel erhalten. Ob es sich um eine Doppelkapelle gehandelt hat, ist möglich, aber nicht mehr beweisbar. Ihre Ausstattung wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jh. in das Museum der Stadt Krems sowie in einige Kirchen des Waldviertels gebracht. Die bemalten Glasfenster wurden bereits 1840 verkauft. Der am besten erhaltene Bau der Hauptburg ist die spätgotische Rauchküche. Ihr gewaltiger, acht Meter hoher, pyramidenförmiger Rauchfang geht in seinem obersten Bereich aus seinem quadratischen Grundriss in ein Achteck über. Im Südwesten der Ringmauer steht ein rechteckiger Turm, dessen tonnengewölbtes Untergeschoß eine Frühform der Sala terrena beinhaltete. Er war mit rot-gelben Fresken verziert. Die Hauptburg wurde in der Renaissancezeit an drei Seiten von einer Zwingeranlage mit zwei Türmen umgeben. Besonders gut erhalten ist der starke achteckige Turm an der Ostecke des Zwingers. Er wurde im 17. Jahrhundert wohnlich ausgebaut. Hingegen ist vom sechseckigen Schalenturm an der Südecke nur noch ein Geschoß vorhanden.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 1 km nördlich von Weiten

Ort/Adresse: 3653 Weiten, Niederösterreich

Besichtigung: nur nach telefonischer Vereinbarung möglich


Weitere Literatur:


04.12.2004