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Schachenstein


Seit 1103 war das Benediktinerstift St. Lambrecht im Raum Aflenz durch eine Schenkung des Herzogs von Kärnten begütert. Schachenstein ist die letzte in der Steiermark errichtete Höhenburg. Die Anlage wurde mit kaiserlicher Erlaubnis zur Sicherung des wirtschaftlich bedeutenden Aflenztales in den Jahren 1465 bis 1471 an der strategisch günstigen Engstelle, zusätzlich zur wehrhaften Toranlage im Tal, errichtet. Bauherr war der Abt von St. Lambrecht, Johannes II Schachner, dessen Namen die Festung auch trägt. Schachenstein war ein Wehr- bzw. Wohnbau aber kein eigener Herrschaftssitz. Ihm waren keine Untertanen dienstbar. Da die Burg trotz Baumkircherfehde und Türkengefahr in keine kriegerischen Auseinandersetzungen verwickelt wurde, diente sie den Äbten von St. Lambrecht in erster Linie als Sommerresidenz, wie zahlreiche hier ausgestellte Urkunden beweisen. Abt Johann II starb 1478 auf seiner Burg. Danach wurde sie im Auftrag des Stiftes von Pflegern verwaltet. Im 16. Jh. wurde sie mehrfach verkauft, aber dann vom Stift wieder rückgekauft. 1514 gehörte sie dem kaiserliche Büchsenschmied Sebold I von Pögel. Schachenstein verlor jedoch bald an Bedeutung und wurde für das Stift zu einer finanziellen Last. Um 1630 fanden noch einige Erweiterungsbauten statt. Im späten17. Jahrhundert wurden die Dächer aber nicht mehr erhalten und die Burg dem Verfall preisgegeben. Der Vischer-Stich von 1681 zeigt sie bereits als angehende Ruine. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts zogen die letzten Bewohner aus. Schachenstein war lange im Besitz der Familie Pengg, der die Eisen verarbeitenden Betriebe der Umgebung gehören. Vor kurzem wurde es an die Familie Stieber verkauft. Die gut erhaltene Ruine wurde in den 50er-Jahren des 20. Jh. gesichert und wird seither für Burgfeste und Veranstaltungen der "Schachensteiner", einer Thörler Landsknechttruppe, genutzt.

Die Lage der Burg war gut gewählt. Der senkrechte Felsabsturz an der Südseite des Hügels war absolut sturmfrei. Auch die steilen Seitenhänge ließen einen Angriff aussichtslos erscheinen. Der Zugang war nur von Osten her möglich. Hier sperrte ein vorgeschobenes Rondell den Burgweg. Ein Angreifer musste die gesamte Breitseite der turmartigen Vorburg passieren, um das an der Westseite gelegene, durch einen Abschnittsgraben gesicherte Tor zu erreichen. Dabei kam er in den Schussbereich der Westbastei. Von der Vorburg sind noch etwa 10 m hohe Mauern mit Schlüsselscharten erhalten. Im Süden schließt an die Vorburg ein Hof mit einem sagenumwobenen Brunnen an. Auf die einstige Wehrgalerie der östlichen Hofmauer weisen noch die erhaltenen Zinnen hin. Die eigentliche Wohnburg war ein Zweiflügelbau, der einen kleinen Innenhof begrenzte. Über der zum Hof führenden Durchgangshalle erhebt sich der viergeschossige Kapellenturm. Seine spitzbogigen Fenster und Türen zeigen schön geschwungene gotische Gewände. Die Kapelle wurde 1479 dem Hl. Lambert und später dem Hl. Blasius geweiht. Ihr Innenraum ist 7,5 m lang und 3,8 m breit. Er besteht aus dem zweijochigen Schiff und dem Chor. Die Gewölbe sind jedoch längst eingestürzt. Der von Thörl aus sichtbare und dominierende Südflügel der Burg ist ein reiner Wehrbau. Er wird durch einen Erker und zwei Ecktürme belebt. Der Zugang zum Erker über der Wand musste in den Fels gemeißelt werden.

Lage: Steiermark/Mürztal – ca. 12 km nordwestlich von Kapfenberg, oberhalb der Ortschaft Thörl

Ort/Adresse: 8621 Thörl, Steiermark

Besichtigung: jederzeit möglich

Homepage: www.thoerl.gv.at


Weitere Literatur:


27.11.2004