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Sonnberg


Burg Sonnberg wird als Sunnenberg 1177 erstmals urkundlich erwähnt. Allerdings befand sich diese etwas oberhalb des heutigen Schlosses. Die Familie, die sich nach diesem Sitz nannte, ist im Hollabrunner Raum seit 1066 nachweisbar. Damals wird ein Liutwin de Sunnberg genannt. Er war Lehensträger der Markgrafen von Cham-Vohburg, die diesen Teil des Weinviertels kolonisierten, ansonsten aber edelfreier Abkunft. Aufgabe der Burg war es, die alte Handelsstraße nach Mähren und Böhmen zu sichern. In der Kuenringerfehde wurde die Burg durch Herzog Friedrich II 1231 zerstört. Die Sonnberger hatten zuvor die Kuenringer, mit denen sie verwandt waren, unterstützt. Nach Beendigung der Kämpfe errichteten sie am Ufer des Göllersbaches eine Wasserburg. Es gelang ihnen in der Folge eine große Grundherrschaft aufzubauen, zu der zahlreiche Güter in der Umgebung, aber auch die Herrschaften Asparn/Zaya, Hornsberg und Schauenstein am Kamp gehörten. Im späten 13. Jahrhundert war das Geschlecht der Sonnberger so mächtig geworden, dass es 1290 Herzog Albrecht in der Günser Fehde mit 70 Gewappneten unterstützen konnte. Vivianz, der letzte Sonnberger starb 1400. Die Burg war aber bereits 1331 von den kapitalkräftigen Tursen von Rauheneck übernommen worden, die die Güter der in wirtschaftlichen Schwierigkeiten geratenen Sonnberger systematisch aufkauften. 1377 erwarb Kadolt d. Ä. von Eckartsau die halbe Herrschaft. Es gelang ihm 1386 auch die zweite Hälfte zu bekommen. Als Jörg von Eckartsau 1494 ohne männliche Erben starb, wurde Sonnberg wieder geteilt. Christoph von Rohr, einer der Schwiegersöhne des letzten Eckartsauers, konnte aber beide Hälften wieder vereinen. Auch er starb 1516 ohne Nachkommen.

Über Christoph Freiherrn von Ludmannsdorf kam Sonnberg 1523 an Hans Wolfgang Matsebner, den Schlossherrn von Judenau. Nach dessen Tod übernahm 1559 Christoph von Rueber die bereits abgewirtschaftete Herrschaft. Es gelang ihm die finanzielle Lage deutlich zu verbessern. Die Burg wurde erweitert und im Inneren neu ausgestattet. Eine Testamentsanfechtung führte zu einem Prozess, der sich bis 1574 hinzog und nach mehreren unpraktikablen Urteilen und entsprechenden Berufungen dazu führte, dass die Herrschaft 1565 den Brüdern Wolf Georg und Hans von Gilleis zugesprochen wurde. Die anderen Erben wurden nach einem weiteren Gerichtsverfahren bis 1574 ausbezahlt. Wolf Georg brachte es bis zum Obersthofmarschall Kaiser Rudolfs II. Er wurde 1579 zum Freiherrn ernannt. Er ließ die Wasserburg um 1596 im Stil der Spätrenaissance zum Vierflügelbau ausbauen. Die Gilleis wurden in den nächsten Jahren zu großen Förderern von Hollabrunn, das sich dadurch zu einem Zentrum des Wein- und Viehhandels entwickeln konnte. Sie waren damals Protestanten. Erst Wolfgang Freiherr von Gilleis wechselte 1620 wieder zum Katholizismus über, wodurch er die Herrschaft halten konnte. Im Verlauf des 30-jährigen Krieges blieb aber auch Sonnberg vom wirtschaftlichen Zusammenbruch vieler Herrschaften nicht verschont. Während der Kriegshandlungen wurde es zuerst von Graf Matthias Thurn und dann 1645 von den Schweden erobert.

Schließlich verkaufte Isabella von Gilleis 1663 den bereits herabgekommenen Besitz an Gundaker Graf Dietrichstein. Dieser diente Kaiser Leopold I als Minister und Diplomat. Außerdem hatte er das Amt eines Obersthofstallmeisters inne. 1684 wurde er in den Reichsfürstenstand erhoben. Unter den Dietrichstein war Sonnberg auch Verwaltungssitz für ihre Güter Merkenstein, Schwallenbach, Spitz, Sitzendorf, Arbesbach und Groß. Es blieb bei der Familie bis 1864. Dann wurde es an Erwein Carl Graf Schönborn-Puchheim verkauft. Da dieser im nahen Göllersdorf residierte, vermietete er das zuvor von ihm adaptierte Schloss Sonnberg. Prinzessin Friederike zu Lippe-Biesterfeld, eine geborene Gräfin Schönborn, verkaufte 1934 den Besitz an Prinzessin Ileana von Rumänien, die Gattin des Erzherzogs Anton von Habsburg-Lothringen. Als begeisterter Flieger ließ dieser neben dem Schloss einen Privatflugplatz anlegen. Im Zweiten Weltkrieg richtete Prinzessin Ileana im Schloss ein Lazarett für rumänische Soldaten ein. Um die Kunstschätze des Museums für angewandte Kunst bei einer Bombardierung Wiens zu retten, wurden diese zum Teil in niederösterreichische Schlösser ausgelagert. Leider kehrten von 60 in Sonnberg aufbewahrten Objekten nur die Hälfte 1946 wieder ins Museum zurück. Der Rest dürfte private oder militärische Liebhaber gefunden haben. Nach Kriegsende wurde das Gebäude von den Russen besetzt und als Kaserne verwendet, wobei es völlig devastiert wurde. 1955 wurde es vom Erzherzog an die Justizverwaltung der Republik Österreich verkauft, die auf dem Schlossgelände eine moderne Strafvollzugsanstalt einrichtete, die derzeit von etwa 250 Häftlingen belegt ist. Das Hauptgebäude wurde 1963/65 bzw. 1971/73 restauriert und dient als Verwaltungsgebäude der Anstalt.

Das Schloss liegt heute inmitten der Sicherungsanlagen der Strafvollzugsanstalt und ist daher von außen kaum sichtbar. Es ist ein mit Ziegelwalmdächern gedeckter Vierflügelbau. Der über 17 m hohe Torturm geht in seinem Mauerwerk noch auf den Bergfried der alten Wasserburg aus dem 13. Jahrhundert zurück. Das heutige Aussehen des Gebäudes ist aber durch die Umbauten der Renaissance- (1560/63) und Barockzeit (1730/35) bestimmt. Etwas merkwürdig muten die vergitterten Fenster an. Der gedrungene viereckige Torturm weist eine Mauerstärke von 2,25 m auf. Er wird von einer Aussichtsterrasse abgeschlossen, die von einer Balustrade begrenzt ist. Ihr aufgesetzt ist ein achteckiger Pavillon mit wuchtiger Haube und Laterne. Der Triglyphenfries über dem Renaissanceportal zeigt das Wappen der Gilleis und die Jahreszahl 1596. Der ehemalige Altan an der Gartenfront wurde im 18. Jahrhundert mit einer spätbarocken Freitreppe überbaut. Die ursprünglich offenen Arkadengänge an der Ost- und der Westseite des Hofes sind seit dem Ende des 17. Jh. vermauert. In der Hofmitte steht eine Renaissance-Brunnenschale in Kapitellform (16. Jh.). Da das Schloss 1945 völlig ausgeplündert wurde, haben sich vorwiegend Teile der wandfesten Ausstattung erhalten. So ist die Flachdecke eines Salons mit einem Gemälde geschmückt, das Diana und Aktäon zeigt. Die Supraporten über den geschnitzten Portalen weisen Bilder mit Stilleben aus dem dritten Viertel des 18. Jh. auf. In einem Saal gibt es noch eine Kassettendecke, die später übertüncht und mit plastischen Engelsköpfen verziert wurde. Auch zwei reich ornamentierte Holzportale sind dort noch vorhanden. In einem anderen Raum steht ein schöner Kachelofen aus der Barockzeit. Außerhalb der Strafanstalt flankieren zwei quadratische Pförtnerhäuschen die Schlosszufahrt. Sie stammen vom Ende des 17. Jahrhunderts.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 2 km südlich von Hollabrunn

Ort/Adresse: 2020 Hollabrunn

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


25.11.2004