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Oberlorenzen


Möglicherweise geht Schloss Oberlorenzen auf einen Zehenthof zurück, den das Stift Admont 1284 als landesfürstliches Lehen vom Edlen Liupold von Sachsengang erworben hatte. Die Nachrichten über den Ansitz sind bis zum 16. Jahrhundert äußerst spärlich. Zu seinen Besitzern zählten die Familien Retzer, Teuffenbach, Prankh, Schrott, Eibiswalder, Stübich und Schärffenberger. Im 16. Jh. wurde der Hof zu einem bescheidenen Edelmannsitz ausgebaut. 1620 verkaufte ein Freiherr von Kollonitsch die kleine Herrschaft an den Brucker Gewerken Sebastian Lampl. Ihre Untertanen waren in den Orten St. Lorenzen, Lesing, Schergendorf, Mödersdorf, Pogier, Emberg, Kammern und Mautern verstreut. Immerhin betrug der Gesamtwert des Besitzes damals etwas mehr als 10.000 Gulden. In der Folge kam es zu langwierigen Erbschaftsstreitigkeiten. Schließlich setzte sich Hans Christoph von Gabelkhoven durch, verkaufte aber Oberlorenzen 1639 seinem Miterben Joseph Henz. Die zahlreichen Schlossbesitzer des späteren 17. und des 18. Jahrhunderts behielten das Gut meist nur wenige Jahre. Im 19. Jh. erhielt der Ansitz durch umfangreiche Umbauten sein heutiges Aussehen. Von 1938 bis 1945 diente er der Deutschen Reichspost als Erholungsheim. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude von der englischen Besatzungsmacht requiriert. 1950 gelangte es wieder in Privatbesitz. Das sehr gut erhaltene Schloss gehört heute der Familie Zeiringer, doch ist seit 1957 eine Hauswirtschaftsschule für Mädchen darin untergebracht.

Schloss Oberlorenzen liegt östlich der Pfarrkirche von St. Lorenzen. Es ist ein dreigeschossiger Bau, der mit einem hohen Walmdach gedeckt ist. An den beiden Ecken der Talseite des regelmäßigen Vierkanters springen zwei übereck gestellte viereckige Türme vor. Als älteste Bauteile der Anlage kann man den West- und den Südflügel betrachten, die beide um 1600 errichtet worden sein dürften. Die Erdgeschoßarkaden aus dem 17. Jh. an der Nordseite des Hofes wurden im 19. Jahrhundert durch einen Anbau in das Innere des Gebäudes verlegt, wo sie nun im Treppenhaus verbaut sind. Die Fassaden wurden bei der letzten großen Restaurierung modernisiert und vereinfacht, wobei auf jeden Schmuck verzichtet wurde. Sogar die Eckrustizierung der Türme und die Sockelbänderungen liegen heute unter Putz. Auch die schlichten Fensterverdachungen im zweiten Oberstock sind verschwunden. Lediglich an der dem Wirtschaftshof zugewandten Eingangsseite wurde 1969 eine Wandmalerei angebracht, die den Hl. Martin darstellt. Das Innere des Gebäudes ist zweckmäßig modern eingerichtet und auf den Schulbetrieb abgestimmt. Das Altarbild in der Hauskapelle stellt den Hl. Jakob dar.

Lage: Steiermark/Mürztal – ca. 12 km nordöstlich von Bruck/Mur

Ort/Adresse: 8642 St. Lorenzen im Mürztal

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


23.11.2004