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Gabelhofen (Gabelkoven)


An der Stelle des heutigen Schlosses stand 1443 der Hof Riegersdorf. Er gehörte zur großen Herrschaft der Liechtensteiner, die ihn als Lehen meist an Judenburger Bürger vergaben. Als 1487 Niklas von Liechtenstein im Ungarnkrieg König Matthias Corvinus unterstützte und deswegen von Kaiser Friedrich III geächtet wurde, verlor er neben seinen anderen Gütern auch Riegersdorf. Der Hof wurde 1490 als landesfürstliches Lehen von Georg Pfannauer erworben. Er begann sofort mit dem Ausbau zum Wasserschloss. 1494 erhielten die Liechtensteiner ihre alten Rechte wieder zurück. 1536 ging das Lehen im Erbweg von den Pfannauer an die Familie Prankh über, die den Ausbau des Schlosses fortsetzte und beendete. Der aus einer bayerischen Familie stammende Gewerke Christoph Gabelkhover aus Leoben kaufte 1596 den Ansitz, der später nach dieser Familie Schloss Gabelkhoven genannt wurde. Am Vischer-Stich von 1681 wird er allerdings noch als Rieggerstorf bezeichnet. 1597 wurde Christoph Gabelkhover von Carl Freiherrn von Teuffenbach, der mittlerweile Lehensherr geworden war, mit der Herrschaft belehnt. 1627 hatten die Schwarzenberg auf Murau, die nun die Lehenshoheit ausübten, den Gabelkhoven ihren Besitz bestätigt. Im 17. Jahrhundert gelang es ihnen diesen deutlich zu vergrößern. Die Familie konnte die Herrschaft auch während der Gegenreformation trotz ihres protestantischen Glaubens halten. Allerdings wurden einige ihrer Mitglieder ausgewiesen. Der mit einer Tochter von Johann Philipp Maria von Gabelkhoven verheiratete Carl Josef Freiherr von Valvasor hatte 1763 das Schloss übernommen, es aber nach dem Tod seiner Frau 1775 an Jakob Eberl verkauft. Von diesem gelangte es 1811 an Konrad Conrad und 1817 an Sebastian Hayden. 1897 übernahm Fürst Johann von Liechtenstein das Gut. 1939 kam es in den Besitz der Hermann Göring Werke. Deren Nachfolger, die Alpine-Montan Gesellschaft, richtete in dem bereits stark vernachlässigten Bau Wohnungen für ihre in Fohnsdorf und Judenburg tätigen Arbeiter ein. Zwischen 1962 und 1965 wurde er restauriert und diente danach als Ferienheim. 1989 wurde das Schloss von einer Firma übernommen, saniert und in ein Hotel umgewandelt. Nach einer Insolvenz im Jahr 2000 investierte der neue Eigentümer, die Familie Zoidl, beträchtliche Mittel. Gabelhofen wird seither als gepflegtes 4-Stern Schlosshotel geführt und ist vor allem für Tagungen, Seminare und andere gehobene Veranstaltungen sehr beliebt.

Trotz seiner baulichen Veränderungen gibt das Gebäude noch einen guten Eindruck von einem Wasserschloss der Renaissance, bei dem die Wehrhaftigkeit zwar noch gegeben war, aber nicht mehr im Vordergrund stand. Die relativ dünnen Mauern hätten einem ernsthaften Artillerieangriff nicht standgehalten. Das Schloss ist an drei Seiten von einem 19 m breiten, ausgemauerten Graben umgeben, der heute jedoch trocken ist. Die vierte Seite war durch das Steilufer der Pöls geschützt. Der wirkungsvollste Verteidigungsbau war jedoch die hohe Ringmauer, die von vier rondellartigen Ecktürmen flankiert wird. Beim Hotelumbau wurden sie in Suiten umgewandelt. Die hofseitigen Schießscharten in den Türmen sind offenbar verkehrt eingesetzt. Die winzigen Schlüsselscharten werden ebenfalls lediglich als Dekoration gedacht gewesen sein. Wie die noch vorhandenen Balkenlöcher zeigen, zog sich ein zweigeschossiger hölzerner Wehrgang an der Innenseite der Außenmauer entlang. In der Mitte ihrer Südfront springt der Torbau vor. Über seinem Rundbogentor sind noch die Kettenrollen der einstigen Zugbrücke zu erkennen, ebenso die Führungslöcher des Torbalkens. Das inmitten des Mauergevierts freistehende, vierflügelige Wohngebäude weist an seinen Ecken im Obergeschoß schlanke Scharwachttürme mit Kegeldächern auf. Seine Außenmauern sind durch starke Pfeiler verstärkt. Das oberste Stockwerk hat keine Fenster, sondern lediglich Schießscharten und Lichtschlitze. Ältester Bauteil der Anlage ist wohl der quadratische Turm, in dem sich auch der Eingang befindet. Er trägt zwar eine barocke Zwiebelhaube, geht aber auf die ursprüngliche Turmhofanlage zurück. Der einstige romantische Innenhof war an drei Seiten mit Arkaden versehen, die später zum Teil vermauert wurden. Die Bögen stützen sich im Erdgeschoß auf Achteckpfeiler, während sie im ersten Stock auf eng gestellten schlanken Rundpfeilern mit toskanischen Kapitellen aufliegen. Beim Hotelumbau wurde der Hof mit einem Glasdach gedeckt und dient seither als Lobby und Rezeption. Die seinerzeitige Freitreppe führt nunmehr zu den Gästezimmern im Oberstock.

Lage: Steiermark/Murboden – ca. 2 km nördlich von Judenburg

Ort/Adresse: 8753 Fohnsdorf

Besichtigung: im Rahmen des Hotelbetriebes möglich

Homepage: www.gabelhofen.at


Weitere Literatur:


19.11.2004