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Johannstein


Der Zeitpunkt der Erbauung der Burg liegt ebenso im Dunkeln wie der Großteil ihrer Geschichte, da Johannstein im Mittelalter als Burg Sparbach bezeichnet und oft mit Schnepfenstein und später mit dem unweit befindlichen Schloss Neu-Sparbach gleichgesetzt wurde. Die Burg hatte keine geschichtliche Bedeutung. Auch dürfte ihr strategischer Wert eher bescheiden gewesen sein, obwohl sie zum Verteidigungsgürtel des Wienerwaldes gehörte. Sie war die längste Zeit ein landesfürstliches Lehen, wobei dessen Inhaber wohl keine sehr bedeutenden Adeligen waren. Immerhin wird 1136 im Stiftungsbrief des Klosters Heiligenkreuz ein Anshalmus de Sparwarspach als Zeuge genannt. Diese Urkunde ist allerdings erst ca. 1230, aber nach einer echten Vorlage, geschrieben worden. Gleichzeitig wird auch eine Adelhaidis de Sparewarspach erwähnt. 1160 scheint ein Prunrich de Sparwerspach auf. Mathilde von Schnepfenstein hatte um 1311 die benachbarte gleichnamige Burg verlassen und war in die etwas größere Burg Sparbach gezogen. 1402 gehörte die Burg Heinrich dem Starken von Sparbach. Herzog Albrecht V erteilte 1429 Johann Jöchlinger die Erlaubnis, auf dem Burgstall von Sparbach-Schnepfenstein eine neue Burg zu errichten. Sie war aber nicht die heutige Ruine, sondern wurde am Platz des Schlosses Neu-Sparbach errichtet. Graf Ulrich von Cilli kaufte in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts die Herrschaft. (Alt)-Sparbach wurde spätestens nach der Errichtung der neuen Burg verlassen und vermutlich 1529 durch die Türken endgültig zerstört. Im 16. Jh. gehörte es den protestantischen Familien Thonradl und Jörger. Wegen seiner führenden Beteiligung am Adelsaufstand gegen Kaiser Ferdinand II wurde dem Freiherrn Hans von Jörger sein gesamter Besitz konfisziert. Sparbach wurde 1627 an Jakob Khießl Graf zu Gottschee verkauft. Im damals angefertigten Urbar wird der Name Johannstein sowohl für die Ruine am Berg, als auch für das neue Schloss erstmals verwendet. Der mit St. Johannstein bezeichnete Vischer-Stich von 1672 ist nicht leicht mit der heutigen Ruine in Einklang zu bringen und dürfte sich vermutlich auf den Vorgängerbau des Schlosses Neu-Sparbach beziehen. Im 17. und 18. Jh. wechselten die Besitzer recht häufig. Zu ihnen zählte auch das Stift Heiligenkreuz, das von 1652 bis 1735 die Herrschaft besaß. Seit 1809 gehört die Ruine mit dem gesamten Sparbacher Tierpark der Familie Liechtenstein. In den Jahren 1995 bis 2000 erfolgte eine grundlegende Sicherung und Restaurierung des noch vorhandenen Mauerwerks.

Die vom umliegenden Wald fast völlig verdeckte Ruine Johannstein liegt auf einem Felsen in 450 m Höhe. Ihre Mauern gehen auf die Gotik und zum geringeren Teil auf die Romanik zurück. Bemerkenswert ist die Kleinräumigkeit der vieleckigen Anlage. Über eine Holzbrücke, die früher als Zugbrücke ausgebildet war, gelangt man über den 4,5 m breiten, aus dem Fels gehauenen Halsgraben zum spitzbogigen Eingangstor, dessen Hausteingewände noch gut erhalten sind. Hinter dem Tor liegt ein schmaler, nur für Fußgänger passierbarer, 12 m langer Zwinger. Dessen rechte Seite wird von der Außenmauer des Bergfrieds und des Burghofes begrenzt. Ein weiteres Tor führt vom Zwinger in den kleinen rechteckigen Burghof, der durch Gebäudeeinbauten weitgehend verbaut war. Er ist an drei Seiten von Gebäuden umschlossen: im Norden stand der Bergfried, im Westen ein quadratischer und im Süden ein dreieckiger Palas. Unverbaut blieb lediglich der Felsabsatz zwischen den beiden Wohngebäuden, der an das Rosengärtlein auf Aggstein erinnert. An der Ostseite liegt die winzige Burgkapelle (2,4 x 3,5 m). Sie war nur vom dreieckigen Palas aus zugänglich. Ihre Rundapsis sowie die beiden Spitzbogenfenster vom Ende des 15. Jh. machen sie als Sakralraum erkenntlich. In ihrem dritten Geschoß hat sich das einzige Gewölbe der Ruine erhalten. Der Bergfried steht auf einem drei Meter hohen Felssockel. Seine Mauern sind bis zu 2,4 m dick. Die Kanten sind sie mit einer Eckquaderung versehen. Seine Innenfläche (6 x 6 m) entspricht etwa der Fläche des Innenhofes. Der turmartige quadratische Palas weist über dem Keller drei weitere Geschosse auf. Er ist mit Sitzfenster und schönen Tür- bzw. Fenstergewänden ausgestattet. Kragsteine weisen auf einen Abtritterker hin. Der dreieckige Palas ist ebenfalls dreigeschossig. An ihm hat sich ein Erker vollständig erhalten. Die Anlage wurde aus örtlich gewonnenen Kalkbruchsteinen erbaut. Für die Kragsteine, Gewände und Stürze wurde ebenfalls Kalkstein, allerdings in einer besseren Qualität, verwendet.

Lage: Niederösterreich/Wienerwald – im Sparbacher Tierpark, ca. 8 km westlich von Mödling

Besichtigung: die Ruine ist während der Öffnungszeiten des Tierparks frei zugänglich (ca. 25 Min. Fußweg)


Weitere Literatur:


05.11.2004