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Landeck


Bald nach dem Tod des Grafen Ulrich von Ulten (1248) gelang es Meinhard II von Görz sich in den Besitz des Gebietes um Landeck zu setzen und Tirol weitgehend unter seine Herrschaft zu bringen. Er benötigte einen befestigten Ansitz für seine Verwaltung und das Gericht und ließ daher die Burg Landeck errichten. Ob er bereits auf einen Vorgängerbau zurückgreifen konnte, lässt sich nicht mehr feststellen. 1296 scheint die Burg erstmals urkundlich auf, als in einer Rechnung Schmiedearbeiten für den Torriegel angeführt wurden. Ihre Lage war strategisch gut gewählt. Sie beherrschte die unmittelbar unter ihr vorbei führende Straße über den Reschenpass nach Südtirol und ins Engadin. Auch die Straße über den Arlberg war leicht zu kontrollieren, ebenso die im weiten Umkreis einzige Innbrücke. Die Burg war nie Sitz eines Herrschers, sondern lediglich Gerichtssitz und Ort der Steuerbehörde für die Bezirke Stanzer Tal, Zams und Fließ. Im 13. und 14. Jahrhundert war die Burg meist Pflegern anvertraut. In den Jahren 1300 und 1339 sind größere Bautätigkeiten an der bisher eher bescheidenen Anlage nachweisbar. Kurz bevor Margarethe Maultasch 1363 die Grafschaft Tirol den Habsburgern abzutreten versprach, bestätigte sie dem Vogt Ulrich von Matsch den Besitz der Burg, in den er gekommen war, indem er die bayerisch gesinnten Pfleger und Richter vertrieben hatte. 1367 übergaben die Herzoge Albrecht III und Leopold III von Österreich die Burg Landeck an Ulrich den Liechtenegger unter der Bedingung, die Burg jederzeit für die Habsburger offen zu halten. Ein Jahr später fiel Landeck in die Hände der vordringenden Bayern, doch gelangte es mit dem Friedensvertrag von Schärding 1369 wieder an den Tiroler Landesfürsten.

Als 1406 die Appenzeller im westlichen Tirol einfielen, trug auch die Burg bedeutende Schäden davon, obwohl sie vermutlich den Angriffen widerstand. Die eingesetzten Pfleger wechselten vor allem im 15. Jahrhundert sehr häufig. Dieser ständige Wechsel wirkte sich auf den Bauzustand negativ aus. Erst Sigmund von Schrofenstein ließ 1538 umfangreiche Bauarbeiten vornehmen und die Zwingeranlage erneuern. Oswald von Schrofenstein erbaute die dem Hl. Stephan geweihte Burgkapelle und ließ sie ausschmücken. Von 1548 bis 1705 waren Burg und Gericht Landeck eine Pfandherrschaft der Familie Gienger. Die Errichtung der Vorburg (1576) geht auf Leonhard Gienger zurück. 1705 wurde die Pfandschaft von Kaiser Josef I eingelöst. Landeck wurde damit wieder landesfürstlich. 1769 verpachtete der Staat die Burg an die Gemeinde Landeck. Ein Brand im Jahr 1777 richtete große Schäden an, wobei auch das Gerichtsarchiv in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Instandsetzungsarbeiten gingen nur sehr zögernd vor sich und beschränkten sich auf das Nötigste. Vor 1780 wurde ein neues Gefängnis eingerichtet, doch zog das Landgericht 1797 aus der Burg in den Ansitz Gerburg um. Danach diente die Burg Landeck einige Jahre als Militärspital. 1801 erfolgte eine gründliche Renovierung, doch war auch die spätere Verwendung als Kaserne und Armenhaus der Bausubstanz nicht zuträglich. Kaiser Franz Joseph schenkte die Anlage 1852 den Gerichtsgemeinden, für die die Erhaltung der Burg aber eher eine Belastung war. 1942 erwarb die Stadtgemeinde Landeck den Bau. Seit 1973 dient er vor allem dem Heimatmuseum als Heimstätte und Ausstellungsort. Nachdem das Äußere der Burg bereits in den Jahren 1969 bis 1972 grundlegend restauriert wurde, erfolgte 2005 bis 2007 eine umfassende Innenrenovierung.

Die Burg liegt im Süden der Stadt, etwa 100 m über dem tief eingeschnittenen Inntal. Der Burgberg fällt nach Westen und Norden steil ab, doch sind die beiden anderen Seiten von der Natur aus kaum geschützt. Die weitläufige Anlage besteht im Wesentlichen aus der Hochburg mit dem quadratischen Bergfried, dem Palas und dem Zwinger sowie der relativ großen Vorburg. Burg Landeck war ein reiner Zweckbau und ist daher dementsprechend nüchtern gehalten. Die nicht immer glücklichen Um- und Zubauten haben ihr ursprüngliches Aussehen weitgehend verändert. Die Hochburg stammt aus dem letzten Drittel des 13. Jahrhunderts, wurde aber später mehrfach umgebaut. Der Bergfried hat eine Grundfläche von 8,7 x 9,2 m. Seine Kanten sind mit rohen Buckelquadern verstärkt. Der Turm war ursprünglich viergeschossig, weist aber heute sechs Geschosse auf. Die Mauerstärke reduziert sich von 2 m im Erdgeschoß, wo sich das Verlies befand, auf 1,3 m im obersten Stockwerk. Der Hocheinstieg liegt etwa 7 m über dem Boden. Als reiner Wehrturm wurde sein Inneres nur von wenigen Lichtschlitzen erhellt. Später brach man zusätzlich einige Fenster aus. 1303 wurde unterhalb des Mauerkranzes ein umlaufender hölzerner Wehrgang angebaut. Seine Balkenlöcher sind noch erkennbar. Die Dachform wurde im Laufe der Zeit mehrfach verändert. Ursprünglich wurde er wohl von einer mit Zinnen umgebenen Wehrplatte abgeschlossen. Sein heutiges Zeltdach wurde ihm erst 1949 aufgesetzt. Der Palas der ersten Burg war vom Bergfried durch einen Hof getrennt. Dieser wurde um 1520 überbaut, wodurch die prachtvolle spätgotische Eingangshalle entstand. Als ihr Baumeister wird Jörg Kölderer, der Hofmaler und Architekt Kaiser Maximilians I, vermutet. Die 18 m lange, über zwei Geschosse reichende Halle wird von einem, auf Wandpfeilern ruhenden, spätgotischen Netzgratgewölbe überspannt. Sie wird heute für Kammerkonzerte und Ausstellungen genutzt.

Die um 1500 entstandene Kapelle stand ursprünglich an die westliche Ringmauer gelehnt im Burghof, wurde aber bei der Errichtung der Eingangshalle in diese integriert. In dem kleinen zweijochigen Raum wurden 1970 zahlreiche Wand- und Deckenfresken aus der Zeit um 1520 freigelegt. So ist das feine Sterngratgewölbe in seinen Zwickeln mit Rankenwerk, das dreißig verschiedene Blumenarten zeigt, geschmückt. Der figurale Dekor zeigt u. a. in den Laibungen der Altarnische den Hl. Georg. Ein mit 1522 datiertes vielfiguriges Fresko an der Gewölbelünette der Westwand hat die Steinigung des Hl. Stephanus zum Thema. Die spitzbogigen Zwickel der Stichkappen sind mit gemalten Wappen – darunter das der Herren von Schrofenstein – verziert. Von der Einrichtung hat sich in der Kapelle, in der bereits seit dem 18. Jh. kein Gottesdienst mehr abgehalten wurde, nichts erhalten. In der zweiten Hälfte des 15. Jh. legte man an drei Seiten der Burg einen verhältnismäßig schmalen Zwinger an, der von einer Ringmauer mit einem vortretenden Rundturm umschlossen ist. Sie war bei ihrer Errichtung ca. 7 m hoch und mit Schießscharten und –fenstern versehen. Ihr Erbauer war der Innsbrucker Hofbaumeister Gregor Türing, der 1538 von Christoph Erich von Schrofenstein mit der Errichtung einer Zwingeranlage beauftragt wurde. Dieser wurde um 1576 unter der Familie Gienger ein weiterer breiter Zwinger im Süden und Osten vorgelagert. Er sollte den neuen Eingang zur Burghalle decken. In seiner Südostecke steht ein dreigeschossiger Rundturm mit sechsseitigem Pyramidendach. Der an der südlichen Vorburgmauer angebaute Wirtschaftshof wurde vermutlich ebenfalls 1576 erbaut. Er wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts für Wohnzwecke modern ausgebaut. Im Inneren der Burg sind noch einige Räume mit spätgotischen Holzdecken ausgestattet. Jene der Gerichtsstube wird durch reich geschnitzten Balken aus der ersten Hälfte des 16. Jh. gestaltet. Holzdecke und Wandvertäfelung im anschließenden Landeckerzimmer sind aus der gleichen Zeit, aber einfacher gehalten. Von der Einrichtung des Gerichtszimmers hat sich ein einziger Stuhl erhalten. Nach ihm wurde die gesamte Sitzgruppe des Raumes nachgebaut. Ein anderer Saal weist ein gotisches Netzrippengewölbe auf.

Lage: Tirol/Oberes Inntal – oberhalb der Stadt Landeck

Ort/Adresse: 6500 Landeck, Tirol

Besichtigung: Das Schlossmuseum ist vom 15. Mai bis 30. September täglich mit Ausnahme von Montag zwischen 10.00 und 17.00 geöffnet. Vom 1. bis 26. Oktober sind die Öffnungszeiten von 14.00 bis 17.00.

Homepage: www.schlosslandeck.at


Weitere Literatur:


03.11.2004