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Wilfersdorf


Um 1130 wird bezeugt, dass Chunigunt von Asparn in Wulvlinestorf Besitz erhalten hatte. Mit Herteg Franz von Wälfersdorf wird hier aber erst 1360 ein Adelssitz erwähnt. 1436 verkauften die Herren von Maissau die mittelalterliche Burg an die Familie Liechtenstein. Seit damals blieb Wilfersdorf ununterbrochen in ihrem Besitz und dient bis heute der Verwaltung der fürstlichen Güter im Weinviertel, zu denen auch die bekannte Hofkellerei gehört. Als drittältester Sohn Hartmanns II von Liechtenstein erhielt der 1580 in Eisgrub geborene Gundaker von Liechtenstein die Herrschaften Wilfersdorf, Mistelbach und Poysdorf, wobei er Wilfersdorf als Wohnsitz wählte. Da die Hauptlinie der Familie 1712 ausstarb, stammen sämtliche heute noch lebende Mitglieder der Familie Liechtenstein von ihm ab. Um 1600 ließ Gundaker die gotische Burg in ein vierflügeliges Wasserschloss umwandeln. 1713 beauftragte Fürst Anton Florian von Liechtenstein den Architekten Anton Ospel mit der Barockisierung des Schlosses. Eine Zeichnung von Johann Adam Delsenbach zeigt eine äußerst prunkvolle Anlage mit einem querovalen Vorhof. Als der Fürst 1721 starb, wurden jedoch die Ausbauarbeiten eingestellt. Wilfersdorf diente bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts einer Nebenlinie des Hauses Liechtenstein als Wohnsitz. Danach wurde es nur mehr als Verwaltungsgebäude des angeschlossenen Gutsbetriebes genutzt. Fürst Alois von Liechtenstein ließ um 1802 den Nord-, Süd- und Ostflügel wegen Baufälligkeit abtragen, so dass heute nur mehr der Westflügel und die Nebentrakte erhalten sind. 1809 wurde das Gebäude von den Franzosen verwüstet. 1866 war in ihm ein preußisches Feldlazarett untergebracht. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges erlitt das Schloss schwere Schäden, die aber in den folgenden Jahren behoben wurden. 2001/02 wurden die bestehenden Bauten mustergültig restauriert und revitalisiert. Das Hauptgebäude dient nunmehr als regionales Kultur- und Ausstellungszentrum. Der multifunktionale Festsaal im Erdgeschoß ermöglicht die Abhaltung von Seminaren, Präsentationen und kleinen Kongressen. Im Obergeschoß wird eine umfangreiche Dokumentation über die Geschichte des Hauses Liechtenstein gezeigt. Im Souterrain ist ein gemütlicher Schlosskeller untergebracht. Das örtliche Heimatmuseum hat in einem der Nebengebäude Platz gefunden.

Das in Schönbrunnergelb gehaltene Schloss liegt im Südteil des Ortes unweit der Durchzugsstraße. Durch einen kleinen Park gelangt man über eine Brücke, die den ehemaligen Wassergraben überquert, zum Hauptgebäude. Dieses ist zwar nur mehr ein Torso der einstigen Anlage, die auf dem Vischer-Stich von 1672 zu sehen ist, wirkt aber immer noch recht stattlich. Spuren der Bastionen, von denen das Schloss im 17. Jahrhundert umgeben war, findet man noch im Park. Der neunachsige Haupttrakt weist zwei Geschosse über dem Souterrain auf. Er ist ein einheitlicher Bau des 17. Jh. Die Fassadengliederung wurde im 18. Jh. erneuert und später nochmals verändert. Eine von Sphingen flankierte und von einer Balustrade begrenzte zweiarmige Auffahrt führt zum Portal im dreiachsigen, etwas vorgezogenen Mittelrisalit. Dieser wird durch einen Dreiecksgiebel betont, der vom Liechtenstein-Wappen gekrönt ist. Rechts und links davon wachen die Steinfiguren des Fortitudo und der Fama. Darunter befindet sich eine Uhr. Dem rechteckigen Portal sind zwei Doppelpfeiler vorgestellt, die im Obergeschoß einen Balkon mit einem schön gearbeiteten Schmiedeeisengitter tragen. Über dem Eingang sind eine Bauinschrift und zwei Wappen angebracht. Das Gitter der Oberlichte stammt aus dem 18. Jh. Die Eingangshalle ist tonnengewölbt. Im 18. Jahrhundert wurde ihr Gewölbescheitel um einen ovalen Stuckspiegel bereichert. Die Rückseite des Schlosses ist betont einfach gehalten. Sie wird nur durch die zahlreichen Fenster gegliedert. Bemerkenswert gut erhalten und gepflegt sind die ehemaligen Wagenremisen und Stallungen vor dem Schloss, die mit diesem einen Ehrenhof bilden. Nach Westen zu wird dieser durch Torpfeiler, die klassizistische Vasen tragen, begrenzt.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 6 km östlich von Mistelbach

Ort/Adresse: 2193 Wilfersdorf, Bez. Mistelbach

Besichtigung: Die Liechtenstein-Dokumentation kann vom 1. April bis 1. November täglich außer Montag von 10.00 bis 16.00 besichtigt werden. Im Winter ist dies nur nach Voranmeldung möglich.

Homepage: www.liechtenstein-schloss-wilfersdorf.at


Weitere Literatur:


17.10.2004