ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Palais Corbelli-Schoeller


Im 14. Jahrhundert befand sich hier ein Haus der Herren von Pettau. Um 1600 waren die Grafen von Kuefstein im Besitz des Grundstückes. Ihnen folgten die Freiherren von Kielmansegg und dann 1656 ein Graf Herberstein. 1696 wurde das hier stehende Gebäude vom Grafen Johann Andreas Corbelli und seiner Gattin, einer geborenen Gräfin Thurn-Valsassina erworben. Corbelli war Generalfeldmarschallleutnant und oberster Chef eines kaiserlichen Kürassierregimentes sowie Kämmerer Kaiser Leopolds I. Er gab umgehend den Auftrag zur Errichtung eines barocken Palais, das um 1704 fertiggestellt war. Es gibt keine schriftlichen Aufzeichnungen über den Architekten, doch wird es aus stilistischen Gründen Johann Lukas von Hildebrandt zugeschrieben. Corbellis Witwe verkaufte es bereits 1709 an Fernando Carl Graf Caraffa di Stigliano. Die ältesten Abbildungen des Gebäudes stammen von Fischer von Erlach (1715) und Salomon Kleiner (1725). Das Palais wechselte in den 200 Jahren bis zu seiner Erwerbung durch Paul Ritter von Schoeller im Jahr 1905 nicht weniger als 12 mal den Besitzer. Von 1813 bis 1818 wohnte in ihm Erzherzog Johann. Drei Jahre später wurde hier ein ägyptisches Museum eingerichtet, das 1844 ins Belvedere verlegt wurde. Das Palais hat im Laufe seiner Geschichte zahlreiche Veränderungen erfahren, so 1772 durch Franz Graf von Sinzendorf, der größere Umbauten vornehmen ließ. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der hintere Hoftrakt aufgestockt. 1861 wurden die Verbindungsgänge des ersten Obergeschosses im Hof mit dem Wintergarten errichtet. Paul Ritter von Schoeller ließ es an seiner rechten Seite durch einen heute wieder zerstörten mehrachsigen Anbau vergrößern und sein Inneres mit erlesenen Kunstschätzen vollkommen neu ausstatten. Er starb unverheiratet und das Palais gelangte an die Familie Neufeldt-Schoeller, die es noch heute besitzt.

Das Palais schließt östlich an das Palais Questenberg an. Es weist einen annähernd quadratischen Grundriss auf und umschließt einen querrechteckigen Innenhof. Die neunachsige Fassade in der Johannesgasse besteht aus einem flach vortretenden fünfachsigen Mittelrisalit und zwei zweiachsigen Seitenteilen. Keller und Parterre sind zu einem gebänderten Sockelgeschoß optisch zusammengefasst. Darüber liegen zwei Hauptgeschosse. Der Mittelrisalit wird von einer Attikabalustrade abgeschlossen, die jener des benachbarten Palais Questenberg angeglichen ist. Die drei Fassadenteile werden in den beiden Obergeschossen durch flache Pilaster gegliedert. Ihnen entsprechen im Sockelgeschoß genutete Wandpfeiler. Die waagrechte Gliederung erfolgt durch durchlaufende Gesimse zwischen Erdgeschoß und erstem Stock sowie durch das Abschlussgebälk. Die heute nicht mehr vorhandene Ornamentik aus Trophäenbündeln am Fries des Gebälks bezog sich auf den militärischen Beruf des Bauherrn. Der Portalbau springt leicht aus dem Sockelgeschoß vor. Er wird aus zwei übereck gestellten Säulen gebildet, die über dem Portalgebälk einen segmentbogigen Balkon tragen, der mit Akanthus verzierten Balustern bestückt ist. Die Fensterverdachungen im ersten Stock des Mittelrisalites bestehen aus Segmentgiebeln, die von Volutenkonsolen getragen werden, während die der beiden Seitenflügel aus geraden Gebälkstücken gebildet sind. Eine tiefe tonnengewölbte Einfahrt führt in das querrechteckige Vestibül, das sich in breiten Bogenstellungen zum Hof öffnet. Anstatt von Seitenwänden unterteilen auf je zwei Säulen ruhende Bogenstellungen den großzügigen Einfahrtsbereich. Durch den rechten Bogen gelangt man zum repräsentativen Stiegenhaus, dessen von ionischen Säulen getragene Läufe um einen schmalen rechteckigen Kern führen. Die Ausstattung der Räume der Obergeschosse ist in den verschiedenen Stilen des Historismus gehalten. Sie stammt zum Großteil vom Beginn des 20. Jahrhunderts.

Ort/Adresse: 1010 Wien, Johannesgasse 7

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


13.10.2004