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Palais Erdödy-Fürstenberg


Das Grundstück, auf dem sich das Palais Erdödy-Fürstenberg befindet, gehörte im 13. und 14. Jh. dem Nonnenkloster „Maria Porta Coeli“, von dem sich der Name Himmelpfortgasse ableitet. Im 15. und 16. Jh. werden mehrere bürgerliche Eigentümer erwähnt. 1587 erwarb der kaiserliche Rat und Hofkriegszahlmeister Egidi Gattermeier, der Ahnherr der Grafen von Gatterburg, das Gebäude. Seine Erben verkauften es 1625 an Paul Freiherrn von Rákóczy von Felsö-Dobaz, dem Obergespan von Saros und Tornaver. Fürst Ferenc Rákóczy II, der in den Jahren 1703 bis 1711 in Ungarn mehrere Aufstände entfachte und gegen Habsburg kämpfte, wohnte in den 90er-Jahren des 17. Jh. mehrmals im Palais, das damals seiner Schwester Juliane und seinem Schwager, dem Feldmarschall-Leutnant Ferdinand Gobert Graf Aspremont-Reckheim gehörte. Anfangs des 18. Jh. übertrug Elisabeth, die Tochter von Laszlo Rákóczy, das Gebäude ihrem Gatten Georg Graf Erdödy, der oberster Landrichter des Königreiches Ungarn war. Dessen Neffe, Georg Graf Erdödy von Monyokerek ist der der Bauherr des heutigen Palais, das in den Jahren zwischen 1720 und 1724 errichtet wurde. Der Planverfasser ist unbekannt, doch dürfte es sich um denselben Architekten handeln, der auch das Palais Neupauer-Breuner in der Singerstraße geplant hat. Während sich bei der Fassade Anklänge an Johann Lukas von Hildebrandt erkennen lassen, ergeben sich beim Portal Parallelen zu Johann Bernhard Fischer von Erlach. 1773 verkaufte Graf Christoph Erdödy das Palais an Joachim Egon Landgraf zu Fürstenberg, dessen Familie es bis zum Zweiten Weltkrieg besaß. 1806 wohnte Ludwig von Beethoven einige Monate lang im Palais. Er widmete der Hausherrin mehrere Musikstücke. Unter Egon Landgraf zu Fürstenberg wurden die Innenräume 1825 im Stil der Zeit neu ausgestattet. 1850 wurde das Gebäude in den Familien-Fideikommiß eingebracht. Das Palais blieb bis 1987 im Besitz der Familie Fürstenberg, als es an den jetzigen Eigentümer, Herrn Peter Bauer, verkauft wurde.

Das fünfgeschossige Palais (zwei Halbgeschosse, drei Hauptgeschosse) ist mit sieben Fensterachsen relativ schmal. Es hat, was den Gesamteindruck der Fassade betrifft, den Charakter eines barocken Bürgerhauses, während die Portalgestaltung der eines adeligen Palais voll entspricht. Die hübsch gestaltete Barockfassade ist in einen flachen, dreiachsigen Mittelrisalit und zwei zweiachsige Flügel gegliedert. Blickfang ist das reich ornamentierte Portal mit dem darüber befindlichen Balkon. Er wird von zwei ausdruckstarken Hermen getragen und ist mit einer durchbrochenen Steinbalustrade versehen. Über dem Mittelfenster ist das von einem Topfhelm gekrönte Fürstenbergwappen angebracht. Die Durchgangshalle zum Hof ist von flachen Kreuzgewölben überdeckt. Daran schließt das Vestibül an, das zur räumlich beengten, dreiläufigen Treppe an der rechten Hofwand führt. Die Räume der Beletage sind mit Stuckverzierungen versehen.

Ort/Adresse: 1010 Wien, Himmelpfortgasse 13

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


25.08.2002