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Siegendorf


Das Kastell von Siegendorf stammt vermutlich aus dem 13. Jahrhundert. Es wird 1366 als Kurie erstmals erwähnt. Wie Ausgrabungen zeigten, war es ursprünglich eine Wasserburg. Der Burggraben wurde von einem heute noch bestehenden, aber kanalisierten Rinnsal gespeist. Zu den bekanntesten Familien, die Siegendorf oder Peresnje, wie es bis 1456 genannt wurde, im Mittelalter besessen hatten, zählten die Veszekény/Cziráky. Ihnen gehörte die Herrschaft von 1291 bis 1456. Bei einer Teilung unter Familienmitgliedern werden 1366 eine Kirche und das Recht, Weingärten anzulegen, genannt. 1456 war Siegendorf im Besitz des Ulrich von Grafeneck. Dieser war eine der schillerndsten Gestalten des ausgehenden Mittelalters. Er war Obergespan von Ödenburg und einer der bekanntesten Söldnerführer seiner Zeit. Stets auf seinen Vorteil bedacht, wechselte er in den Auseinandersetzungen zwischen Kaiser Friedrich III und Matthias Corvinus mehrmals die Fronten. Als Söldnerführer musste Ulrich von Grafeneck seine Truppen vorerst selbst ausrüsten und bezahlen. Da weder der Kaiser noch Corvinus das Geld hatte, um ihn zu entschädigen, erhielt er meist Steuereinnahmen verpfändet oder Herrschaften übertragen. Der Kaiser räumte ihm sogar das Münzrecht ein. Als er sich aber endgültig auf die Seite des Ungarnkönigs schlug, musste er seine österreichischen Besitzungen abgeben und sich in das damalige Westungarn zurückziehen. Ulrich von Grafeneck vereinigte Siegendorf mit seiner Herrschaft Landsee. Beide Besitzungen kamen im 16. Jh. vorübergehend in den Besitz des Erzbischofs von Gran, Nikolaus Olah. Ab 1548 war der Stadthauptmann von Sopron, Hans von Weißpriach, Herr von Siegendorf bis er es 1550 seinem Verwandten, dem Rittmeister Erasmus Teufel, verkaufte. 1612 kamen die beiden Herrschaften an die Familie Esterházy, bei der Siegendorf bis 1860 verblieb. 1973 erwarb die Gemeinde den bereits stark desolaten Bau und begann 1975 mit Restaurierungsarbeiten. Zur Zeit der Siegendorfer Zuckerfabrik war im Kastell das Österreichische Zuckermuseum untergebracht. In den letzten Jahren wurde es mit dem danebenliegenden Rathaus baulich vereinigt.

Das kleine Kastell hat einen hakenförmigen Grundriss. Nach außen treten zwei mit Kegeldächern versehene Rundtürme bastionsartig vor. Durch Aufschüttungen bedingt ist die Burg an der Vorderseite ebenerdig, an der Rückseite aber zweigeschossig. In der rechten Hofecke wurde später ein Zubau errichtet, der den einstigen Haupteingang verdeckt. Dieser ist über etwa zwei Dutzend Stufen zu erreichen. Beiderseits der Türe sind Öffnungen angebracht, die vermutlich als Schießscharten dienten. Die Fassaden sind völlig schmucklos gehalten. Vor den Fenstern hängen schmiedeeiserne Fensterkörbe. Das Gebäude ist heute außen durch die benachbarten Häuser und das Rathaus ziemlich verbaut. Das Innere ist völlig modernisiert.

Lage: Burgenland/Nordburgenland – ca. 8 km südlich von Eisenstadt

Ort/Adresse: 7011 Siegendorf im Burgenland

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


09.10.2004