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Liebenfels (Hochliebenfels)


Urkundlich tritt die Burg 1312 als hous Liewenvelse erstmals in Erscheinung. 1333 werden die Herren von Liebenberg als Besitzer des herzoglichen Lehens genannt. Nachdem Peter von Liebenberg 1428 als letzter männlicher Vertreter seiner Familie verstorben war, verkaufte seine Tochter Anna die Herrschaft ihrem Onkel, Ulrich dem Schenken von Osterwitz. 1430 belehnte Herzog Friedrich von Österreich die Brüder Jobst und Lienhard von Osterwitz mit Liebenfels. 1484 quartierte sich ein kaiserlicher Feldhauptmann mit seinen Söldnern in der Burg ein, wo sie wie im Feindesland hausten. Die Kärntner Landstände erreichten bei Kaiser Friedrich III, dass die kaiserlichen Truppen ihr Quartier in die Steiermark verlegen mussten. Als im gleichen Jahr der Salzburger Erzbischof im Kampf gegen Kaiser Friedrich III die Ungarn zu Hilfe rief, drangen diese ins Glantal vor. Da sie in der Burg keine Besatzung vorfanden, konnten sie diese kampflos in Besitz nehmen. Der damalige bürgerliche Pfandinhaber Gleismüller aus St. Veit hatte es verabsäumt, die sehr wehrhafte Anlage mit einer Wachmannschaft zu versehen. Die Ungarn bauten Liebenfels zu einem wichtigen Stützpunkt aus, wobei sie die Bevölkerung zu ausgedehnten Robotleistungen heranzogen. Auf sie gehen die Anlage von zwei Bastionen, das heutige Tor und der Zubau zwischen diesem und dem unteren Turm zurück. Unter ihren Hauptleuten Hans Haugwitz von Biskupitz und Sigmund Schwusky plünderten sie bis 1490 von hier aus das umliegende Land. Nach ihrem Abzug kam die bereits stark devastierte Burg zuerst an Bartholomäus von Perneck und dann an Hans Ungnad, Freiherr von Sonnegg, dem damaligen steirischen Landeshauptmann.

1536 kaufte sie Lienhard Lochner. Die Lochner waren anfangs kaiserliche Söldnerführer und bekleideten später verschiedene Ämter in Kärnten. Einer von ihnen war auch Pfleger auf der Hollenburg. 1569 begann ein langwieriger Erbschaftsstreit zwischen den Familien Lochner, Ungnad, Zettritz und Attems, der 1582 mit der Belehnung des Ludwig von Attems, der Ursula Lochner geheiratet hatte, endete. 1596 kaufte sein Schwiegersohn Georg von Wildenstein die Anlage. Sie blieb bis 1664 im Besitz seiner Nachkommen. Der Pfleger Christoph Andreas von Kulmer, dem auch das benachbarte Hohenstein gehörte, stiftete für die Burgkapelle einen prächtigen Altar, der sich jetzt im Klagenfurter Landesmuseum befindet. Ferdinand von Kulmer hielt von 1618 bis 1631 vorübergehend Liebenfels als Pfandbesitz, gab es aber dann den Wildensteinern wieder zurück. 1664 verkauften diese die Herrschaft an Johann Friedrich Freiherrn von Seenuß. Der endgültige Verfall der Burg dürfte erst ab dem Ende des 17. Jahrhunderts eingetreten sein, da Johann Weichard Valvasor 1681 die Hochburg zwar schon im Verfall begriffen zeichnete, während die jüngeren Bauten gedeckt und anscheinend bewohnt waren. Auch die Kapelle stand noch 1666 in Verwendung. Seit dem Erwerb der Herrschaft durch Johann Peter Graf Goess im Jahr 1696 befindet sich die Ruine im Besitz der Familie Goess. Sie ist gesichert und bestens saniert. Während der Sommermonate wird der riesige Hof für kulturelle Veranstaltungen genutzt.

Liebenfels gehört zu den beeindruckendsten Burgruinen Kärntens. Es liegt auf einem nach Osten steil abfallenden felsigen Hügel über der Gemeinde Pulst. Es ist eine Doppelburg mit zwei gut erhaltenen Bergfrieden, die beide aus spätromanischer Zeit stammen. Vermutlich wurden sie noch im 13. Jh. errichtet. Die ruinösen Wohnbauten erstrecken sich nördlich des am höchsten Punkt des Hügels errichteten Ostbergfrieds. Sie gehören bereits einer gotischen Bauperiode an. Auch die stark zerstörte Doppelkapelle über dem Osthang stammt aus jener Zeit. Sie war dem Hl. Nikolaus geweiht und wurde 1419 erstmals urkundlich erwähnt. Der Palas wurde wohl im 15. Jahrhundert errichtet und im 16. Jh. im Renaissancestil erweitert. Er hatte schöne Bogenfenster, doch sind diese heute weitgehend zerstört. Unterhalb eines auf vier Kragsteinen ruhenden Gusserkers erkennt man über einem spätgotischen Fenster die Reste zweier Fresken aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Sie stellen die Wappen Kärntens und der Familie Lochner dar. An einigen Fenstern und Türen haben sich spätgotische Steingewände erhalten. Die zinnengekrönte spätgotische Wehrmauer, die den gesamten Komplex in Dreiecksform umschließt, ist an der Nordseite an einigen Stellen bereits eingestürzt. Die fast geradlinig verlaufende Südmauer ist 93 m, die Nordmauer sogar 95 m lang. Im Osten schließt der Mauerzug nach 22 m an die steilen Felsen an. Die Südostecke der Mauer ist durch einen kleinen quadratischen Turm verstärkt. Das spitzbogige Tor in der Südmauer wurde erst von den Ungarn ausgebrochen. Zuvor befand sich der Zugang an der Nordseite im Bereich der Hochburg, wo noch ein kleiner Torbau vorhanden ist. Der die Westecke der Anlage schützende viergeschossige Bergfried hat einen quadratischen Grundriss von zehn Meter Seitenlänge und eine Mauerstärke von maximal 2,4 m. Der sechsgeschossige Ostbergfried ist mit seiner 9 x 9 m messenden Grundfläche und seinen 2,3 m dicken Mauern nur wenig schwächer. Bemerkenswert sind die trichterförmigen Nischen hoch oben an seiner Südwand. Von hier aus konnten Signale an die benachbarten Burgen gegeben werden. In der nördlichen Außenmauer des ältesten Wohntraktes befinden sich fünf weitere Signalfenster.

Lage: Kärnten/Bezirk St. Veit – ca. 8 km südwestlich der Bezirksstadt

Ort/Adresse: 9556 Liebenfels

Besichtigung: möglich


Weitere Literatur:


07.10.2004