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Fuschl


Das kleine spätgotische Jagdschloss der Salzburger Bischöfe wurde gegen 1450 erbaut. Es hatte keine militärische Funktion und war nur für kurzfristige Besuche eingerichtet. Um 1500 erhielt der Amann des Tanner-Amtes den Kuchler Zehent mit der Auflage, dem Erzbischof bei seinen Aufenthalten im Schloss „das Bettgewand zu leihen“. Zwischen 1553 und 1557 musste das Gebäude bereits umfassend saniert werden. Auch im 17. Jahrhundert kam es immer wieder zu Verbesserungen und Erneuerungen. Es wurde aber nur bewohnt, wenn der Erzbischof und sein Hofstaat hier zum Jagen und Fischen weilten. 1624 wird eine Prunkjagd unter Fürsterzbischof Paris Graf Lodron erwähnt, bei der zahlreiche Hirsche in den See getrieben, dort mit Booten verfolgt und gejagt wurden. 1694 beschädigte ein Blitzschlag das Dach des Schlosses. Erst 1704 wurde es dem Hofjäger erlaubt, in das zweite Geschoß einzuziehen. Nach der Auflösung des geistlichen Fürstentums Salzburg und dessen Anschluss an Österreich kam Fuschl in den Besitz des österreichischen Kaiserhauses. Eine Versteigerung brachte 1833 kein Ergebnis, so dass das Gebäude vorerst verpachtet wurde. Der bereits stark vernachlässigte Bau wechselte im 19. und 20. Jh. mehrfach den Besitzer. 1864 kaufte ihn Michael Fink, dem 1894 Alfred von Erl folgte. In dieser Zeit wurde vor allem das Innere im historistischen Stil verändert. 1929 erwarb Gustav Edler von Remiz das Schloss, das jedoch zehn Jahre später von der Gestapo beschlagnahmt, dem Reichsgau Salzburg übergeben und an den Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop verpachtet wurde. Herr von Remiz wurde verhaftet und deportiert. 1945 richtete die amerikanische Militärregierung im Schloss ein Soldatenheim ein bis es 1947 den Erben des rechtmäßigen Besitzers zurückgegeben wurde. Die in den Wirren der unmittelbaren Nachkriegszeit verschwundene Gemäldegalerie blieb aber verschollen. Seit 1954 wird Fuschl als Schlosshotel geführt. Zu den Eigentümern der zweiten Hälfte des 20. Jh. zählten ab 1958 der als Salzbaron bekannt gewordene Konsul Carl Adolf Vogel und dessen Gattin, die Schauspielerin Winnie Markus. Damals war das als Kulisse mehrerer Filme bekannt gewordene Schloss vor allem während der Salzburger Festspiele ein Anziehungspunkt für die High Society Europas. 1977 erwarb die Max Grundig Stiftung in Nürnberg den Gesamtbesitz, zu dem auch der Jagdhof oberhalb des Schlosses gehört. Seit 2001 wird das Luxushotel von der Arabella-Sheraton Gruppe geführt.

Schloss Fuschl liegt am Südwestufer des Fuschlsees auf einem 20 m hohen, in den See vorspringenden Geländesporn. Der auf einem fast quadratischen Grundriss von 8,5 x 8 m errichtete viergeschossige Bau gehört zum Typ, der in Salzburg häufig anzutreffenden Turmburgen. Das Schloss ist äußerlich weitgehend schmucklos. Lediglich im zweiten Obergeschoß ist an drei Seiten mit Ausnahme der Nordfront je ein flacher, auf mehrfach abgestuften Konsolen ruhender Rechteckerker angebracht. Er wurde 1864 erneuert. An Stelle des ursprünglichen Einganges befindet sich heute ein nachempfundenes Konglomerat-Portal mit seitlichen Pilastern. Das darüber angebrachte Allianzwappen konnte bisher nicht zugeordnet werden, steht aber mit Fuschl in keinem Zusammenhang. Möglicherweise wurde es von der Besitzerfamilie Fink-Erl in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Schloss Rif hierher gebracht. Der dem Hotelbetrieb dienende Anbau ist ebenso wie die Seeterrassen erst im 20. Jh. entstanden. Das Kellergeschoß zeigt noch die schweren Gewölbe des 16. Jahrhunderts, während die in gotisierenden Formen gehaltene Erdgeschoßhalle mit ihren gedrehten Rotmarmorsäulen vom Umbau 1864/65 stammt. Im ersten Obergeschoß sind noch eine Holzbalkendecke sowie zwei Stuckdecken aus der Zeit um 1600 zu sehen. Mit Ausnahme einiger Gemälde hat sich von der Ausstattung des Inneren sonst nichts aus der Zeit der Erzbischöfe erhalten. Die zahlreichen Kunstgegenstände stammen von Zukäufen der späteren Eigentümer.

Lage: Salzburg/Flachgau – ca. 20 km östlich der Stadt Salzburg

Ort/Adresse: 5330 Fuschl am See

Besichtigung: von außen möglich, der Zugang zum Inneren ist nur Hotelgästen gestattet


Weitere Literatur:


28.09.2004