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Poysbrunn


Das bereits im 12. Jahrhundert mehrfach genannte Puchesbrunn dürfte nach neueren Forschungen nicht mit Poysbrunn gleichzusetzen sein, so dass als erster schriftlicher Hinweis ein Urbar des Stiftes Klosterneuburg aus dem Jahr 1303 anzunehmen ist. 1347 erwarben die Brüder Andre und Kraft Hauser dessen hier befindliche Güter. Im Tausch dafür erhielten sie von Herzog Albrecht III einen Hof als Lehen. 1405 wurde Georg von Tirna durch den Landesfürsten mit der Feste Poysbrunn belehnt. Ab 1423 hatte Sigmund Fritzesdorfer dieses Lehen inne. In den Kämpfen mit König Matthias Corvinus wurde die Burg von diesem zerstört. Kaiser Maximilian I übergab das Lehen 1492 dem Veit Fünfkircher mit dem Auftrag, die Burg wieder aufzubauen. Über die Höhenberger und die Freiherren von Jörger (1572) kam Poysbrunn 1575 an den Freiherrn Hans von Trautson. Er ließ das heutige Renaissanceschloss errichten. Es gelang ihm auch von der Hofkammer die Herrschaft Falkenstein zu erwerben. 1598 wurden die Trautsons in den Grafenstand erhoben. 1645 wurde Poysbrunn durch die Schweden und 1683 durch die Türken verwüstet. Im 18. Jh. erhielt das Schloss weitgehend sein jetziges Aussehen. Die Trautsons behielten die Herrschaft bis 1782, als sie nach dem Tod von Johann Wilhelm Graf Trautson an dessen Schwiegersohn Karl Josef Anton Fürst Auersperg gelangte. 1799 verkaufte dessen Sohn die beiden Güter an den Freiherrn Johann Baptist von Bartenstein. Der k. k. Kämmerer und Gesandte Freiherr Max Josef Vrints-Berberich von Treuenfeld heiratete 1850 Eugenia Freiin von Bartenstein und gelangte so in den Besitz der beiden Herrschaften. Er wurde 1860 in den Grafenstand erhoben. Im Zweiten Weltkrieg waren im Schloss zuerst deutsche und dann russische Soldaten einquartiert. Dabei ging die wertvolle Gemäldegalerie verloren. 1945 wurde vor allem das Innere verwüstet, so dass das Schloss für Jahrzehnte unbewohnt blieb. Die Eigentümer zogen sich in das ehemalige Verwalterhaus zurück. Maria Gräfin Vrints war das letzte Mitglied ihrer Familie. Sie setzte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts den von ihr adoptierten jungen Grafen Georg Thurn-Valsassina als Erben ein. Er und seine Nachkommen nennen sich nun Thurn-Vrints. Das Schloss wurde aber bereits in den 70er-Jahren an Dr. Alphons Koller-Vaart verkauft, der es wiederherstellen ließ.

Das Schloss liegt in etwas erhöhter Lage am südwestlichen Ortsrand. Das dreigeschossige Gebäude ist von einem umfriedeten Park umgeben. Es ist ein vierflügeliger Bau, dem im Osten nachträglich ein weiterer Flügel angesetzt wurde, um ihn mit der bis dahin freistehenden Kapelle zu verbinden. Die Straßenfront weist 7 bis 8 Fensterachsen auf. Ältester Teil des Schlosses ist der Südtrakt. Er geht im Kern noch auf das 14. Jahrhundert zurück, wurde aber Ende des 16. sowie im 17. Jh. verändert und im 18. Jh. aufgestockt. Durch seine 2,2 m starken Mauern weist er auf seine frühe Entstehungszeit hin. Von seinem Obergeschoß führt eine Brücke über den ehemaligen Wehrgraben, von dem nur noch hier Reste vorhanden sind, in den Park. Im Nordteil des rechteckigen Innenhofes steht ein quadratischer Treppenturm. Er wurde im 19. Jh. um ein einspringendes Uhrengeschoß erhöht. Über seinem Pyramidendach trägt er ein kleines Aufsatztürmchen mit Zwiebelhelm. Der Hof zeigt im Norden und Osten Erdgeschoßarkaden sowie im Westen und Süden profilierte Steingewändefenster. Die Hauptfront liegt im Osten. Hinter der doppelarmigen, von einer Steinbrüstung begrenzten Auffahrt liegt das rundbogige Portal. Über seinem geraden Architrav ist ein gesprengter Dreiecksgiebel mit dem Wappen der Trautson angebracht. Die darüber liegenden Fenster sind mit Segmentbogenverdachungen versehen. An die Südmauer der gotischen Schlosskapelle ist ein schmaler Kirchturm angebaut. Die Kapelle ist ein einfacher Saalbau mit einem dreiseitigen Chorschluss. Sie wurde vermutlich im 14. Jh. errichtet, aber im 17. Jh. umgebaut. Spitzbogenfenster beleuchten den zweijochigen Raum mit seinem Stuckrippengewölbe. Von der barocken Ausstattung haben sich nur Reste erhalten, so der säulengerahmte Hochaltar. Der Verbindungsflügel zum Hauptbau ist diesem, was die Fenstergestaltung und Firsthöhe betrifft, angepasst. Er ist über ein Rundbogenportal zu betreten. Zum Schloss gehörten noch ausgedehnte Wirtschaftsgebäude, die sich nach Osten hin erstrecken.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 6 km nördlich von Poysdorf

Ort/Adresse: 2161 Poysbrunn

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


21.09.2004