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Hohenbregenz (Gebhardsberg)


Als die alte Bregenzer Stadtburg 1079 gemeinsam mit der Stadt zerstört worden war, ließen die Udalrichinger, die Grafen von Bregenz, beides wieder aufbauen. Als zusätzliche Sicherung ließen sie aber über der Stadt Hohenbregenz errichten. Graf Ulrich X, der Gründer des Benediktinerklosters Mehrerau, war der hervorragendste Vertreter seiner in Bregenz residierenden Familie. Mit seinem Sohn Rudolf starb diese 1153 aus. Über seine Tochter Elisabeth gelangte die Herrschaft an Hugo von Tübingen, doch musste dieser seine Rechte erst gegen seinen Schwager Rudolf von Pfullendorf und die Herzöge Welf VI und Welf VII durchsetzen. Letztere setzten ihn sogar eine zeitlang auf der Feste Neuburg gefangen. 1209 wird Hohenbregenz erstmals urkundlich erwähnt. Jene Burg, deren Reste man heute am Gebhardsberg erblickt, wurde allerdings erst in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts durch Graf Hugo II von Montfort erbaut. Er dürfte aber die Grundmauern der Udalrichinger-Feste mitbenutzt haben. 1379 wird die Burg geteilt Graf Konrad von Montfort erhielt das obere Haus, wo sich heute die Kirche befindet und der Minnesänger Hugo von Montfort das untere, an dessen Stelle das Restaurant steht. Elisabeth von Montfort verkaufte ihre Hälfte an der Grafschaft Bregenz 1451 an Herzog Sigismund von Tirol, während ihr Verwandter, Hugo XVII, seine Hälfte erst 1523 an die Habsburger abgab. Die Herrschaft wurde nun von österreichischen Vögten verwaltet, die dem Tiroler Landesfürsten unterstanden. Maximilian III der Deutschmeister war bestrebt, seine Westgrenze militärisch zu sichern. Daher wurden um 1608 größere Umbauten vorgenommen, die vor allem der Verteidigungsbereitschaft dienten. So wurde das hintere Tor, das vom Kanzelfelsen leicht unter Beschuss genommen werden konnte, an die Südwestecke der Burg verlegt und mit einer Zugbrücke versehen. Außerdem wurde hinter dem Brunnenturm vom Innsbrucker Hofbaumeister Bartolomeo Lucchese eine Bastei angelegt. Ein neuerlicher Ausbau erfolgte bereits in den Jahren 1612 bis 1614. Hohenbregenz war nun zu einer modernen Festung geworden. Dennoch konnten sie schwedische Truppen unter General Wrangel 1647 kampflos einnehmen. Beim Rückzug der Schweden wurde sie mit fünf Minen gesprengt. Erzherzog Ferdinand Karl verkaufte die Ruine mit den dazugehörigen Ländereien an die Stadt Bregenz. Um 1670 siedelten sich in der Palasruine Eremiten an. Aus der kleinen Klause entwickelte sich im Laufe der Zeit die heutige Wallfahrtskirche. Ihr Schutzpatron ist der Hl. Gebhard, ein Spross der Udalrichinger-Familie. Entgegen der Legende wurde dieser aber nicht hier, sondern 949 in der alten Stadtburg geboren. Er war Bischof von Konstanz und Berater des Kaisers. Seine Reliquien ruhen seit 1802 in der Kirche. Zwischen Westtor und Kirche wurde im 19. Jahrhundert eine kleine Gaststätte eingerichtet, die 1964 wesentlich vergrößert wurde.

Die Ruine von Hohenbregenz liegt auf einem teils überhängenden Felssporn hoch über dem rechten Ufer der Bregenzer Ache. Vom Parkplatz aus erinnert sie noch an die mittelalterliche Burg. Das Hauptportal ist ein zweigeschossiger, durch Zerstörungen und Umbauten stark reduzierter Renaissance-Torbau zwischen vorspringenden halbrunden Flankierungstürmen. Es wurde vermutlich nach Plänen des Baumeisters Giovanni Dominico Prato errichtet. Hofseitig schlossen eine Freitreppe und das Mesnerhaus an. Letzteres wurde 1964 abgebrochen. Betritt man den oberen Burghof, so erkennt man, dass der wie ein Palas wirkende große Bau in Wirklichkeit eine Kirche ist. Als diese nach einem Brand 1791 neu erbaut wurde, benutzte man aus Kostengründen teilweise die Außenmauern des im 13. Jh. errichteten Palas. Dadurch ist auch der fünfseitige spätgotische Erker (um 1400) an der Ostseite erklärlich. 1895/96 wurde die Kirche großzügig restauriert. Ihre Deckenfresken stammen vom Münchner Maler Gebhard Fugel. Sie haben als Thema die Lebensgeschichte des Hl. Gebhard. Vom Westteil der Burg haben sich nur die Grundmauern erhalten, auf denen jetzt das Burgrestaurant steht. Der Stumpf des Brunnenturms im Hintergrund beherbergt die heute noch existierende 36 m tiefe Zisterne. Die zu ihrem Schutz angelegte vorgeschobene Bastei ist fast verschwunden. Hingegen haben sich Teile der Umfassungsmauer aus dem 15./16. Jh. erhalten. Im Mittelabschnitt ist noch Quadermauerwerk aus der Gründungszeit (letztes Viertel des 11. Jahrhunderts) zu erkennen. Das aus Quadersteinen der abgebrochenen Ringmauer errichtete Südrondell wurde vermutlich im Zuge des Appenzellerkrieges 1407 erbaut. Das Nordrondell wurde um 1420 hinzugefügt.

Lage: Vorarlberg/Bodensee – am Gebhardsberg, einem Ausläufer des Pfänders oberhalb der Stadt Bregenz

Ort/Adresse: 6900 Bregenz

Besichtigung: Die Ruine ist frei zugänglich, ebenso die Kirche. Falls diese geschlossen ist, kann der Schlüssel im Restaurant ausgeborgt werden.


Weitere Literatur:


19.09.2004