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Pitten


Der Name Pitten scheint erstmals in einer Freisinger Traditionsnotiz aus dem Jahr 869 auf. Bereits damals befand sich hier eine durch Gräben und Palisaden gesicherte Wallanlage. 907 wurde das den Herren von Ebersberg gehörende Gebiet von den Ungarn erobert. 1042 zogen sie sich nach einer verlorenen Schlacht, die im Umkreis der Burg stattfand, wieder zurück. Das Bestehen einer Burg ist ab 1094 urkundlich gesichert. Sie war eine wichtige Grenzburg, die je nach ihrem Besitzer entweder die Ostgrenze der Karantanischen Mark oder die Westgrenze Ungarns zu sichern hatte. Ein Zweig der Formbacher Grafen, die hier im 12. Jh. herrschten, nannte sich nach Pitten, wodurch auch von einer Grafschaft Pitten gesprochen wurde, was aber rechtlich gesehen nicht richtig war. Eckbert III, der letzte seiner Familie, fiel 1158 in der Schlacht bei Mailand. Seine Witwe vermachte Pitten dem mit ihrem Gatten verwandten Markgrafen Otakar III von Steiermark. Auf Grund des Georgenberger Erbvertrages von 1186 kam die Herrschaft an die Babenberger und wurde somit landesfürstlich. Jene Familie, die mit der Burg belehnt wurde, nannte sich auch wieder nach ihr. Ihre Mitglieder gehörten zu den Ministerialen der Babenberger und zählten zu den mächtigsten Adeligen im heutigen südlichen Niederösterreich. Als Offo von Pitten 1265 ohne männliche Nachkommen starb, heiratete seine Witwe Heinrich von Stubenberg. Nach dessen Tod wurde die Burg vom Landesherrn eingezogen und bis in das 15. Jh. hinein stets verpfändet oder als Lehen vergeben. Die Besitzer wohnten jedoch nicht hier und ließen die Herrschaft von Burggrafen verwalten. Seit 1426 waren diese stets landesfürstlich. 1463 plünderte der Söldnerführer Georg von Vöttau den Ort Pitten und belagerte die Burg.

Die Legende, dass der Burggraf Wolfgang Teufel diese mehrere Jahre lang gegen den ungarischen König Matthias Corvinus verteidigt und dann von diesem für seine Tapferkeit einen vergoldeten Silberbecher erhalten hätte, ist urkundlich nicht belegt. Ein Becher mit einer diesbezüglichen Inschrift befindet sich jedenfalls im Landesmuseum von Schleswig-Holstein in Kiel. Möglicherweise sollte er aber auch nur auf die Treue der Familie Teufel den Habsburgern gegenüber hinweisen und ihre Bemühungen Pitten käuflich zu erwerben, unterstreichen. Ab 1550 war die Herrschaft im Pfandbesitz der Frohnsdorfer Linie der Freiherren von Teufel. 1605 gelang es Hans Christoph von Teufel diesen in freies Eigen umzuwandeln. Er war kaiserlicher Botschafter in Konstantinopel und ein interessierter Orientreisender. Der Ausbau der Burg in eine neuzeitliche Festung erfolgte in seinem Auftrag. Sein Erbe, Christoph Adolf von Teufel, geriet in finanzielle Schwierigkeiten und musste den bereits schwer verschuldeten Besitz 1662 an seinen Schwager Hans Balthasar Hoyos abgeben. Das unruhige 17. Jahrhundert konnte die Burg dank seiner starken Befestigungen gut überstehen. Eine Belagerung durch die Truppen Stephan Bocskais im Jahr 1605 konnte erfolgreich ausgesessen werden. Die türkischen Streifscharen versuchten erst gar keinen Sturm, da ihnen eine Eroberung ohne schwere Artillerie als aussichtslos erschien. Ab dem 17. Jh. war Pitten Teil der Herrschaft Frohsdorf und hatte die gleichen Herrschaftsinhaber. 1822 kam es an die Grafen Pergen. Im 19. Jh. diente die Burg, die ihren Festungscharakter längst verloren hatte, vor allem herrschaftlichen Jagdgesellschaften als Stützpunkt. Nach dem Tod des Grafen von Chambord 1883 kam Pitten an das Haus Parma bzw. Habsburg und gelangte im 20. Jh. in Privatbesitz.

Die Burg liegt oberhalb der Pfarrkirche auf einem Geländesporn, der Schlossberg genannt wird und relativ steil ins Tal abfällt. Von der einst wehrhaften Anlage, wie sie der Vischer-Stich von 1672 noch zeigt, ist nicht viel übrig geblieben. Das relativ große Burgareal wird zur Gänze von einem mit Bastionen verstärkten Bering umschlossen. Er stammt wie auch die erhaltenen Wohnbauten im Wesentlichen aus dem 16. und 17. Jh. Lediglich im Westen haben sich Reste einer hochmittelalterlichen Quadermauer erhalten. Im Bereich der westlichen Eckbastion befand sich eine Poterne, die durch eine Schießscharte der benachbarten Mauer gesichert werden konnte. Im Südosten sperrte die doppelte Toranlage den Zugang zur Hochburg. Hinter dem äußeren zweigeschossigen Torturm gelangt man in einen Zwinger, der nach wenigen Metern durch ein weiteres Tor neuerlich gesperrt wird. Dieses Renaissanceportal besteht aus einem durch Pilaster, Gesimse und Zierquader gegliederten Torbogen mit Wappenstein. Über eine Rampe gelangt man in den großen Burghof. Im Norden des Hofes erstreckt sich die ursprünglich der Hl. Katharina und dann der Hl. Maria geweihte freistehende Burgkapelle. Ihre ungewöhnliche Länge ist auf einen Zubau durch Hans Christoph von Teufel im Jahr 1611 zurückzuführen. Der ältere Teil wird in das 12. Jahrhundert datiert. Das Tonnengewölbe stammt aber vom Umbau im frühen 17. Jh. Eine Türöffnung in der Westwand ermöglichte den direkten Zugang zur Empore des 19. Jh. Die Kapelle wurde nach einer Restaurierung im 19. Jh. profaniert. Hauptgebäude der Anlage ist der Wohntrakt im Osten. Er ist nur mehr der Rest eines geschlossenen vierseitigen Baues und besteht aus dem zweigeschossigen hakenförmigen Renaissancetrakt im Norden und dem dreigeschossigen viereckigen Turm im Süden. Dieser wurde noch 1672 mit einem Zwiebelhelm dargestellt, trägt aber zumindest seit dem 19. Jh. ein Zeltdach. Er wurde 1256 errichtet, doch enthält er nur mehr im Untergeschoß mittelalterliches Mauerwerk. Die Obergeschosse stammen vom Ausbau des 16. Jh. Hans Christoph von Teufel ließ auch den angeblich 140 m tiefen Brunnen in der Mitte des Hofes graben. An ihm wurde von 1605 bis 1611 gearbeitet.

Lage: Niederösterreich/BuckligeWelt – ca. 8 km westlich von Neunkirchen

Ort/Adresse: 2823 Pitten

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


17.09.2004