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Pichl (Mitterdorf)


An der Stelle des heutigen Schlosses befand sich ursprünglich ein Bauerngut. Es wird 1363 erstmals genannt, als Chuntz von Hofstetten dieses landesfürstliche Lehen an Otto von Stubenberg weitergab. 1528 kam der Hof an die Familie Idungspeuger. Georg Idungspeuger ließ die bestehenden Bauten abreißen und an ihrer Stelle 1555 das heutige Schloss errichten. 1594 erwarb Leopold Freiherr von Herberstein die Herrschaft. 1618 war diese im Besitz von Barbara Graßwein. Auf sie folgten Georg Sigmund Galler (1630), Johann Franz von Pichl und 1640 Hanns Christoph Gabelkhoven. Von Maria Anna Freiin von Gabelkhoven kam Pichl 1765 an ihren zweiten Gatten, Joseph Erhard von Kalchberg. Im gleichen Jahr wurde hier Johann Nepomuk Ritter von Kalchberg geboren. Er war der bedeutendste österreichische Dramatiker vor Franz Grillparzer und ein anerkannter Historiker. Zu seinem Werk gehörten vor allem vaterländische Novellen und Ritterstücke. Ab 1793 wechselten die Besitzer der Herrschaft in rascher Folge. Als die Freiherren von Sessler-Herzinger um die Mitte des 19. Jahrhunderts das Schloss und den 215 ha großen Gutsbesitz übernommen hatten, ließen sie umfangreiche Restaurierungsarbeiten durchführen. 1947 wurde Pichl von der steirischen Kammer für Land- und Forstwirtschaft zuerst gepachtet und dann 1954 angekauft. Das gut erhaltene Schloss beherbergt heute die einzige forstliche Ausbildungsstätte der Steiermark. Daneben ist es häufig Schauplatz von kulturellen Veranstaltungen.

Schloss Pichl wurde auf einer Terrasse des Mürztales am Ausgang des Veitschgrabens erbaut. Die dreiflügelige zweigeschossige Anlage umgibt U-förmig einen geräumigen Hof, der bergseitig in einen Park übergeht. Aus der Mauerflucht springen vier quadratische Ecktürme vor. Diese sind zum Teil an der Hofseite mit Medaillons und Bildern geschmückt. Die Türme sind mit spitzen Zeltdächern gedeckt. Den beiden Seitenflügeln sind hofseitig im Erdgeschoß offene Arkaden vorgebaut, während der Mitteltrakt drei, heute verglaste Bogenöffnungen aufweist. Die ansonsten schmucklosen Fassaden erhalten durch die rot-weiß-rot gestrichenen Fensterläden im Obergeschoß einen freundlichen Akzent. Das Schloss war von einer niedrigen Ringmauer umgeben. Teile davon sowie zwei Rundtürme mit Kegeldächern haben sich an der Südseite erhalten. Die Innenräume sind meist zweckmäßig modern eingerichtet. Die seinerzeitige Nepomukskapelle im Nordostturm wurde in einen Lehrsaal umgestaltet. Das einfache Sternrippengewölbe erinnert noch an ihren einstigen Verwendungszweck. In der „Getäfelten Halle“ steht unter ihrer Felderdecke ein wappengeschmückter offener Kamin. In einem Raum des südwestlichen Eckturms hängt das Bild der treulosen „Schlossregerl“ aus dem 18. Jh. Der Sage nach soll diese ungetreue Ehefrau vom Schlossherrn nach dessen überraschender Rückkehr im Nordostturm eingemauert worden sein, wo sie noch heute gelegentlich herumgeistert.

Lage: Steiermark/Mürztal - im nördlichen Ortsteil von Mitterdorf

Ort/Adresse: 8662 Mitterdorf im Mürztal

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


15.09.2004