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Puchberg am Schneeberg


Die Puchberger Burg beherrschte durch ihre Lage das Sierningtal. Sie diente aber nicht nur als Tal- bzw. Straßensperre, sondern war auch bis 1254 Grenzfeste, da zwischen Puchberg und Stixenstein die österreichisch-steirische Landesgrenze verlief. Außerdem war sie natürlich auch Verwaltungssitz der gleichnamigen Herrschaft. Da es allein in Niederösterreich mehrere Orte namens Puchberg gibt, ist eine Zuordnung der mittelalterlichen Quellen nicht immer möglich. Puchberger werden seit 1166 mehrfach genannt, doch ist es fraglich, ob sie in Puchberg am Schneeberg saßen. Der 1230 erwähnte Rudiger de Puchperc ist jedoch bereits klar zu lokalisieren. Seine Ministerialenfamilie ist bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts nachweisbar. Auf sie folgten die Stüchse von Trautmannsdorf, denen neben Puchberg auch Losenheim, Stixenstein und Vöstenhof gehörte. Sie dürften die im ersten Viertel des 13. Jh. errichtete Anlage erneuert haben. Albero der Stuchs verkaufte 1381 diese Güter an Herzog Leopold III, der sie an Hans von Liechtenstein auf Nikolsburg weitergab. Nach dem Sturz des Liechtensteiners zog Herzog Albrecht III 1395 diese Herrschaften ein. Sie blieben nun in Landeseigentum, wurden aber mehrfach verpfändet. 1549 gelang es dem letzten Pfandbesitzer, Johann Baptist Freiherr von Hoyos, sowohl Puchberg als auch Stixenstein als freies Eigen zu erhalten. Herrschaftssitz wurde Stixenstein. Die Puchberger Burg wurde bereits im 17. Jh. vorwiegend als Getreidespeicher genutzt und nicht mehr sehr gepflegt. Bis 1837 war auch die örtliche Schule hier untergebracht. Nach 1858 trug man den Dachstuhl des einstigen Wohngebäudes ab, wodurch der Verfall schnell fortschritt. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges richtete russischer Artilleriebeschuss weiteren Schaden an. Danach versuchte man auf dem Burggelände eine Pelztierzucht zu betreiben. Erste Restaurierungsmaßnahmen wurden in den 50er-Jahren des 20. Jh. gesetzt. Bis in die 70er-Jahre nutzte die Gemeinde die Anlage als Veranstaltungsort, doch musste sie dann aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Die Ruine gehört auch heute noch der Familie Hoyos-Sprinzenstein, die sie aber an die Gemeinde Puchberg verpachtet hat. Um die Sicherung und Erhaltung kümmert sich ein örtlicher Burgverein, der seit 2002 umfangreiche Restaurierungsarbeiten vornimmt. Das Gelände ist noch nicht allgemein zugänglich, doch ist seine Wiedereröffnung geplant.

Die kleine Burg liegt auf einem 15 m hohen Hügel im Südteil des Ortes, unmittelbar neben der Kirche. Ihr Grundriss hat die Form eines unregelmäßigen Trapezes, wobei die längste Seite 38 Meter misst. Erhalten ist lediglich die zwischen 1,5 und 2,2 m starke Ringmauer sowie der an sie angebaute Bergfried. Alle ehemaligen Wohn- und Wirtschaftsgebäude sind verschwunden. Die Außenmauer hat an der Innenseite der Nordfront eine Höhe von ca. 8 m. Der Mauerabsatz für den einstigen Wehrgang ist klar ersichtlich. Die 1,5 m hohe Brustwehr verfügt über rechteckige Zinnen und schmale, ein Meter tief eingeschnittene Scharten. Der einstige Palas befand sich im Süden. Seine Lage ist noch an den Fenstern der Außenmauern zu erkennen. Ein Bild von 1858 zeigt ihn noch mit Satteldach. Damals dürfte der Bau bereits längst als Getreidespeicher gedient haben. Der spätromanische Bergfried ist etwa 19 m hoch. Er ist heute das einzige Gebäude der Anlage. Sein Grundriss ist ein Quadrat von 8 x 8 m Seitenlänge. Seine Mauern sind etwa zwei Meter dick und bestehen aus Bruchsteinen. Die Kanten sind durch Ortsteine und vereinzelte Buckelquader verstärkt. Das Erdgeschoß besitzt einen Eingang aber kein Fenster. Das sekundäre Tonnengewölbe des Erdgeschosses ist heute nicht mehr vorhanden, da es einem Erdbeben zum Opfer fiel. Die übrigen Geschosse wurden durch je ein oder zwei vergrößerte Lichtscharten beleuchtet. Die Wehrplattform ist von einem Zinnenkranz umgeben. Wie die dendrologische Untersuchung eines Balkens ergab, dürfte die Schlägerung des Baumes im Winterhalbjahr 1592/93 erfolgt sein. Man kann daher zumindest einen Umbau des Bergfrieds unter den Hoyos zu Ende des 16. Jh. annehmen. Angriffe auf die Burg waren am ehesten von der Bergseite her zu erwarten. Daher war diese vermutlich durch einen der Ringmauer vorgelegten Graben zusätzlich gesichert. Er ist heute jedoch gänzlich verschwunden. Wegen des unmittelbar anschließenden Schulgebäudes ist auch nicht mehr feststellbar, ob hier noch andere Verteidigungseinrichtungen bestanden.

Lage: Niederösterreich/Alpenvorland - ca. 15 km nordwestlich von Neunkirchen

Ort/Adresse: 2734 Puchberg am Schneeberg

Besichtigung: auf Anfrage möglich


Weitere Literatur:


13.09.2004