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Klamm


Aus einer mit 1134 datierten Formbacher Traditionsnotiz wird abgeleitet, dass in Klamm bereits im 11. Jahrhundert eine Herrschaft bestand, die von Ministerialen der Formbacher verwaltet wurde. Diese Herren von Chlamme werden aber erst in den Jahren 1109 bis 1144 urkundlich fassbar. Nach 1158 scheinen sie als Gefolgsleute der steirischen Markgrafen auf. so wird Ortolf II von Klamm in den sechziger Jahren des 12. Jh. als ministerialis marchionis bezeichnet. Mit seinem Neffen Wigand II starben die Herren von Klamm 1211 aus. Die Burg dürfte anschließend an die mit ihnen verwandten Herren von Pitten gekommen sein. Hermann II von Klamm-Pitten verkaufte 1339 seine Anteile an der Herrschaft an die Herzoge Albrecht, Friedrich, Leopold und Otto. Diese verpfändeten Klamm an Heinrich von Rappach, den Sohn eines schwäbischen Adeligen. Die Herrschaft blieb bis zum Anfang des 15. Jh. im Pfandbesitz seiner Nachkommen und wurde dann vom Landesfürsten wieder eingelöst. Da Kaiser Friedrich III die Kontrolle über die Semmeringstraße nicht mehr aus der Hand geben wollte, wurden von ihm nur mehr Pfleger eingesetzt. Als Matthias Corvinus große Teile Niederösterreichs besetzte, war das vom Pfleger Hans Aichelperger verteidigte Klamm hart umkämpft. Es konnte von den Ungarn erst nach einer längeren Belagerung 1487 eingenommen werden. Dabei wurde der kaiserliche Rat und Feldhauptmann Ulrich von Grafeneck durch eine Kanonenkugel getötet. Als Kaiser Maximilian I wieder in den Besitz der Burg gelangt war, setzte er vorerst wieder Pfleger ein. 1518 übernahm Siegmund Freiherr von Herberstein Klamm als Pfandbesitz. Er war vorwiegend an der Straßenmaut interessiert. Die Burg wurde aber bald nicht mehr sehr gepflegt, so dass sie 1571 bei der Rückgabe an den Landesfürsten schon schwere Schäden aufwies. Die danach amtierenden Pfleger kümmerten sich ebenso wenig um die bauliche Erhaltung wie die rasch wechselnden Pfandherren. Besonders unbeliebt bei der Bevölkerung war Georg Bernhard Freiherr von Ursenbeck, der ständig mit den Bürgern von Schottwien im Streit lag. Erst Matthias Wägele von Walsegg, der die Herrschaft 1642 von Kaiser Ferdinand III als freies Eigen erhielt, investierte um 1663 größere Summen in die Verbesserung der Wehrfähigkeit. Ob die Türken 1529 die Burg erobert und geplündert hatten, ist umstritten. 1683 blieb sie jedenfalls von feindlichen Angriffen verschont. Die Grafen von Walsegg erwiesen sich als vorbildliche Grundherren. Sie richteten in Schottwien ein Spital ein und waren für die Erbauung der Wallfahrtskapelle in Maria Schutz verantwortlich. Durch die Erschließung von Gipslagern sorgten sie für zusätzliche Arbeitsmöglichkeiten der relativ armen Bergbauern. Sie verließen jedoch die Bergfeste und machten ihr prächtig ausgebautes Schloss Stuppach zum Mittelpunkt ihres ausgedehnten Herrschaftsbereiches. Zur Ruine wurde Klamm erst zu Beginn des 19. Jh. 1801 brachte ein Blitzschlag einen Teil der Gebäude zum Einsturz. 1805 wurde die Burg von französischen Soldaten niedergebrannt. Gräfin Karoline Sternberg, geb. Walsegg, verkaufte die Herrschaft 1830 an den Fürsten Johann I von und zu Liechtenstein, der die notwendigsten Erhaltungsarbeiten vornehmen ließ. Er brachte sogar einen Teil seiner Sammlungen in der Halbruine unter. 1942 ging sie wieder in Privatbesitz über. Drei Jahre später wurde sie von den Russen besetzt. Derzeit gehört sie Herrn Richard Worahnik.

Die Ruine liegt auf einem isolierten Felskegel am nördlichen Berghang des Adlitzgrabens. Die Steilabstürze gaben der Burg eine außergewöhnlich gute Sturmfreiheit. Lediglich von Norden her konnte ein Angriff relativ leicht geführt werden. Daher befanden sich hier die stärksten Verteidigungsbauten. Der Weg in die Hauptburg führte durch einen einfachen Torbau und den Zwinger zuerst in die Vorburg. Die westliche Außenmauer hatte an der Innenseite einen hölzernen Wehrgang. In der Vorburg stehen zwei Wohngebäude, die nach Umbauten im 19. und 20. Jh. auch heute wieder diesem Zweck dienen. Das nordöstliche Haus war zur Beherrschung der Straße und des Zwingers bestimmt. Über einen schmalen Weg gelangt man über eine Steinbrücke und durch einen weiteren Torbau in den unteren Hof. Es gab hier keine Zugbrücke. Man dürfte sich damit begnügt haben, bei Gefahr die Bohlen der damaligen Holzbrücke einfach abzuwerfen. Der Torbau ist Teil eines mehrräumigen Gebäudetraktes, der sich im Südosten der Burg erstreckt. Seine südliche Außenwand ist nicht mehr vorhanden. Von hier aus gelangt man über eine Stiege in den westlichen Burghof bzw. zum lang gestreckten Südtrakt über der steil abfallenden Felswand. In diesem Hof befanden sich die Küche, ein Vorratsraum und die Zisterne. Der gesamte Südtrakt ist im Erdgeschoß von einem Tonnengewölbe überdeckt. Das Obergeschoß ist ohne Dach. Von der Halle aus gelangt man in den oberen Hof der eigentlichen Hochburg.

Hier an der höchstgelegenen Stelle der gesamten Anlage befinden sich ihre wichtigsten Teile, der zweigeschossige Palas, die Kapelle und der Bergfried. Bei dem als Verlies bezeichneten Felsenkeller unterhalb des Hofes dürfte es sich vermutlich um eine ehemalige Zisterne handeln. Der im 14. Jh. aus grobblockigen Bruchsteinen errichtete Palas wurde im 19. Jahrhundert restauriert, worauf schon das neugotische Portal im Erdgeschoß hinweist. Dahinter wurde im Stil des Burgenhistorismus eine Burgküche eingerichtet. Das Obergeschoß wurde als Rittersaal adaptiert. Die 1451 errichtete Kapelle ist ein freistehender einfacher Saalbau mit 3/8-Chorschluss und Giebeldach. Die Fenstergewände und das Schulterbogenportal an der Westseite sind spätgotisch, während der Dachgiebelaufbau und das Maßwerk von der Restaurierung 1833 stammen. Auf dem Flügelaltar von 1520 sind Tafelmalereien, die den Hl. Simon und den Hl. Johannes d. T. zeigen, zu sehen. Die spätgotischen Kirchenbänke stammen aus der zweiten Hälfte des 15. Jh. Der interessanteste Bauteil der Burg ist der in mehreren Bauphasen entstandene Bergfried. Seinen Grundriss bilden zwei Kreise, die sich in der Form einer 8 schneiden. Er besteht aus zwei Turmschächten, die im unteren Bereich durch eine Öffnung verbunden sind. Seine eigenartige Form erklärt sich dahingehend, dass der eine Turm bereits in der Gründungsphase der Burg in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut, später abgetragen und dann wiedererrichtet wurde während der andere in der ersten Hälfte des 13. Jh. entstand. Im 15. Jh. wurde im alten Turm ein neuer Eingang ausgebrochen und eine Wendeltreppe eingebaut. Im Norden des Bergfrieds ist ein Zwinger zur Flankenbestreichung des Burgweges vorgelagert, der durch ein Tor mit der Vorburg verbunden ist. Seine bis zum Steilabsturz reichende Außenmauer ist durch zwei Schalentürme verstärkt, von denen der eine einen halbrunden und der andere einen quadratischen Grundriss aufweist.

Lage: Niederösterreich/Semmeringgebiet – ca. 2 km oberhalb von Schottwien

Besichtigung: nicht möglich


Weitere Literatur:


05.09.2004